Das Spiel
In bisher 20 Super-League-Einsätzen gelangen GC-Stürmer Adama Bojang nur gerade mal drei Tore. Eins alle 308 Spielminuten. Und in den 90 Minuten am Sonntagnachmittag? Da trifft der junge Gambier (20) gleich dreifach – verschafft GC so etwas Luft im Abstiegskampf und vermiest Luzern den Sprung zurück in die Super-League-Spitzengruppe.
Dieser dürfte Luzern-Trainer Mario Frick wohl sicher budgetiert haben, verlor man doch im Mai 2023 zuletzt gegen die Hoppers. Doch kaum ist angepfiffen, sind diese Gedankenspiele Geschichte. Die Hoppers legen mutig los, setzen offensiv Nadelstiche – und gehen nach 14 Minuten verdient in Front. Vom Führungstreffer offensichtlich beflügelt, erhöht Abels nur sieben Minuten später traumhaft per Volley. Doch der VAR kassiert den Treffer wegen eines Abseits wieder ein.
Und die Luzerner? Die sind völlig von der Rolle – was FCL-Coach Frick offensichtlich ziemlich auf die Palme bringt. Nach einer halben Stunde nimmt er gleich drei Spieler vom Feld – Höchststrafe! Das deutliche Zeichen Fricks zeigt kurzzeitig Wirkung. Luzern spielt mutiger auf, trifft zum Ausgleich – fängt sich dann aber zwei weitere Bojang-Tore und verliert letztlich verdient mit 3:1.
Die Tore
14. Minute, Adama Bojang, 1:0. Slapstick pur in der FCL-Defensive! Freimann spielt einen viel zu kurzen Rückpass auf Goalie Loretz. Dieser will klären, doch Irankunda blockt den Ball. Er landet schliesslich bei Knezevic, der Bojang direkt in die Füsse spielt. Dieser nimmt dankend an, legt sich die Kugel noch zurecht und versenkt sie dann in der weiten Ecke.
54. Minute, Pius Dorn, 1:1. Rrudhani treibt den Ball bis vor den Sechzehner und spielt dann clever nach rechts auf Dorn. Dieser lässt Persson und Abels etwas gar einfach stehen und schiebt die Kugel ins lange Eck.
56. Minute, Adama Bojang, 2:1. Irankunda nimmt im Mittelfeld Tempo auf und lanciert dann Schmitz im Strafraum. Dieser spielt von der Grundlinie in den Fünfmeterraum zu Bojang, der den Ball ins Tor schiebt.
72. Minute, Adama Bojang, 3:1. Lupi setzt sich im Laufduell gegen Ciganiks durch und schlägt anschliessend eine Flanke mit Drall vom Tor weg in die Mitte. Dort schleicht sich Bojang zwischen Knezevic und Freimann davon und nickt zum 3:1 ein.
Die Stimmen (gegenüber Blue)
Mario Frick: «Mir fehlen gerade die Worte und das heisst etwas bei mir. Die Körpersprache und all das, was es braucht, um einen grossen Sprung nach vorne zu machen, hat uns heute gefehlt. Wir hätten uns vorne festsetzen können, haben das aber abermals verpasst. Heute ist ein gebrauchter Tag. GC hat das Spiel absolut verdient gewonnen. Der nächste Gegner tut uns gut, das ist YB. Da kommt man sicher nicht auf dumme Gedanken, dass fünf oder zehn Prozent weniger reichen. Es geht mir darum, wie wir heute aufgetreten sind und das schockiert mich.»
Adama Bojang: «Wir haben heute eine gute Reaktion gezeigt. Es ist ein grosser, grosser Sieg für uns. Es ist wunderbar heute. Ich hatte einen schwierigen Start, jetzt kommen die Tore. Aber das heute war auch eine tolle Teamarbeit.»
Der Beste
Die Wahl fällt nach seiner Triplette wenig überraschend auf Adama Bojang. Der 20-Jährige aus Gambia brilliert im Duell mit dem FCL in jeglicher Beziehung. Beim 1:0 fällt der GC-Stürmer mit seiner formidablen Technik auf, bei seinen Saisontoren 4 und 5 demonstriert die Leihgabe von Stade Reims, weshalb ihm künftig auch in der Ligue 1 eine ansprechende Karriere zuzutrauen ist. Das Talent verfügt über «le nez», über den richtigen Riecher, wie die Franzosen zu sagen pflegen.
Der Schlechteste
Die Kandidatenliste seitens der teilweise total konfusen Innerschweizer ist lange. Wir entscheiden uns für einen jenes Trios, das Mario Frick nach 33 ungenügenden Minuten mit der Auswechslung regelrecht erlöste: Bung Meng Freimann (19) stösst im 16. Super-League-Spiel seiner Karriere und nach vielen guten Auftritten erstmals ans körperliche Limit. Mit seinem ungeschickten Rückpass steht er vor dem 0:1 Bojangs am Anfang eines ungemütlichen Luzerner Nachmittags.
Das gab zu reden
Der dreifache Wechsel in der 33. Minute beim FCL. Coach Mario Frick greift nach einer desolaten Startphase ein und durch: Für Bung Meng Freimann, Levin Winkler und Severin Ottiger, drei aus dem umfangreichen FCL-Talent-Pool, ist nach diversen Fehlern und Problemen mit der GC-Intensität frühzeitig Dienstschluss. Die erhebliche taktische Massnahme verzögert den Einbruch hingegen nur, zu verhindern ist der Fehltritt der Innerschweizer damit nicht (mehr). Das Joker-Trio Ciganiks/Stankovic/Karweina wertet die FCL-Performance kaum auf. Im Gegenteil: Nach dem temporären Ausgleich verlieren Ciganiks und Co. Mal für Mal die Orientierung.
Die Schiris
Beim vermeintlichen 2:0 der Hoppers durch Dirk Abels fordert Sven Wolfensberger den VAR-Support an. Die Offside-Position von Giotto Morandi, der beim Angriffszug als Vorlagengeber massgeblich beteiligt ist, wird erst mit leichter Verzögerung erkannt. Ansonsten fällt der angehende Pädagoge auf dem Rasen durch seine wohltuende Ruhe und klare Kommunikation mit den Akteuren auf.
Die Fans
Für die schwächste Heim-Equipe der Super League interessiert sich in Zürich nur noch eine überschaubare Anzahl von Fussball-Aficionados. Im Duell mit dem FCL sind 6342 vor Ort. Der Wert entspricht wohl eher der Realität als die dank zwei Heim-Derbys gegen den FCZ (mit über 40’000 Zuschauern) geschönte Durchschnitt von knapp 6800 Zuschauern. Der GC-Kurve ist anzurechnen, dass sie die Nummer 11 der Liga pausenlos antreibt und mit dem ersten Heimsieg gegen Luzern seit dem 13. Mai 2023 entschädigt wird.
So gehts weiter
GC misst sich am nächsten Samstag um 18 Uhr mit dem Direktkonkurrenten Yverdon. Der FC Luzern empfängt tags darauf um 16:30 Uhr Meister YB zum Spitzenkampf.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Basel | 31 | 31 | 55 | |
2 | Servette FC | 31 | 8 | 51 | |
3 | BSC Young Boys | 31 | 11 | 50 | |
4 | FC Luzern | 31 | 6 | 48 | |
5 | FC Lugano | 31 | 3 | 48 | |
6 | FC Zürich | 31 | 1 | 47 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 31 | 7 | 44 | |
8 | FC St. Gallen | 31 | 2 | 43 | |
9 | FC Sion | 31 | -9 | 35 | |
10 | Yverdon Sport FC | 31 | -18 | 33 | |
11 | Grasshopper Club Zürich | 31 | -11 | 30 | |
12 | FC Winterthur | 31 | -31 | 24 |