Das Spiel
YB wollte sich trotz starken Resultaten im Frühling nie als Meisterkandidat bezeichnen. In Luzern zeigen die Berner, wieso sie damit recht behalten könnten. Die Hauptstädter gehen in der Swissporarena sang- und klanglos 0:5 unter.
Selbstredend ist vor allem die Abwehrleistung katastrophal – notabene nach dem verletzungsbedingten Ausfall von YB-Abwehrchef Loris Benito in der Startphase des Spiels. Bei beiden Gegentoren in der ersten Halbzeit kommen die Innerschweizer mit Captain Dorn über rechts zu zwei Toren. Linksverteidiger Hadjam macht dabei nicht die beste Falle und wird zur Pause ausgewechselt. Sekunden nach der Pause schläft die YB-Verteidigung erneut – vor allem Camara, der später noch wegen eines Frustfouls vom Platz fliegt, steht im Schilf. Beim 0:4 sieht Goalie Keller unglücklich aus.
Die Young Boys haben zwar mehr Ballbesitz und kommen vereinzelt zu Chancen, doch alles in allem ist das auch offensiv viel zu wenig. Ganz anders sieht es beim FCL aus. Nach einer sehr schwachen Leistung gegen GC zeigt sich das Team von Mario Frick in Spiellaune und vor dem Tor eiskalt. Die Blau-Weissen spielen befreit auf. Vielleicht liegt es daran, dass ihnen der Platz in der Championship Group durch St. Gallens Unentschieden in Lugano schon vor Anpfiff sicher ist.
Durch die vernichtende Pleite lassen die Berner Leader Basel auf acht Punkte davonziehen. Luzern überholt den Noch-Meister und steht neu auf Platz drei.
Die Tore
26. Minute, Thibault Klidje, 1:0. Dorn spielt mit Rrudhani einen Doppelpass über rechts und findet mit seiner flachen Hereingabe Klidje am nahen Pfosten. Der Togolese steht hauchdünn nicht im Abseits und lässt Keller aus rund fünf Metern keine Chance.
40. Minute, Stefan Knezevic, 2:0. Knezevic fängt einen schwachen YB-Pass ab und steckt sogleich durch zu Dorn. Der Captain flankt von der rechten Strafraumgrenze auf den weiten Pfosten, wo Villiger per Flugkopfball erst an der Latte scheitert, bevor der mitgelaufene Knezevic den Abpraller ins Netz köpfelt.
46. Minute, Donat Rrudhani, 3:0. Nur 39 Sekunden nach Anpfiff der zweiten Halbzeit liegt der Ball wieder im YB-Tor. Camara will an der Mittellinie gegen Villiger hoch verteidigen, kommt aber zu spät. So spielt dieser direkt weiter in den Lauf von Rrudhani, der den Konter souverän vollendet.
65. Minute, Aleksandar Stankovic, 4:0. Der Sohn von Inter-Legende Dejan Stankovic versenkt einen Freistoss aus knapp 25 Metern. Keller im Tor ist nicht frei von jeglicher Schuld.
71. Minute, Kevin Spadanuda, 5:0. Eckball Rrudhani, Kopfball Spadanuda. Spätestens mit diesem Tor ist das YB-Debakel perfekt.
Die Stimmen (gegenüber Blue)
«Nein. Es ist gerade relativ schwierig. Es lief alles falsch, was falsch laufen konnte», sagt Christian Fassnacht auf die Frage, ob er eine Erklärung für die Kanterniederlage habe. «Auf ihrer Seite lief alles richtig. Fast jeder Schuss war drin. Kompliment an ihre Effizienz. Wir hatten heute einen Totalausfall. So ein Spiel musst du, glaube ich, gar nicht gross analysieren. Das hat nichts mit taktischer oder mentaler Einstellung zu tun. Alles ist falsch gelaufen, wir müssen uns jetzt auf das nächste Spiel gegen den FCZ fokussieren», erklärt er weiter.
«Ist jetzt Klartext oder Schweigen angesagt?», wird YB-Coach Giorgio Contini gefragt. «Das ist eine gute Frage. Schweigen bringt ja nichts. Es ist aber auch wichtig, die Dinge im richtigen Moment zu sagen. Wir sind jetzt abgewatscht worden – auch in der Höhe verdient. Wichtig ist es, die richtigen Worte zum richtigen Zeitpunkt zu finden.» Bezüglich Rot-Sünder Camara wählt der Coach dann noch klare Worte und nimmt ihn in die Pflicht: «Das ist jetzt schon die dritte Rote Karte. Das geht einfach nicht.»
«Wahnsinn. Ich glaube, ich spreche für alle, wenn ich sage, es war der perfekte Nachmittag. Volle Hütte, drei Punkte, unter den ersten Sechs. Schöner gehts nicht», beschreibt Kevin Spadanuda das Spiel.
Der Beste
Donat Rrudhani. Spielt diese Saison leihweise beim FCL, weil man in Bern keine Verwendung für den Spielmacher hat. Trifft einmal selbst, bereitet einen weiteren Treffer vor. Das nennt man dann wohl Genugtuung.
Der Schlechteste
Mohamed Ali Camara. Kommt in der Startphase für den verletzten Benito ins Spiel. Es ist der Anfang des Berner Untergangs. Pennt beim 0:2, rückt beim 0:3 zu früh raus. Fliegt nach einer Stunde wegen einer völlig idiotischen Tätlichkeit. Schlechter geht nicht.
Das gab zu reden
15 Spiele hat Mario Frick als Trainer gegen YB bestritten. Kein einziges davon hat der FCL-Coach gewinnen können. Noch länger als Frick hat sein aktueller Klub auf einen Erfolg gegen die Berner gewartet. Nach 19 sieglosen Partien endet die schwarze Serie mit einem Schützenfest.
Die Fans
16’490 Fans verfolgen das Spektakel in der Swisspoarena. Gut möglich, dass der Grossteil nach Abpfiff den sensationellen Luzerner Sieg im Stadion ausklingen lässt. Für weiteres Programm ist zumindest gesorgt. Um 19 Uhr kommt es im Viertelfinal der Women’s Super League erneut zum Duell zwischen dem FCL und YB.
Die Schiris
Schiedsrichter Wolfensberger entscheidet in der Startphase nach einem Zweikampf zwischen Beloko und Virginius im Luzerner Strafraum auf Weiterspielen. Ein strittiger Entscheid, der aber so vertretbar ist. Auch Volketswil meldet sich nicht. Wobei: Hätte der Unparteiische auf den Punkt gezeigt, hätte sich VAR Piccolo wohl ebenfalls nicht eingeschaltet.
So gehts weiter
YB empfängt am Ostermontag, dem letzten Spieltag vor der Liga-Trennung am Strich, den FCZ (16.30 Uhr). Luzern spielt zeitgleich in Genf gegen Servette.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | FC Basel | 32 | 35 | 58 | |
2 | Servette FC | 32 | 8 | 52 | |
3 | FC Luzern | 32 | 11 | 51 | |
4 | BSC Young Boys | 32 | 6 | 50 | |
5 | FC Lugano | 32 | 3 | 49 | |
6 | FC Zürich | 32 | -3 | 47 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 32 | 6 | 44 | |
8 | FC St. Gallen | 32 | 2 | 44 | |
9 | FC Sion | 32 | -9 | 36 | |
10 | Grasshopper Club Zürich | 32 | -10 | 33 | |
11 | Yverdon Sport FC | 32 | -19 | 33 | |
12 | FC Winterthur | 32 | -30 | 27 |