Das Spiel
Ein sportlich über lange Zeit langweiliger Match hat am Ende dennoch viel zu erzählen. Mit Tsawas Tor zum entscheidenden 1:0 sichert ein 18-Jähriger mit seinem ersten Profi-Tor spät den Zürcher Sieg. Und den ersten Aufreger gibts dank der Südkurve schon vor Spielbeginn.
Wie sagt man so schön: Schweigen und eine kurze Textnachricht sagen mehr als tausend Worte – oder so ähnlich. Bei der Startelf-Vorstellung von Steven Zuber, der bei seinem FCZ-Debüt von Anfang an spielt, bleiben die Fans anders als bei seinen Teamkollegen still. Wenig später bringt ein Banner ihre kritische Haltung gegenüber dem Ex-Hopper zum Ausdruck. «Zuber: Keis Goal wird dich je zum FCZ-ler mache» – ein kalter Empfang im kalten Letzigrund, auch wenn beleidigende Gesänge, anders als im Dezember, ausbleiben.
Auf dem Platz tut sich lange wenig Erwärmendes. Der FCZ ist zwar bemüht, dominant aufzutreten, bringt die kompakt stehenden Waadtländer aber kaum in Bedrängnis. Die Ausnahme: Nach einem Zuber-Freistoss von links sind sich Yverdon-Goalie Bernardoni und Sauthier nicht einig, sodass der Ball von Denoons Kopf an der Grenze des Fünf-Meter-Raums Markelo vor die Füsse fällt. Der trifft das leere Tor nicht. Wenn spielerisch etwas geht, hat Neuzugang Zuber meist seine Füsse im Spiel.
In der zweiten Halbzeit zeigen beide Teams mit fortschreitender Spieldauer etwas mehr Mut zum Risiko. Vor beiden Toren wird es immer wieder gefährlich. Alles in allem haben die Hausherren die besseren Chancen, weshalb der Sieg – trotz überschaulicher Leistung – in Ordnung geht.
Das Tor
87. Minute, Cheveyo Tsawa, 1:0. Ein Marchesano-Freistoss von rechts rauscht an allen – inklusive Goalie – vorbei. Am weiten Pfosten springt der Ball nach einem Zweikampf zwischen Yverdons Marques und dem eingewechselten Reverson dem 18-jährigen Torschützen vor die Füsse, der nur noch einzuschieben braucht.
Die Stimmen
«Ein bisschen tschutten kann ich immer noch», sagt Steven Zuber, als er bei Blue darauf angesprochen wird, dass er einer der Aktivposten beim FCZ war. «Auf dem Platz ist das egal. Man spielt für den Verein, der einen zahlt. Umso schöner ist es, wenn man gewinnt. Das ist ein schöner Start. Es wurde viel über die Vergangenheit geredet. Irgendwann ist glaube ich auch mal gut. Ich bin jetzt beim FCZ und wie ich bereits gesagt habe, bin ich glücklich, hier zu sein. Ich hoffe, es geht so weiter», sagt er zu den Reaktionen der Fans.
Ist das Schweigen der Fans ein Schritt vorwärts im Gegensatz zu beleidigenden Gesängen? Zuber lacht über die Frage. «Ob es ein Schritt vorwärts ist, weiss ich nicht. Ich habe schon gesagt, ich verstehe die Leute. Jeder Mensch hat das Recht, sich zu äussern. Ich habe die Reaktionen erwartet, das ist auch logisch. Im Fussball muss man Leistung zeigen, um es (die Fans, d. Red.) sich zurück zu arbeiten», erklärt sich Zuber gegenüber Blick.
Es macht mich sehr glücklich, das erste Tor für den FCZ geschossen zu haben. Und umso schöner, dass wir die drei Punkte geholt haben. Es ist ein Meilenstein, den ich erreicht habe. Mein Vater wird sicher stolz sein. Er war auf der Tribüne. Ich werde jetzt dann mal zu ihm gehen», äussert sich Torschütze Tsawa gegenüber Blue.
«Es ihm, wie dem Rest der Mannschaft noch nicht alles gelungen. Aber der Einsatz und der Wille waren da», lobt Captain Yanick Brecher seinen neuen Mitspieler in der Mixed Zone. «Er wusste, was ihn mit dem Wechsel erwartet. Er wird sich mit Leistungen wie heute – vor allem, wenn dann noch das ein oder andere Tor oder Assists dazukommen – das Wohlwollen der Zuschauer erarbeiten.»
Der Beste
Daniel Denoon kommt zu seinem erst zweiten Einsatz in der Super League. Erst 45 Minuten ist er zuvor in der höchsten Liga auf dem Platz gestanden. Aber der 20-Jährige spielt in der Innenverteidigung des FCZ, als mache er das schon seit Jahren.
Der Schlechteste
Ach, da könnten ganz viele Namen stehen. Die Wahl fällt auf Jahnoah Markelo, weil ihm nicht nur wenig gelingt. Er trifft auch noch in der 39. Minute das leere Tor nicht.
Das gab zu reden
Der FCZ macht tatsächlich ernst. Der bisherige Abwehrchef Nikola Katic ist nicht einmal im Aufgebot, er wartet darauf, dass sein Wintertransfer klappt. Ur-FCZler Mirlind Kryeziu sitzt nur auf der Bank. Er hat seinen im Sommer auslaufenden Vertrag nicht verlängert. Stattdessen spielt in der Innenverteidigung mit Daniel Denoon ein 20-Jähriger zum zweiten Mal in seinem Leben von Anfang an in der Super League spielt (siehe «Der Beste»).
Die Schiris
Ancillo Canepa outet sich in der Pause nicht gerade als Fan von Johannes von Mandach. Der FCZ-Präsident nervt sich darüber, dass Yverdon die Zürcher Angriffe häufig per Foul bremst und sagt auf Blue: «Ich glaube langsam, der Schiedsrichter kennt den Unterschied zwischen Rugby und Fussball nicht.» Tatsächlich wartet von Mandach bis zur 51. Minute mit seiner ersten gelben Karte – und die sieht Dion Kacuri für Reklamieren. Aber das Spiel leitet der Schiedsrichter durchaus vernünftig.
Die Fans
Temperaturen am Gefrierpunkt, Yverdon als Gegner: Trotzdem werden 11’877 Zuschauende vermeldet. Darunter 46 Menschen im Gästesektor. Vor dem Spiel wird mit einer Schweigeminute Werner Leimgruber gedacht. Der einstige FCZ-Spieler (drei Meistertitel, zwei Cupsiege, ein Halbfinal im Meistercup gegen Real Madrid) ist im Januar mit 90 Jahren gestorben. Geschwiegen wird auch bei der Vorstellung von Steven Zuber (siehe «Das Spiel»).
So gehts weiter
Der FCZ spielt in einer Woche in Luzern (16.30 Uhr). Für Yverdon gehts bereits am Samstag zu Hause gegen Servette (18 Uhr).
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Lugano | 19 | 6 | 32 | |
2 | FC Basel | 19 | 21 | 31 | |
3 | FC Lausanne-Sport | 19 | 9 | 31 | |
4 | FC Luzern | 19 | 3 | 30 | |
5 | Servette FC | 19 | 2 | 30 | |
6 | FC Zürich | 19 | 0 | 30 | |
7 | FC St. Gallen | 19 | 6 | 26 | |
8 | FC Sion | 19 | 3 | 26 | |
9 | BSC Young Boys | 19 | -4 | 24 | |
10 | Grasshopper Club Zürich | 19 | -9 | 18 | |
11 | Yverdon Sport FC | 19 | -13 | 17 | |
12 | FC Winterthur | 19 | -24 | 14 |