Das Spiel
Schlusslicht Winterthur ringt St. Gallen nieder. Und wie. Die Eulachstädter gewinnen im 100. Super-League-Spiel gleich mit vier Toren Differenz. Ein Höchstwert in der Super League. Ihr bisheriger Sieg mit der höchsten Differenz datiert vom August 2023. Damals gewann Winterthur 5:2 gegen Lausanne-Sport.
Winterthur führt die Espen in der ersten Halbzeit vor. Bereits nach fünf Minuten eröffnet Gomis das Skore. Danach bleibt das Heimteam weiter am Drücker. Von St. Gallen kommt zu wenig, um auf den Gegentreffer zu reagieren. Und wenn, steht Markus Kuster als Ersatz für den verletzten Stefanos Kapino in seinem Kasten bereit.
Nach rund einer halben Stunde überschlagen sich schliesslich die Ereignisse im St. Galler Strafraum. Die Winterthurer bringen den Ball mehrfach auf das Tor, treffen nacheinander den Pfosten und die Latte. Im Chaos fällt Schättin nach einem Zweikampf mit Diaby im Sechzehner zu Boden. Nach VAR-Überprüfung gibt Schiri Horisberger den fragwürdigen Penalty. Ob da die mehrfache Schiri-Schelte von Uli Forte, der nach seiner Sperre wieder an der Seitenlinie steht, geholfen hat? Zuffi verwandelt den Elfmeter jedenfalls. Und Winti hat noch nicht genug. Mit einem Traumtor aus der Distanz erhöht Stillhart die Führung weiter.
Nach der Pause reagiert Enrico Maassen mit einem Dreifachwechsel und bringt mit Akolo und Csoboth frische Kräfte in der Offensive. Diese bleiben jedoch zu blass. Auf der anderen Seite beweist derweil Uli Forte sein Goldhändchen. Joker Burkart gibt nach einmonatiger Verletzungspause sein Comeback und macht den Deckel definitiv zu. Somit fahren die Eulachstädter den zweiten Heimsieg in Folge ein – das gab es zuletzt vor einem Jahr.
Die Tore
5. Minute, Christian Gomis, 1:0. Blitzstart für Winterthur! Schneider leitet den Ball vor dem Strafraum weiter zu Gomis. Der Winti-Stürmer lässt in der St. Galler Verteidigung Stanic stehen und zirkelt den Ball an Zigi vorbei ins Tor.
35. Minute, Luca Zuffi (Pen.), 2:0. Im Espen-Strafraum kommt es zu chaotischen Szenen. Diaby und Schättin steigen im Zweikampf zum Kopfball hoch, Schättin springt von unten in den Ellbogen von Diaby und fällt. Die Szene wird anschliessend lange vom VAR überprüft, der Schiedsrichter Horisberger zum Bildschirm bittet. Dieser gibt den fragwürdigen Penalty in kürzester Zeit. Zuffi übernimmt die Verantwortung – Goalie Zigi ist noch dran, kann den Einschlag aber nicht verhindern.
40. Minute, Basil Stillhart, 3:0. Toma verpasst einen zu kurz geschlagenen Abschlag von Zigi und so gelangt der Ball zu Stillhart. Dieser zieht aus rund 20 Metern einfach mal ab und erwischt Zigi unhaltbar in der oberen Torecke. Ein Traumtor des Ex-Espen!
78. Minute, Nishan Burkart, 4:0. Schneider spielt den Ball ins Zentrum zum völlig freistehenden Burkart. Dieser spitzelt den Ball an FCSG-Torhüter Zigi vorbei ins Tor.
Die Stimmen (gegenüber Blue)
Basil Stillhart zu seinem Traumtor zum 3:0: «Wir haben es beim Essen angesprochen. Roman Buess hat gesagt, ich mache heute ein Tor. Es kam so. Es war wunderschön, ich habe ihn perfekt getroffen. Meine Tore sind immer Traumtore in letzter Zeit. Ich konnte helfen, einen ruhigen Sieg einzufahren - das ist das Wichtigste. Ich konnte die letzten 30 Minuten entspannt auf der Bank zuschauen.»
FCSG-Mittelfeldspieler Lukas Daschner: «Die Enttäuschung ist riesengross. Wir haben uns viel vorgenommen. Wir hätten heute einen grossen Schritt machen können. Es ist alles schief und gegen uns gelaufen. Wir waren immer einen Schritt zu spät heute. Unsere Chancen gingen nicht rein. Ich kann es mir schwer erklären. Sie haben teilweise mit uns gemacht, was sie wollten. Es ist eine bittere Pille heute.»
Winterthur-Trainer Uli Forte: «Ein grosses Kompliment an die Mannschaft. Nach so vielen Nackenschlägen ist sie noch da. Heute hat die Mannschaft gezeigt, dass sie noch lebt.»
Der Beste
Luca Zuffi ist der unumstrittene Dirigent im Winterthurer Spiel. Zudem hat er seine Füsse bei vielen gefährlichen Offensivaktionen im Spiel. Und: Er verwandelt den Penalty zum wegweisenden 2:0.
Der Schlechteste
Abdoulaye Diaby ist der Abwehrchef der Espen. Die kassieren vier Tore. Der Malier sieht bei mehreren Toren schlecht aus. Kaum Schuld trifft ihn indes am Penalty.
Das gab zu reden
Natürlich der Penalty zum Winterthurer 2:0. Es ist wieder mal so ein Detektiv-Penalty, bei dem VAR Alessandro Dudic forscht und forscht und forscht, die Lupe zu Hilfe nimmt, das Standbild – und fündig wird. Nur weil ein Winterthurer Spieler sich den Kopf hält. Und wie in gefühlten 99 Prozent der Fälle stützt der an den Schirm gerufene Ref das VAR-Urteil. Die Lanze für «Täter» Diaby bricht der ebenso grosse Blue-Experte Pascal Zuberbühler: «Was soll ein derart grosser Spieler machen? Er hat halt den Ellenbogen weiter oben …» Schättin springt in diesem Ellenbogen hinein. Aber es ist halt so: Der Kopf ist mittlerweile bei den Refs heilig. Die Spieler haben längst begonnen, das auszunutzen und sich bei jedem besseren Streichler den eigenen Kopf zu halten. Ein bisschen Schauspielerei hilft immer.
Die Schiris
Ref Stefan Horisberger und VAR Alessandro Dudic machen eigentlich einen guten Job. Eigentlich. Der Penalty zum 2:0 (siehe «Das gab zu reden») ist dann halt schon ein Gamechanger.
Die Fans
8700 Fans verfolgen das Spiel, das Stadion ist somit ausverkauft. Die Stimmung auf der Schützenwiese ist naturgemäss sehr gut und bierselig. Aber nicht derart explosiv wie beim 1:0-Sieg gegen YB. Da überbordeten sie nach dem späten Siegtor, das Stadion bebte. Diesmal hatten die Fans dank des Zürcher Tor-Crescendos Zeit, sich an den sich mit jeder Minute mehr abzeichnenden Sieg zu gewöhnen.
So gehts weiter
Winterthur bestreitet das nächste Spiel am Samstag um 18 Uhr in Yverdon. Für St. Gallen steht am gleichen Tag um 20.30 Uhr das Heimspiel gegen GC an.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Basel | 26 | 27 | 45 | |
2 | Servette FC | 26 | 7 | 45 | |
3 | FC Luzern | 26 | 6 | 43 | |
4 | FC Lugano | 26 | 5 | 42 | |
5 | FC Zürich | 26 | 1 | 39 | |
6 | FC Lausanne-Sport | 26 | 9 | 37 | |
7 | BSC Young Boys | 26 | 5 | 37 | |
8 | FC St. Gallen | 26 | 2 | 36 | |
9 | FC Sion | 26 | -7 | 30 | |
10 | Grasshopper Club Zürich | 26 | -9 | 26 | |
11 | Yverdon Sport FC | 26 | -18 | 25 | |
12 | FC Winterthur | 26 | -28 | 20 |