Das Spiel
Über dieses Spiel wird man sich in Winterthur noch lange ärgern. Zu Hause gegen den Leader aus dem Tessin zeigt das Tabellenschlusslicht die vielleicht beste Halbzeit in dieser Saison, steht am Ende aber trotzdem mit leeren Händen da. Zur Pause sieht es noch danach aus, als würde Antoine Baroan (24) auf der Schützenwiese zum Helden des Abends werden. Der Franzose bringt Winterthur nach einem miserabel verteidigten Einwurf bereits in der Startphase in Führung.
Lugano-Trainer Croci-Torti klopft in der Pause nicht nur ordentlich auf den Kabinentisch, sondern nimmt auch einen Doppelwechsel vor. Vor allem die Hereinnahme von Yanis Cimignani zeigt sofort Wirkung. Der französische Flügel verkürzt nur Minuten nach Wiederanpfiff. Der Tessiner Ausgleichstreffer – wieder ist es Superjoker Cimignani – zeigt gnadenlos auf, warum das Schlusslicht mit zu diesem Zeitpunkt 42 Gegentore in 20 Partien die grösste Schiessbude der Liga ist. Ulrich übergibt den Torschützen an seinen Teamkollegen Schättin. Unglücklich aus Winterthurer Sicht, dass der davon nichts mitbekommt.
Und dann kommt der Nackenschlag in der Nachspielzeit. Koutsias wird nach einem Eckball am ersten Pfosten sträflich alleine gelassen und vollendet das grosse Lugano-Comeback. 3:2. Winti im Tal der Tränen. Schon wieder. Bereits im letzten Heimspiel vor der Winterpause gegen Luzern hatte man in der Nachspielzeit den Knockout erlitten.
Die Tore
7. Minute, Antoine Baroan, 1:0. Eiskalt im Strafraum. Mit dem rechten Fuss wuchtet der Winti-Stürmer den Ball in die entfernte Ecke. Amir Saipi hat keine Abwehrchance, da der Schuss von Lugano-Verteidiger Albian Hajdari noch leicht abgelenkt wird.
36. Minute, Antoine Baroan, 2:0 (Penalty). Schon wieder er! Baroan netzt zum fünften Mal in den letzten vier Spielen ein. Per Penalty trifft er zum 2:0 für das Schlusslicht. Mit seinem linken Fuss verlädt er Saipi zum zweiten Mal am heutigen Abend. Der Lugano-Goalie springt in die falsche Ecke.
52. Minute, Yanis Cimignani, 2:1. Cimignani kommt nach dem Seitenwechsel ins Spiel, sieht und trifft gleich zum Anschluss. Der Schuss des Franzosen von der rechten Strafraumgrenze wird noch leicht von Verteidiger Lüthi abgefälscht.
63. Minute, Yanis Cimignani, 2:2. Schon wieder er. Cimignani wird auf der rechten Seite sträflich alleine gelassen. Dario Ullrich ist nirgends, Schättin ist weit und breit nicht zu sehen. So sagt Cimignani danke und netzt per Volley ein. Winterthurs Schlussmann Stefanos Kapino ist noch dran, kann den Einschlag aber nicht verhindern.
93. Minute, Georgios Koutsias, 2:3. Schon wieder dieser Cimignani. Von der rechten Seite bringt er den Ball in den Sechzehner. Der eingewechselte Georgios Koutsias lenkt die perfekte Hereingabe mit dem rechten Fuss an Torhüter Kapino vorbei.
Die Stimmen
«Eine riesige Enttäuschung. Wir haben uns viel vorgenommen, führen dann 2:0 gegen Lugano und verlieren noch», sagt Luca Zuffi nach dem Spiel. Trotzdem verliert der Routinier vom FC Winterthur nicht den Mut: «Wir können viel von der ersten Hälfte mitnehmen. Nächste Woche in Yverdon müssen wir punkten.»
Lugano-Trainer Croci-Torti ist nach Spielschluss glücklich, aber auch ein wenig angefressen. «Ich glaube, wir haben vergessen, was kämpfen bedeutet. In der ersten Halbzeit haben wir nicht viel gemacht.» Was er seinem Team in der Pause gesagt hat? «Das sage ich lieber nicht heute. Ich hätte elf Spieler auswechseln können in der Pause!».
Der Beste
Yanis Cimignani. Kommt nach der Pause rein und stellt das Spiel auf den Kopf. Schiesst seine ersten beiden Tore der Saison und wäre nicht die Latte da gewesen, hätte er sogar einen Hattrick erzielt. In der letzten Minute noch mit einem Assist. Besser gehts nicht.
Der Schlechteste
Shkelqim Vladi. Kommt zu Abschlüssen. Ist dann aber meist bzw. immer zu lieb. Will Lugano Meister werden, muss er vor dem Tor schleunigst zu einem Ungeheuer werden.
Das gab zu reden
Ruedi Kern (75) war die Stimme der Schützenwiese. Über vierzig Jahre lang hat er die Spiele der Eulachstädter begleitet. Doch seit diesem Jahr ist Schluss. Der legendäre Winterthur-Speaker hat sein Amt altersbedingt abgegeben. Vor Anpfiff wird Kern vom Winterthurer Publikum verabschiedet – durch niemand geringeres als Bernhard Turnheer. Die beiden gingen einst zusammen zur Schule. Kern hatte einst einen Verweis von der Schweizer Liga erhalten, weil er den Schiedsrichter in einem Spiel kritisierte: «Niemand hat auf der Schützi einen Penalty gesehen, nur einer ...».
Die Schiris
Fedayi San (Schiedsrichter), Nicolas Müller (Assistent), Susanne Küng (Assistentin), Mirel Turkes (VAR). Ein Spiel mit nicht vielen fragwürdigen Szenen. Den Penaltypfiff nach Zanotti-Hands ist nach Regelauslegung korrekt. In der zweiten Halbzeit fordert Lugano einen Elfer. Doch Zanotti lässt sich in jener Szene zu einfach fallen. Korrekt, weiterlaufen zu lassen.
Die Fans
6900 Fans haben sich für das Flutlichtspiel auf der Schützenwiese eingefunden. Darunter auch einige Tessiner. Es ist auffallend, wie immer mehr Lugano-Fans an die Auswärtsspiele reisen.
So gehts weiter
Auswärts gegen Yverdon wartet ein 6-Punkte-Spiel auf den FC Winterthur. Es wird das Duell Letzter gegen Vorletzter. Anpfiff ist um 16.30 Uhr am nächsten Sonntag. Lugano trifft am nächsten Samstag zu Hause um 18.00 Uhr auf den FC Sion.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | FC Lugano | 20 | 7 | 35 | |
2 | FC Basel | 20 | 24 | 34 | |
3 | FC Luzern | 20 | 5 | 33 | |
4 | FC Lausanne-Sport | 20 | 8 | 31 | |
5 | Servette FC | 20 | 2 | 31 | |
6 | FC Zürich | 20 | -2 | 30 | |
7 | FC St. Gallen | 20 | 7 | 29 | |
8 | FC Sion | 20 | 0 | 26 | |
9 | BSC Young Boys | 20 | -4 | 25 | |
10 | Grasshopper Club Zürich | 20 | -9 | 19 | |
11 | Yverdon Sport FC | 20 | -13 | 18 | |
12 | FC Winterthur | 20 | -25 | 14 |