Das Spiel
Nächstes Spiel, nächster Schiri-Ärger beim FC Winterthur? «Wenn die Liga will, dass wir absteigen, dann muss sie es einfach sagen», schimpft Winti-Trainer Uli Forte am Donnerstagabend nach dem Spiel gegen FCZ über den Schiedsrichter. Und auch am Sonntag dürfte Forte und seine Mannschaft nur bedingt erfreut sein. Denn kurz vor der Pause fliegt Tobias Schättin nach einer harten Roten Karte vom Platz. Luzern dreht in der Folge das Spiel, siegt – und ist so der grosse Sieger dieser Super-League-Runde.
Doch von vorne: Der FC Luzern wird seiner Favoritenrolle gerecht und übernimmt das Zepter. Zählbares schaut dabei aber nicht heraus – auch, weil Winterthur es hinten gut macht. Das Schlusslicht aber setzt immer wieder Nadelstiche – und geht durch Gomis gar in Front! Winterthur drückt weiter, kommt mit Schättin zur nächsten Chance – und dann windet sich FCL-Youngster Freimann vor Schmerzen. Ein Blick auf den Bildschirm zeigt: Schättin schwingt sein Bein nach dem Schuss aus, trifft dabei Freimann hart am Knie. Alles nur ein Unfall? Nicht, wenn es nach dem Schiedsrichtergespann geht. VAR Nico Gianforte zitiert Johannes von Mandach an den Bildschirm, dieser zeigt nach Videostudium glatt rot!
Luzern dreht auf und gleicht aus. Winterthur steht hinten rein, kämpft hart – und geht durch Buess in Führung! Ist das der erste Sieg seit Anfang November? Nein! Luzern dreht die Partie mit Villiger und Spadanuda spät, schiesst Winterthur noch tiefer in die Krise – und sich selbst ganz nah an die Tabellenspitze.
Das Tor
33. Minute, Christian Gomis, 0:1. Nach einem Eckball klärt Rrudhani ungenügend. Der Ball kommt schliesslich zu Frei, der ihn toll in die Mitte spielt. Der Ball rutscht an allen vorbei bis zu Gomis am zweiten Pfosten. Dieser macht sich lang und drückt die Kugel über die Linie.
42. Minute, Lars Villiger, 1:1. Winti-Verteidiger Mühl erobert zuerst den Ball stark – nur um ihn dann leichtfertig wieder zu verlieren. Winkler bedient daraufhin Villiger. Dieser schickt Frei zuerst in die falsche Richtung und haut den Ball aus knapp 12 Metern in die rechte obere Ecke.
76. Minute, Roman Buess, 1:2. Nach einem Eckball und einer missglückten Luzerner Kopfballbefreiung gelangt der Ball zu Buess. Dieser haut den Ball ohne zu zögern in die Maschen.
81. Minute, Lars Villiger, 2:2. Nach einer guten Flanke von Ottiger von rechts nimmt Villiger den Ball direkt ab und bezwingt Torhüter Kapino im kurzen Eck.
90. Minute, Kevin Spadanuda, 3:2. Rrudhani setzt zu einem tollen Dribbling an. Winti-Goalie Kapino rutscht ungestüm dazwischen und bringt den Kosovaren zu Fall. Den fälligen Elfmeter versenkt Spadanuda sauber in der linken unteren Ecke.
Die Stimmen (gegenüber Blue)
Uli Forte: «Ich habe letzte Woche Tatsachen angesprochen und das ist offenbar nicht gut angekommen. Das ist meine Schuld. Da muss ich mich entschuldigen bei meiner Mannschaft. Durch das, dass ich die Fakten angesprochen hatte unter der Woche, waren wohl einige verärgert … und jetzt kam die Retourkutsche.» Was Forte meint: Nach dem Spiel gegen den FC Zürich (0:2) hatte der Winti-Coach die Schiedsrichter und Liga kritisiert: «Wenn die Liga will, dass wir absteigen, muss sie es nur sagen.» Nun soll es dafür gemäss dem Winti-Coach die Retourkutsche der Schiedsrichter gegeben haben. «Ja, so ist es. Ganz genau. Ich meine, beim Penalty, der gegen uns gepfiffen wird, hat unser Goalie Kapino einen riesigen Schrammen von dem Spieler, der angeblich gefoult worden ist …»
Johannes von Mandach: «Es sind diese Szenen, die extrem schwierig zu beurteilen sind. Es ist ein intensiver Kontakt, der Spieler musste daraufhin auch verletzt raus. Ich habe auf dem Platz nicht wahrgenommen, wurde dann vom VAR gebeten, die Szenen nochmals anzuschauen. Aufgrund der Standbilder bin ich dann zum Schluss gekommen, dass der Spieler zu viel Risiko nimmt. Wenn ich die Szene nach dem Spiel so in aller Ruhe sehe, muss ich sagen, dass wir uns getäuscht haben. Es ist ein Fehler. Man kann dem Spieler nichts vorwerfen in dieser Szene. Das tut mir leid, das entspricht nicht unserem Anspruch. Wir müssen das alle zusammen überarbeiten, damit das nicht noch einmal passiert.»
Roman Buess: «Es macht unglaublich weh. Wir haben Mühe mit einigen Entscheiden von heute. Wir haben probiert, so positiv wie möglich damit umzugehen. Wir haben alles reingeworfen und schlussendlich ist es unglaublich bitter, dass wir dafür nicht belohnt werden. Persönlich ist es immer schön, wenn man ein Tor schiessen kann – vor allem nach der Geschichte, die ich hatte. Leider haben wir davon nichts.»
Der Beste
Lars Villiger. Schiesst nach gefühlter Ewigkeit wieder einmal ein Tor. Und dann ist es erst noch ein Doppelpack.
Der Schlechteste
Antoine Baroan. Kommt zu keiner Chance. Hat nach dem Schättin-Platzverweis aber auch einen schweren Stand.
Das gab zu reden I
Die Rote Karte von Tobias Schättin. Eigentlich ist es eine stinknormale Szene. Einer schiesst, der andere versucht zu blocken. Nach dem Schuss trifft Schättin Freimann aber mit offener Sohle am Knie. Erst lässt der Schiri weiterlaufen. Doch dann meldet sich der VAR: Weil das Regelwerk das Foulen mit offener Sohle oberhalb eines Knöchels immer mit Rot bestraft. Es ist eine ähnliche Szene wie vor kurzem bei FCB-Spieler Traoré und Görtler vor einem Jahr. Ein solcher Platzverweis tut dem Fussballerherz weh. Denn was soll Schättin anders tun. Gar nicht erst in den Abschluss gehen?
Das gab zu reden II
Dieses Spiel dürfte Winti-Trainer Uli Forte den Rest geben. Schon nach der 0:2-Heimpleite unter der Woche gegen den FCZ hat er sich massiv über die Schiedsrichter enerviert. Und nun gibts in Luzern wieder VAR-Frust für den Tabellenletzten. Für Forte sind die Entscheidungen (viele zu Ungunsten seines Teams) anscheinend nur schwer zu verdauen. Er reklamiert deshalb viel und wird letztlich kurz vor Schluss des Platzes verwiesen. Forte klatscht dem Schiedsrichter danach spöttisch zu. Ob das ein Nachspiel haben wird?
Die Schiris
Johannes von Mandach (Schiedsrichter), Marco Zürcher (Assistent), Noël Lötscher (Assistent), Nico Gianforte (VAR). Abgesehen vom umstrittenen Platzverweis (siehe das gab zu reden) lässt er auf beiden Seiten viel durchgehen. Wirklich glücklich ist aber keines der beiden Teams mit dieser Linie. Der Penalty kurz vor Ende passt allerdings nicht ganz in diese Linie.
Die Fans
10’543 Fans haben das Spiel in der Swissporarena besucht. Wieder einmal ein ziemlich tiefer Wert in dieser Saison. Vor allem, wenn man bedenkt, dass Luzern so weit oben in der Tabelle steht.
So gehts weiter
Für den FC Luzern geht es am kommenden Wochenende ins Tessin: Am Samstag um 18 Uhr trifft er im Cornaredo auf den FC Lugano. Gleichentags um 20.30 Uhr empfängt der FC Winterthur Meister YB.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Basel | 23 | 25 | 40 | |
2 | FC Luzern | 23 | 7 | 39 | |
3 | FC Lugano | 23 | 7 | 39 | |
4 | Servette FC | 23 | 3 | 36 | |
5 | FC Lausanne-Sport | 23 | 10 | 35 | |
6 | FC St. Gallen | 23 | 7 | 35 | |
7 | BSC Young Boys | 23 | 6 | 34 | |
8 | FC Zürich | 23 | -2 | 33 | |
9 | FC Sion | 23 | -5 | 27 | |
10 | Grasshopper Club Zürich | 23 | -9 | 22 | |
11 | Yverdon Sport FC | 23 | -18 | 21 | |
12 | FC Winterthur | 23 | -31 | 14 |