Thorsten Fink bricht sein Schweigen
«Ich habe Fehler gemacht»

Vor einem Monat verliert Thorsten Fink seinen Job bei GC. Nun gibt er im BLICK sein erstes Interview.
Publiziert: 10.04.2019 um 13:09 Uhr
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Aktualisiert: 10.04.2019 um 14:40 Uhr
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Thorsten Fink wurde vor rund einem Monat bei GC entlassen.
Foto: Keystone
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Andreas Böni

Thorsten Fink sitzt im Zug. Der Ex-GC-Trainer besucht eine Sportler-Gala in Wien. Vor knapp einem Monat wurde er entlassen, sein Nachfolger Tomislav Stipic ist auch schon wieder weg. Die meiste Zeit verbringt Fink nun in München, wo seine Frau und seine Kinder (12 und 13) leben. «Es ist schön, jetzt die Familien-Zeit zu haben, die im Trainer-Job oft zu kurz kommt.» In Zürich wohnte Fink alleine, bei GC steht er noch bis Sommer unter Vertrag.

Thorsten, wie erleben Sie den ganzen Umsturz aus der Ferne?
Thorsten Fink: Es schmerzt sehr, dass alles so kam. Die Menschen Stephan Anliker, Manuel Huber und Mathias Walther tun mir leid. Aber ich bin der letzte, der auf jemanden zeigt – ich werde nicht nachtreten und schiebe nichts auf andere. Auch ich habe Fehler gemacht.

Welche konkret?
Wir haben zum Beispiel den einen oder anderen zurückgeholt, wo man sagen muss, den hätten wir uns besser nochmals angeschaut. Dann haben wir es nicht geschafft, Führungsspieler aufzubauen, die eine Achse bilden und die Mannschaft aus dem Dreck ziehen. Da hätte ich innerhalb des Teams die Weichen besser stellen müssen. Die Hierarchie hat nicht gestimmt. Und wir haben nie den Offensiv-Fussball gespielt, für den ich stehe.

Warum nicht?
Es hat einfach nicht gepasst, so ehrlich muss man sein. Und es war auch ein bisschen Pech dabei, von Anfang an. Im ersten Saisonspiel gegen YB spielen wir gut, bekommen bei 0:0 keinen Penalty, dann Gelb-Rot und verlieren. Wie die zwei Spiele danach und schon bist Du in einer Negativ-Spirale... So ist es im Fussball.

Aber das ist schönfärberisch. Weil Sie Ihre Spieler bis aufs Blut schützten, wurde bei uns auf der Redaktion gescherzt: «Thorsten Pink – er sieht GC durch die rosarote Brille».
Ja, das ist meine Philosophie, mich immer vor die Spieler zu hauen und immer positiv zu sein. Aber klar, wenn Du das immer so sagst und Du bist Zehnter, dann nimmt dir das irgendwann keiner mehr ab. Aber eben, ich habe immer noch das Gefühl, dass wir auf dem Weg waren. Aber so ein Umbruch braucht Zeit, die man bei einem Klub wie GC, dem Rekordmeister, nicht hat. Ich kenne das Geschäft. Und es half auch nicht, dass wir finanziell immer wieder Probleme hatten. Wenn die Fronten oben nicht geklärt sind, kannst Du unten auch schlecht Leistung bringen. Es ging wie ein schlechter roter Faden durch Verein. Ich habe jede Mannschaft dahin gebracht, wo sie der Klub haben wollte. Nur bei GC nicht.

Hätten Sie das Ruder herumgerissen?
Das will ich nicht sagen. Aber ich glaube, dass jene Änderungen, die wir strukturell gemacht haben, mittelfristig gefruchtet hätten. Wenn alle Leute mal zwei Jahre miteinander hätten arbeiten können, hätte man die Früchte geerntet. Ich bin überzeugt, dass das Kader gut genug ist, um unter die Top 5 zu kommen – aber eben, es hätte Zeit gebraucht. Nun beginnt GC wieder bei Null.

Erich Vogel, die graue Eminenz, lieferte sich einen Machtkampf mit Ex-Präsident Anliker. Und war gegen Huber und Walther. Wie spürten Sie Vogel?
Ich habe ihn nie getroffen. Und als Trainer konzentrierte ich mich auf die Mannschaft und nicht auf Machtkämpfe. Aber natürlich habe ich mitbekommen, dass meinen Kollegen immer wieder Knüppel zwischen die Beine geworfen wurden. Das wünschst Du niemandem, dass immer so viele Dinge an die Öffentlichkeit gelangen. So kann kein Verein der Welt Erfolg haben.

Der neue Präsident Stephan Rietiker kündigte an, mit Vogel wieder das Gespräch zu suchen.
Es ist doch klar, dass man sich jetzt wieder im Verein einnistet. Und man die neuen Leute jetzt versucht zu installieren.

Ein Vertrauter von ihm ist Uli Forte. Wie sehen Sie Ihren Nach-Nachfolger?
Positiv. Ob als Mensch oder als Trainer. Wenns einer schafft, GC zu retten, dann Uli. Und auch wenn er absteigt, ist er der richtige: Er hat den FCZ auch von der Challenge League in die Europa League geführt. Das lässt mich auch heute noch auf eine gute GC-Zukunft hoffen.

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Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Zürich
FC Zürich
14
7
26
2
FC Basel
FC Basel
14
20
25
3
FC Lugano
FC Lugano
14
6
25
4
Servette FC
Servette FC
14
2
25
5
FC Luzern
FC Luzern
14
4
22
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
14
6
20
7
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
14
2
20
8
FC Sion
FC Sion
14
0
17
9
BSC Young Boys
BSC Young Boys
14
-5
16
10
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
14
-10
15
11
FC Winterthur
FC Winterthur
14
-21
11
12
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
14
-11
9
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