Das Spiel
Strömender Regen, Temperaturen um den Nullpunkt, ein Rasen, der schon deutlich bessere Tage erlebt hat. Die Zeichen stehen im letzten Spiel vor der Winterpause auf Fussball-Krampf – doch es kommt ganz anders! Wie die Fans des FC Luzern vor der Partie zünden auch die Spieler beider Teams auf der Schützenwiese ein Feuerwerk.
Die Gäste aus Luzern sind zu Beginn gedankenschneller und nutzen eine Unachtsamkeit von Wintis Arnold gnadenlos zur Führung aus. Dann kontrollieren aber die Hausherren das Geschehen, doch die Winterthurer Offensive hat mit Ladehemmungen zu kämpfen – bis Stürmer Baroan die Brechstange auspackt. Mit einer Traum-Kiste gleicht er zum 1:1 aus.
Alles wieder im Lot für Winti? Nicht wirklich, denn es folgt eine wilde Schlussviertelstunde vor der Pause. Rrudahni sorgt umgehend für die Luzerner Antwort (1:2), Di Gusto gleicht erneut aus (2:2) und schliesslich ist es Burkhart, der das Heimteam erstmals an diesem Abend in Führung schiesst (3:2). Spektakel pur auf der Schützenwiese. Es ist das erste Super-League-Spiel der Saison, in dem fünf Tore in einer Halbzeit fallen. Es hätten zu diesem Zeitpunkt noch einige mehr sein können.
Und das Beste: Es ist erst das Vorspiel, denn das ganz grosse Drama sollte noch kommen.
In der zweiten Halbzeit erspielt sich Luzern zwar einige nennenswerte Möglichkeiten zum Ausgleich. Das Heimteam hingegen stellt sich nur noch hinten rein. Mit vereinten Kräften vereiteln FCW-Keeper Kapino und seine Vorderleute Chance um Chance. Bis tief in die Nachspielzeit. Zuerst Severin Ottiger nach einem Corner und danach Adrian Grbic per Ablenker reissen das Winterthurer Bollwerk in der Schlussphase komplett ein – und schicken die Zürcher mit einem absoluten Nackenschlag in die Winterpause.
Die Tore
3. Minute, Thibault Klidjé, 0:1. Wintis Arnold vertändelt an der Mittellinie leichtvertig den Ball. Owusu schnappt sich das Spielgerät, schaltet direkt um und schickt Kollege Klidjé auf die Reise. Dieser bleibt alleine vor FCW-Keeper Kapino cool und versenkt zur frühen Führung.
26. Minute, Antoine Baroan, 1:1. Burkart spielt Baroan am Strafraumrand an. Dieser legt sich den Ball zurecht und zimmert ihn wunderschön unter die Latte. Keine Chance für Luzerns Loretz.
28. Minute, Donat Rrudhani, 1:2. Winkler spielt den Pass in die Schnittstelle auf Rrudhani. Dieser schliesst aus halbrechter Position im Strafraum ab und trifft flach ins lange Eck.
34. Minute, Matteo Di Giusto, 2:2. Frei schickt vom Platzzentrum einen langen Ball auf Baroan in den Strafraum. Der Franzose köpfelt geschickt in die Mitte auf Di Giusto, der per Direktabnahme ansatzlos unter die Latte trifft.
41. Minute, Nishan Burkart, 3:2. Schättin bringt die Kugel flach in die Mitte. Dort steht Burkart komplett frei und schiebt zur Führung für Winterthur ein.
90.+2 Minute, Severin Ottiger, 3:3. Luzern kommt nach einem Eckball zum 3:3. Im Strafraum entsteht ein wildes Gewusel, und irgendwie landet der Ball bei Ottiger, der ihn aus wenigen Metern mit voller Wucht unter die Latte hämmert.
90.+3. Minute, Adrian Grbic, 4:3. Donat Rrudhani bekommt den Ball am Strafraumrand und zieht ab. Sein Schuss wird noch von Grbic abgefälscht, wodurch der Ball unhaltbar im Netz landet.
Die Stimmen
Ognjen Zaric: «Ich habe keine Worte. Natürlich herrscht in der Mannschaft komplette Leere. Auch in mir selbst. Ich bin komplett enttäuscht. Das war eine unglaublich gute erste Halbzeit. Aber die zwei Nackenschläge zum Schluss tun unglaublich weh. Da tut mir die Mannschaft unglaublich leid. Wir hätten heute die drei Punkte unbedingt gebraucht. Wir waren so knapp vor drei und dann musst du zumindest den einen Punkt mitnehmen. Jetzt tut es sicher gut, wenn alle mal den Kopf lüften können.»
Fabian Frei: «Es ist etwas vom Bittersten, was ich in meiner Karriere erlebt habe. Vor allem die Art und Weise, wie es zustande gekommen ist. Der Grossteil der Fans hat uns unterstützt und hat gesehen, dass wir unser Herz auf dem Platz gelassen hatten und unglücklich verloren haben. Dann gibt es Einzelne, die denken, sie könnten es besser machen. Ich verstehe den Frust und bin ihnen auch nicht böse deswegen. Es sind Emotionen. Am Ende ist es einfach bitter gelaufen. Es gab auch viele Sachen, die positiv waren. Wir haben heute drei Tore geschossen, das ist uns in dieser Saison glaub noch nicht gelungen. Wir hatten eine Energie auf dem Platz, die wird schon lange nicht mehr hatten. Fussball geht halt länger als 90 Minuten und das haben wir heute auf schmerzhafte Art und Weise am eigenen Leib gespürt.»
Severin Ottiger: «Für mich war es bis jetzt keine einfache Saison, aber jetzt konnte ich die Hinrunde mit einem Goal beenden. Wir können unglaublich stolz auf uns sein. Auch mit unserer bisherigen Saison mit 29 Punkten sind wir super zufrieden. So können wir weitermachen. Wir haben gezeigt, dass wir die Qualität haben. Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir in der Rückrunde viel erreichen können.»
Der Beste
Donat Rrudhani. Eindrücklicher Abend. Eineinhalb Tore (er schiesst beim Siegtor Grbic an) und jede Menge Kreativaktionen. Was ein Spieler. Und in Bern gab es für einen solchen Spieler keinen Platz im Team.
Der Schlechteste
Andrejs Ciganiks. Offensiv ist er richtig gefährlich. Hinten das komplette Gegenteil. Winterthur merkts und greift praktisch nur auf seiner Seite an.
Das gab zu reden
Die Offensive beim FCW ist in dieser Saison das grosse Problem. Bis heute schoss sie nur dreizehn Tore. Und nur zweimal gab es in einer Partie mehr als ein Tor. Und nun das: Am letzten Spiel vor Weihnachten beschenken sie das Publikum und schiessen gleich drei Tore. Bitter, dass es trotzdem nicht zum Sieg reicht. Der nackte Wahnsinn.
Die Zuschauer
7700 Fans haben sich das letzte Spiel im Kalenderjahr auf der Schützenwiese nicht nehmen lassen.
Das Schiedsrichter-Gespann
Sven Wolfensberger (Schiedsrichter), Susanne Küng (Assistentin), Linda Schmid (Assistentin), Urs Schnyder (VAR). Nach nur einer Minute zückt er die erste Gelbe gegen Spadanuda. Etwas hart. Danach hat das Schiri-Gespann aber alles im Griff.
So gehts weiter
Es geht in die Winterpause. Für Winterthur gehts am 18. Januar (18 Uhr) mit dem Duell gegen YB im Wankdorf weiter. Die Luzerner treffen einen Tag später (16.30 Uhr) auswärts auf Lausanne-Sport.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Lugano | 18 | 6 | 31 | |
2 | FC Basel | 18 | 21 | 30 | |
3 | FC Lausanne-Sport | 18 | 9 | 30 | |
4 | FC Luzern | 18 | 3 | 29 | |
5 | Servette FC | 18 | 2 | 29 | |
6 | FC Zürich | 18 | -1 | 27 | |
7 | FC Sion | 18 | 4 | 26 | |
8 | FC St. Gallen | 18 | 6 | 25 | |
9 | BSC Young Boys | 18 | -4 | 23 | |
10 | Yverdon Sport FC | 18 | -12 | 17 | |
11 | Grasshopper Club Zürich | 18 | -10 | 15 | |
12 | FC Winterthur | 18 | -24 | 13 |