Man war der Meinung, der letzte Tatort in Luzern sei gedreht. Stimmt nicht. Die neuste und schmutzigste Folge wird jetzt vom FC Luzern gespielt. In den Hauptrollen: Bernhard Alpstaeg, Marco Sieber und ein Privatdetektiv. Auch sexuelle Verfehlungen gehören zum Krimi.
Hier der hemdsärmlige und unzimperliche Machtmensch Bernhard Alpstaeg. Er befiehlt und zahlt. Und ist vieles, aber sicher kein Mann für den diplomatischen Dienst, auch kein Mann für ein demokratisches Führungsgremium.
Auf der anderen Seite Marco Sieber, der einst als VR-Präsident mit einem Hang zur Intrige einen völlig überforderten Eindruck hinterliess. Er blieb nach seinem Rücktritt Aktionär, hat Samih Sawiris und den väterlichen Hans Schmid hinter sich geschart und instrumentalisiert nun die Lokalpresse im erbitterten Kampf gegen Mehrheitsaktionär Alpstaeg.
Das Drehbuch ist allerdings sehr kompliziert. Und den Überblick kann man schnell verlieren. Darum ein Blick zurück.
Ursprung des Schlamassels
Der ehemalige Präsident Walter Stierli führte den Verein eng. Da herrschte zumindest führungsmässig Ruhe. Aber Stierli steht trotzdem am Ursprung des heutigen Schlamassels. Er entwickelte ein Investorenmodell. Wer Aktionär wird, zahlt für 10 Prozent der Aktien drei Millionen. Will man seine Aktien verkaufen, haben die bisherigen Aktionäre ein Vorkaufsrecht.
Stierli holte potente Geldgeber und Geschäftsleute in den Klub. Allen voran Bernhard Alpstaeg, der auch beim Neubau des Stadions für die finanzielle Absicherung sorgte. 2014 trat Stierli aus dem Verwaltungsrat zurück. 2015 übergab er sein Aktienpaket der Holding. Gemäss dem von ihm initiierten Aktienbindungsvertrag ist es 7,5 Millionen Franken wert.
Alpstaeg will das Paket. Aber nicht für 7,5 Millionen. Die anderen Aktionäre sträuben sich. Und gestern wird publik, dass Alpstaeg gehörig Druck ausgeübt hat. Er hat einen Privatdetektiv engagiert und eine Klage eingereicht. «Sollte es zu einer gerichtlichen Verhandlung kommen, dann wird ganz viel Dreck an die Oberfläche gespült. Eine Ehe geht in die Brüche, und es werden sexuelle Verfehlungen bekannt», sagt er dem Anwalt der Gruppe um Marco Sieber.
500' 000 Fr. statt 7,5 Mio.
Das Lager Sieber gibt nach, die Klage wird zurückgezogen. Alpstaeg erhält das Aktienpaket und wird auch offiziell zum Mehrheitsaktionär. Zum Preis von 500 '000 Franken statt für 7,5 Millionen. In den Augen von Alpstaeg ist das angesichts seines grossen Engagements ein fairer Preis, den er Stierli bezahlt.
Stierli will sich zum grossen Krach nicht äussern. «Es bringt nichts, wenn ich mich nun auch noch öffentlich in diesen Zwist eingebe», lässt er sich gegenüber BLICK vernehmen. Mittlerweile ist es nur noch ein einziger Scherbenhaufen rund um die Führung dieses Traditionsklubs. Da rücken selbst die derzeitigen sportlichen Probleme in den Hintergrund.
Wie endet dieser letzte Luzerner «Tatort»? Sicher mit einem Paukenschlag. Eine Einigung ist nicht in Sicht, eine gemeinsame Lösung in der derzeitigen Konstellation scheint ausgeschlossen. Alpstaeg, aber auch seine Widersacher Marco Sieber, Samih Sawiris und Hans Schmid sind aus dem Verwaltungsrat ausgetreten. Und weil sich die Gruppe um Sieber das Aktienpaket von Pneu Bösiger sicherte, fehlt Alpstaeg zusammen mit dem «neutralen» Josef Bieri die Zweidrittelmehrheit, die es braucht, um zu entscheiden. Eine Pattsituation, aus der es derzeit kein Entrinnen gibt.
Alex Frei, früherer FCL-Sportchef, sagte nach seinem Abgang: «Ich habe gewusst, dass der FCL ein Haifischbecken ist. Aber ich konnte nicht ahnen, wie viele Haie darin schwimmen.» Seine Worte sind so aktuell wie nie.
Ein Kommentar von BLICK-Sportchef Felix Bingesser
Ohne Bernhard Alpstaeg gäbe es in Luzern kein neues Stadion, und ohne ihn gäbe es den Klub in dieser Form nicht. Dass Alpstaeg mit seiner Art auch Leute vor den Kopf stossen kann, ist bekannt. Aber seine Verdienste rund um den FCL sind enorm.
Dass sein Gegenspieler Marco Sieber nun versucht, Alpstaeg mit der Unterstützung der Lokalzeitung zum schwarzen Schaf zu stempeln, ist ein plumpes Manöver und der jüngste Tiefpunkt rund um dieses immer schmutzigere Führungsgerangel.
Gibt es eine Lösung? Ein Miteinander von Mehrheitsaktionär und Stadionbesitzer Alpstaeg und Sieber gibt es nicht. Dabei geht es dem schwerreichen Alpstaeg nicht ums Geld. Er ist gekränkt und verletzt.
Aber das Feld einfach Sieber überlassen wird er nicht. «Das wäre ja noch schöner», hat er kürzlich dazu gesagt. Und dass sich der eitle Sieber im Sinne der Sache zurückzieht, scheint ebenfalls ausgeschlossen.
Darum ist die grosse Frage, was Samih Sawiris macht. Der schwerreiche ägyptische Geschäftsmann dürfte von der derzeitigen Schlammschlacht angewidert sein. Er hätte die Mittel, um bei einem Rückzug von Alpstaeg und Sieber den Klub als Mehrheitsaktionär wieder in ruhigere Gewässer zu führen. Ob er auch die Lust und die Motivation dazu hat, ist offen.
Klar ist nur eins: Was ein solches Macht- und Führungsgerangel anrichten kann, hat man zuletzt bei GC gesehen. Auch dort hat sich der Verein scheibchenweise gleich selber demontiert. Und ist in den
Niederungen der Challenge League verschwunden.
Ein ähnliches Szenario könnte sich in der Innerschweiz wiederholen. Denn solch gravierende Turbulenzen mit ständigen negativen Schlagzeilen schaden nicht nur dem Image. Sie dürfen zwar für Trainer und Spieler kein Alibi sein. Aber sie können sich durchaus auch auf die sportliche Entwicklung auswirken. So wie bei GC.
Und die Formkurve des FCL zeigt ja derzeit nicht gerade steil nach oben.
Ein Kommentar von BLICK-Sportchef Felix Bingesser
Ohne Bernhard Alpstaeg gäbe es in Luzern kein neues Stadion, und ohne ihn gäbe es den Klub in dieser Form nicht. Dass Alpstaeg mit seiner Art auch Leute vor den Kopf stossen kann, ist bekannt. Aber seine Verdienste rund um den FCL sind enorm.
Dass sein Gegenspieler Marco Sieber nun versucht, Alpstaeg mit der Unterstützung der Lokalzeitung zum schwarzen Schaf zu stempeln, ist ein plumpes Manöver und der jüngste Tiefpunkt rund um dieses immer schmutzigere Führungsgerangel.
Gibt es eine Lösung? Ein Miteinander von Mehrheitsaktionär und Stadionbesitzer Alpstaeg und Sieber gibt es nicht. Dabei geht es dem schwerreichen Alpstaeg nicht ums Geld. Er ist gekränkt und verletzt.
Aber das Feld einfach Sieber überlassen wird er nicht. «Das wäre ja noch schöner», hat er kürzlich dazu gesagt. Und dass sich der eitle Sieber im Sinne der Sache zurückzieht, scheint ebenfalls ausgeschlossen.
Darum ist die grosse Frage, was Samih Sawiris macht. Der schwerreiche ägyptische Geschäftsmann dürfte von der derzeitigen Schlammschlacht angewidert sein. Er hätte die Mittel, um bei einem Rückzug von Alpstaeg und Sieber den Klub als Mehrheitsaktionär wieder in ruhigere Gewässer zu führen. Ob er auch die Lust und die Motivation dazu hat, ist offen.
Klar ist nur eins: Was ein solches Macht- und Führungsgerangel anrichten kann, hat man zuletzt bei GC gesehen. Auch dort hat sich der Verein scheibchenweise gleich selber demontiert. Und ist in den
Niederungen der Challenge League verschwunden.
Ein ähnliches Szenario könnte sich in der Innerschweiz wiederholen. Denn solch gravierende Turbulenzen mit ständigen negativen Schlagzeilen schaden nicht nur dem Image. Sie dürfen zwar für Trainer und Spieler kein Alibi sein. Aber sie können sich durchaus auch auf die sportliche Entwicklung auswirken. So wie bei GC.
Und die Formkurve des FCL zeigt ja derzeit nicht gerade steil nach oben.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Lugano | 18 | 6 | 31 | |
2 | FC Basel | 18 | 21 | 30 | |
3 | FC Lausanne-Sport | 18 | 9 | 30 | |
4 | FC Luzern | 18 | 3 | 29 | |
5 | Servette FC | 18 | 2 | 29 | |
6 | FC Zürich | 18 | -1 | 27 | |
7 | FC Sion | 18 | 4 | 26 | |
8 | FC St. Gallen | 18 | 6 | 25 | |
9 | BSC Young Boys | 18 | -4 | 23 | |
10 | Yverdon Sport FC | 18 | -12 | 17 | |
11 | Grasshopper Club Zürich | 18 | -10 | 15 | |
12 | FC Winterthur | 18 | -24 | 13 |