Das Spiel
Zum ersten Mal seit zweieinhalb Jahren zieht der FCZ im Klassiker gegen den FCB wieder mal den Kürzeren. Es ist nicht die Not-Abwehr (siehe «Das gab zu reden I»), welche die Stadtzürcher ins Verderben stürzt, sondern ein schwach getretener Penalty von Mounir Chouiar, den Marwin Hitz in der 33. Minute problemlos hält.
Brutal bitter für den FCZ: Unmittelbar nach Chouiars Elfmeter-Flop gehen die Gäste durch Kevin Carlos nach einer Standardsituation in Führung (36.). Das Moniz-Team muss sich vorkommen, als wäre es im falschen Film. Der FCZ tritt im Letzigrund mutig auf, hat die klareren Aktionen vor dem Seitenwechsel, schafft es mit schnellem Umschaltspiel immer wieder, Basel zu überrumpeln. Nur eben: Das Heimteam liegt zur Pause 0:1 hinten.
Und daran ändert sich bis zum Schluss nichts mehr. Denn Hitz zeigt einmal mehr eine starke Partie. Genial, wie der FCB-Keeper bereits in der ersten Halbzeit mit einem Top-Reflex auf der Linie Juan José Perea (stark abseitsverdächtig) am Torerfolg hindert (24.). Auch den Schuss von Steven Zuber pariert Hitz (66.). Umeh Emmanuel kommt ebenfalls nicht am 37-Jährigen, der am letzten Sonntag seinen Vertrag bis 2026 verlängert hat, vorbei (73.).
Die Bebbi sind in den zweiten 45 Minuten präsenter als zuvor. Die Einwechslung von Philip Otele verhilft der FCB-Offensive zu mehr Schwung. Doch ein zweiter Treffer bleibt dem besten Angriff der Liga verwehrt. Kevin Carlos verpasst die Vorentscheidung, als er alleine auf Yanick Brecher zustürmt, weil der FCZ-Keeper glänzend mit dem Fuss klärt (59.). Anton Kade scheitert in der 80. Minute am Pfosten.
Das Tor
36. Minute, Kevin Carlos, 0:1. Bei einem Freistoss von Xherdan Shaqiri stimmt die Zuordnung in der FCZ-Defensive nicht. Kevin Carlos darf ungestört ins lange Eck einnicken.
Die Stimmen
Yanick Brecher (gegenüber Blue): «Unglaublich bitter, dass wir diesen Match verlieren. Dieses Standard-Gegentor darf so nicht passieren. Wir zeigten eine engagierte Leistung nach dieser turbulenten Woche, darum ist das Resultat sehr enttäuschend.»
Marwin Hitz (gegenüber Blue): «Unsere erste Halbzeit war schlecht. Durch unsere starke zweite Halbzeit geht der Sieg aber in Ordnung. Man sah: Aufgrund der Aufstellung hatte der FCZ nicht viel zu verlieren – entsprechend haben die Zürcher gespielt.»
Xherdan Shaqiri (gegenüber Blue): «Ein schöner Tag für alle Basler. Die Zürcher spielten sehr aggressiv und versuchten, mich aus dem Spiel zu nehmen. Wir müssen daran arbeiten, das Spiel früher zuzumachen. Ein 1:0 ist immer ein gefährliches Resultat.»
Der Beste
Erst rettet er gegen Juan José Perea, der aus rund drei Metern vor ihm zum Abschluss kommt. Dann hält er den Penalty von Mounir Chouiar. FCB-Goalie Marwin Hitz beweist, dass man ein Spiel entscheiden kann, ohne selber ein Tor zu erzielen.
Der Schlechteste
Juan José Perea bewirbt sich mit seiner vergebenen Chance aus wenigen Metern vor der Pause. Aber der FCZ-Stürmer hat immerhin Offensivaktionen. Ganz im Gegensatz zu Bénie Traoré, dessen Nicht-Auftritt zur Pause von FCB-Trainer Fabio Celestini beendet wird.
Das gab zu reden I
Stell dir vor, du spielst gegen die beste Offensive der Liga und hast nur einen gelernten Verteidiger im Aufgebot. Der FCZ geht mit genau dieser Ausgangslage in den Klassiker. Lindrit Kamberi und Daniel Denoon gesperrt, Mirlind Kryeziu verletzt, Nikola Katic nach England transferiert, Doron Leidner eh schon lange ausser Rang und Traktanden. Und dann fehlt auch noch Nemanja Tosic im Aufgebot, weil er per sofort an Deportivo La Coruña ausgeliehen wird. «Er kam von sich aus auf uns zu, weil er nicht zufrieden war mit seiner Entwicklung», sagt FCZ-Präsident Ancillo Canepa zu Blick, «wir hoffen, dass er dort Spielpraxis sammeln kann.» Eine Rückkehr im Sommer scheint also nicht ausgeschlossen.
Das gab zu reden II
Mit dem Abgang von Antonio Marchesano zu Yverdon verlor der FCZ unter der Woche eine Identifikationsfigur. Der Wechsel hat auch Canepa überrumpelt. «Wir hatten intern bereits die Feierlichkeiten für sein 300. FCZ-Spiel vorbereitet. Bei mir liegt ein grosses Bild im Büro. Er kam vor zwei, drei Tagen zu uns und sagte, er hätte ein finanziell sehr gutes Angebot von Yverdon vorliegen und würde dieses gerne annehmen», so der 71-Jährige zu Blue. «Wir waren natürlich überrascht. Aber wir wollten ihm nicht im Weg stehen.» Marchesano bestritt 295 Pflichtspiele für den FCZ und wurde mit den Zürchern sowohl Cupsieger (2018) als auch Meister (2022).
Die Schiris
Die kniffligste Entscheidung für Fedayi San kommt nach einer halben Stunde. Leon Avdullahu bringt Jahnoah Markelo im Strafraum von hinten zu Fall, als der alleine auf Marwin Hitz loszieht. Penalty ist der korrekte Entscheid. Dass es nur Gelb statt Rot gibt, knapp auch, weil der Basler den Zürcher mit dem Fuss trifft. Das ist Avdullahus Glück, weil es dann bei Elfmetern regelkonform keinen Platzverweis gibt, auch wenn es sich um eine Notbremse handelt.
Die Fans
21'690 wollen den Klassiker im Letzigrund sehen: Saisonrekord! Beide Kurven haben vor dem Spiel ihre Choreos bereit – und einiges an pyrotechnischem Material ins Stadion geschmuggelt, das während des Spiels abgebrannt wird.
So gehts weiter
Beide Teams bestreiten ihre nächste Super-League-Partie am kommenden Donnerstag (Anpfiff jeweils um 20.30 Uhr). Der FCZ reist nach Winterthur, der FCB kriegt es zu Hause mit Luzern zu tun.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | Servette FC | 27 | 9 | 48 | |
2 | FC Basel | 27 | 27 | 46 | |
3 | FC Luzern | 27 | 6 | 44 | |
4 | FC Lugano | 27 | 4 | 42 | |
5 | BSC Young Boys | 27 | 8 | 40 | |
6 | FC St. Gallen | 27 | 4 | 39 | |
7 | FC Zürich | 27 | -1 | 39 | |
8 | FC Lausanne-Sport | 27 | 6 | 37 | |
9 | FC Sion | 27 | -6 | 33 | |
10 | Yverdon Sport FC | 27 | -17 | 28 | |
11 | Grasshopper Club Zürich | 27 | -11 | 26 | |
12 | FC Winterthur | 27 | -29 | 20 |