Das Spiel
Ein anderes Gesicht als in den ersten 30 Minuten in Lausanne vergangene Woche wollte der FC Winterthur am Samstagabend zeigen – so der Tenor von FCW-Trainer Ognjen Zaric vor dem Spiel. Das gelingt den Eulachstädtern zu Beginn eigentlich auch. Eigentlich. Man ist bemüht, steht kompakt und solid – und geht gegen den FC Basel trotzdem völlig unter.
Denn vor allem einer macht Zaric einen Strich durch die Rechnung: Ex-Nati-Star Xherdan Shaqiri. Dieser zieht auf der Schützenwiese nämlich seine ganz eigene Show ab. Nach nur neun Minuten zirkelt der zurückgekehrte Basler Sohn Kevin Carlos einen Eckball auf die Stirn – 1:0. In der 23. Minute haut er einen Eckball stinkfrech direkt an die Latte. Kurz darauf chippt er den Ball traumhaft in den Strafraum, Traoré nimmt wunderbar ab – 2:0. Als wäre das nicht genug, macht es Shaqiri nach zwei Assists auch gleich noch selbst. Aus knapp 20 Metern schlenzt er die Kugel in die linke untere Torecke – 3:0.
Note 6, der Arbeitstag beendet? Denkste! Kurz nach dem Seitenwechsel bekommt Shaqiri einen Ball im Strafraum, dreht sich elegant mit der Pirouette, legt auf Baro ab, der den Ball ins Lattenkreuz zimmert – 4:0. Und nochmals knappe zehn Minuten drauf zieht er wieder einen Eckball stinkfrech direkt aufs Tor. Dieser landet beim unglücklich agierenden Goalie Kapino und von dort im Netz – 5:0. Nach fast 70 sensationellen Minuten hat Shaqiri dann auch Feierabend.
Durch einen sehenswerten Treffer des eingewechselten Soticek und den Ehrentreffer durch Randy Schneider gewinnt der FCB letztlich mit 6:1 mühelos und mit ganz viel Stil. Der FC Winterthur muss sich derweil weiter mit der roten Laterne begnügen – und sich trotz ausgetauschter Defensive einigen unangenehmen Fragen stellen.
Die Tore
7. Minute, Kevin Carlos, 1:0. Shaqiri zirkelt einen Eckball perfekt auf den Kopf von Kevin Carlos. Winti-Verteidiger Schättin ist zwar dran, aber letztlich machtlos gegen den Basler Sturmtank, der den Ball in der linken unteren Torecke versorgt.
25. Minute, Benié Traoré, 2:0. Über die ganze Winterthurer Defensive hinweg chippt Xherdan Shaqiri die Kugel in den Strafraum. Dort läuft Traoré ein, der den Ball akrobatisch und wunderbar per Direktabnahme in die Maschen zimmert.
33. Minute, Xherdan Shaqiri, 3:0. Knapp 20 Meter vor dem Tor bekommt Shaqiri den Ball. Er hat genug Zeit, sich diesen bereitzulegen, und schlenzt ihn letztlich über den Fuss eines Winti-Verteidigers hinweg passend in die weite Ecke.
48. Minute, Romario Baro, 4:0. Schlussmann Hitz spielt den Ball lang auf Baro. Die Kugel landet dann über Carlos bei Shaqiri, der im Strafraum gar noch eine Pirouette drehen kann und den Ball dann zu Baro zurücklegt. Dieser haut ihn unter die Latte.
57 Minute, Stefanos Kapino (ET), 5:0. Shaqiri zieht den Eckball direkt aufs Tor. Schmid fliegt unter dem Ball durch, dieser prallt an Goalie Kapino ab und landet im Netz.
73. Minute, Marino Soticek, 6:0. Der FC Basel kontert Winti einmal mehr aus. Der Ball gelangt an der Strafraumgrenze zu Soticek. Der Kroate sagt Danke und haut den Ball schön in den Winkel.
91. Minute, Randy Schneider, 6:1. Die schwächste Offensive der Liga trifft doch noch. Schneider kommt auf der rechten Seite an den Ball und versucht es aus der Distanz. Sein Schuss in die weite Ecke kommt gut und landet per Pfosten im Tor.
Der Beste
An fünf Toren direkt beteiligt, von den gegnerischen Fans eine Standing Ovation erhalten: Xherdan Shaqiri legt auf der Schützenwiese eine der denkwürdigsten Leistungen der Super-League-Geschichte hin.
Der Schlechteste
Die ganze Winti-Abwehr. So darf man sich zu Hause auf gar keinen Fall abschiessen lassen. Der FCB hätte mindestens noch zwei weitere Tore erzielen müssen.
Die Stimmen
Xherdan Shaqiri (zu Blue): «Heute ist wirklich alles sehr gut gelaufen für uns, auch für mich persönlich. Wir wollten die Siegesserie fortsetzen, aber wussten, dass es in Winterthur immer schwierig ist zu spielen. Wichtig ist aber, dass wir diese Winnermentalität weiter zeigen konnten. Schade, haben wir noch ein Tor bekommen, im Grossen und Ganzen war es aber ein gutes Spiel von uns. Den Eckball habe ich scharf auf den ersten Pfosten gezogen, und er ist natürlich super gekommen. Ich habe nicht gewusst, ob ihn noch einer berührt hat oder nicht. Aber das Goal gehört eigentlich schon mir, das muss ich schon sagen. Am Ende vom Tag ist es mir aber auch relativ egal.»
Dominik Schmid (zu Blue): «Der ganze Staff und der Trainer haben uns super auf das Spiel eingestellt. Am Schluss haben wir es auch gut gemacht. Wir haben es bis zur zweitletzten Minute souverän gespielt. Das Tor am Schluss nervt uns ein bisschen. Bei Shaqiri ist alles aufgegangen. Wir sind extrem froh, dass er bei uns ist. Wenn er ein, zwei Sekunden Zeit hat, macht er magische Sachen.»
Luca Zuffi (zu Blue): «An erster Stelle nervt das Resultat, und dass wir diese fantastischen Fans im Stich gelassen haben. Wenn nach dem 1:6 noch so eine Stimmung im Stadion ist, fühlst du dich richtig schlecht. Am Mittwoch ist zum Glück schon das nächste Spiel. Heute war einfach vieles schlecht.»
Winti-Coach Ognjen Zaric (zu Blue): «Wenn man 1:6 verliert, gibt es wenig schönzureden. Das ist klar. Wir haben sechs Gegentore bekommen, das ist alles andere als gut. Am Ende ist es fünfmal Shaq. Wir müssen uns ankreiden, dass wir den nicht in den Griff bekommen haben. Die Jungs haben nicht aufgegeben, das können wir mitnehmen. Sonst gibts nichts schönzureden. Es sind drei Punkte gewesen, am Mittwoch können wir schon die nächsten holen.»
Das gab zu reden
Am 30. Januar 2024 erlöste sich ein gewisser Thierno Barry auf der Schützenwiese nach etlichen Kritiken, und nachdem er bereits als Fehleinkauf abgestempelt wurde. Danach zündete er und war bester Basler bis im letzten Sommer. Nun zündet auch Shaqiri ein Feuerwerk – ebenfalls auf der Schützenwiese. Auch der Startschuss für das, was bei Barry danach kam?
Die Schiedsrichter
Alessandro Dudic leitet die Partie auf der Schützenwiese. Er kriegt die Note 5. Pascal Hirzel, Antony Venancius und Hajram Qovanaj sind die Assistenten von Dudic.
Die Fans
8700 werden Zeugen von einer Shaqiri-Show, die es vielleicht so schnell nicht mehr geben wird. Die Stimmung ist trotz hoher Niederlage gut.
So gehts weiter
Der FC Basel reist am kommenden Mittwoch in die Bundesstadt und trifft dort um 20.30 Uhr auf Meister YB. Gleichzeitig fordert Winti im Kybunpark den FC St. Gallen. Am nächsten Wochenende heisst es übrigens gleich wieder Basel gegen Winti. Am Samstagabend um 18 Uhr treffen die Klubs im St. Jakob-Park nochmals aufeinander.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |