Das Spiel
Ein engagierter FCZ geht in der Startphase verdient in Führung. Danach geht beim Leader so ziemlich alles in die Hose, was in die Hose gehen kann. Nach gut 20 Minuten geht Steffen im Strafraum vergessen – Ausgleich. Kurz darauf steht es nach einem harten Penalty-Pfiff und einem erneuten Abwehrfehler zur Pause schon 3:1 für die Tessiner.
Auch nach dem Seitenwechsel läuft bei den Zürchern nichts zusammen. Nach einem missglückten Befreiungsschlag fällt der Ball Steffen vor die Füsse, der mit seinem zweiten Treffer schon früh alles klarmacht. Die Rote Karte gegen Perea nach einem Ellenbogenschlag gegen den Kopf von Nati-Verteidiger Albian Hajdari ist der Höhepunkt eines rabenschwarzen FCZ-Nachmittags im Tessin.
So verliert das Team von Trainer Ricardo Moniz die Tabellenführung. Lugano übernimmt – zumindest für wenige Stunden. Weil der FC Basel am Abend gegen Servette gewinnt (3:1), wird Lugano an der Spitze direkt wieder abgelöst.
Die Tore
9. Minute, Mounir Chouiar, 0:1. Mirlind Kryeziu flankt aus dem linken Halbfeld perfekt zentral in den Strafraum, wo der Franzose perfekt in den Ball läuft und den Ball herrlich in die rechte Torecke befördert.
22. Minute, Renato Steffen, 1:1. Anto Grgic spielt einen perfekt getimten Lupfer in den Strafraum. Renato Steffen verwertet die Vorlage des einstigen FCZ-Juniors. Traumtor.
26. Minute Anto Grgic, 2:1. Im Laufduell gegen Mariano Gomez geht Shkelqim Vladi zu Boden. Schiri Fedayi San zeigt sofort auf den Punkt. Ein harter Entscheid. Aber weil es kein klarer Fehlentscheid ist, bleibt der VAR untätig. Grgic verwandelt souverän.
30. Minute, Shkelqim Vladi, 3:1. Ousmane Doumbia schickt den Berner über halbrechts steil. Dieser läuft in den Ball, nimmt die Kugel mit der Brust an und haut sie in die weite Ecke.
50. Minute, Renato Steffen, 4:1. Vladi flankt nach hübschem Dribbling gegen Nikola Katic von links in den Rücken der Abwehr. Bledian Krasniqis Klärungsversuch wird zur Bogenlampe, die bei Steffen landet. Dieser drischt den Ball Volley zum Doppelpack ins Netz.
Der Beste
Renato Steffen. Einmal mehr er. Wobei auch Anto Grgic für diesen Preis infrage käme. Aber am Ende ist «Re nazionale» mit seinem Doppelpack der verdiente «Beste».
Der Schlechteste
Die gesamte FCZ-Defensive. Überall sind Löcher zu erkennen, sodass die Tessiner (ein zu) einfaches Spiel haben. Kryeziu, Katic und Gomez fallen alle ab.
Die Stimmen (gegenüber Blue)
«Alle mögen es ja, wenn ich kritisch bin, aber heute muss ich wirklich sagen: Es war von uns allen ein super Nachmittag. Es war nicht einfach nach dem Rückstand so schnell zurückzukommen», sagt Doppeltorschütze Steffen mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Beim letzten Spiel sorgte der Offensivspieler im Interview mit negativen Aussagen für Aufsehen. Mittlerweile sei intern alles geregelt, sagt Steffen. «Es sieht vielleicht manchmal so aus, als ob ich nur kritisieren möchte, dabei will ich pushen. Es ist ein schmaler Grat, auf dem ich mich bewege. Ich bin der Erste, der offen ist für Kritik.»
«Wir hatten zu wenig Druck auf den Ballführenden, sie konnten teilweise machen, was sie wollen. Das war defensiv eine schlechte Leistung», erklärt FCZ-Goalie Yanick Brecher. «Absicht muss man nicht unbedingt unterstellen, aber wenn man mit dem Ellenbogen so reingeht, muss man sich nicht wundern», sagt er zur Roten Karte gegen Perea.
Das gab zu reden I
Wenn der FCZ die Tabelle anführt, gewinnt er kein Spiel. In Lugano gehen die Zürcher schon zum sechsten Mal als Leader in ein Spiel. Die grausame Bilanz: Vier Pleiten und zwei Remis. Und: Die Niederlagen fallen allesamt deutlich aus. Gegen St. Gallen 1:4, gegen Servette 1:3 und nun im Tessin 1:4.
Das gab zu reden II
Keine 24 Stunden nach dem Debüt an der Seitenlinie von GC sitzt Trainer Tomas Oral (51) im Cornaredo. Der Grund für seinen Sonntagsausflug nach Lugano? Oral will sich den Auftritt des FCZ hautnah anschauen. Schliesslich stehen in der nächsten Woche gleich zwei Derbys an. Einmal im Cup-Achtelfinal und einmal in der Liga. Und die vielen Löcher in der Defensive, die der FCZ gegen Lugano offenbart, dürften Oral definitiv nicht entgangen sein.
Das gab zu reden III
Parfait Coulibaly (15) gibt in der 78. Minute sein Super-League-Debüt. Der am 19. Januar 2009 geborene Offensivspieler ist damit der jüngste FCZ-Spieler, der je in der höchsten Liga eingesetzt wurde.
Die Schiedsrichter
Fedayi San (Schiedsrichter), Jonas Erni (Assistent), Devis Dettamanti (Assistent), Mirel Turkes (VAR). Drei heikle Szenen muss das Schiri-Gespann anschauen. Das annullierte Lugano Tor nach einer knappen Viertelstunde, den Penalty für die Tessiner und den Platzverweis gegen Perea. Immer treffen sie den richtigen Entscheid. Wobei beim annullierten Tor gegen Papadopoulos sich der bereits verwarnte Deutsch-Grieche über die zweite Gelbe und den Platzverweis nicht hätte wundern dürfen. Zudem ist der Penaltyentscheid gegen den FCZ ein harter. Aber weil es kein klarer Fehlentscheid ist, bleibt der VAR zu Recht untätig.
Die Fans
4645 Fans haben sich im Cornaredo eingefunden. In klarer Überzahl sind die Zürcher Anhänger, die trotz krasser Pleite ihre Mannschaft pausenlos anfeuern. Vorbildlich.
So gehts weiter
Der FCZ spielt am Samstag (20.30 Uhr) im Stadtderby gegen GC. Lugano spielt einen Tag später (16.30 Uhr) in Genf gegen Servette.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Basel | 15 | 22 | 28 | |
2 | FC Lugano | 15 | 9 | 28 | |
3 | FC Zürich | 15 | 4 | 26 | |
4 | Servette FC | 15 | 0 | 25 | |
5 | FC Luzern | 15 | 4 | 23 | |
6 | FC Lausanne-Sport | 15 | 3 | 23 | |
7 | FC St. Gallen | 15 | 6 | 21 | |
8 | FC Sion | 15 | -1 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 15 | -5 | 17 | |
10 | Yverdon Sport FC | 15 | -10 | 16 | |
11 | FC Winterthur | 15 | -21 | 12 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 15 | -11 | 10 |