Das Spiel
Nach dem Sieg gegen Luzern und der Last-Minute-Niederlage gegen Inter in der Champions League, bei der YB eine starke Leistung gezeigt hat, landen die Berner im Tessin wieder auf dem harten Boden der Tatsachen. Und der heisst Platz zehn in der Super League, zwei Punkte vor Schlusslicht Winterthur, und ein über weite Strecken harmloser Auftritt gegen Lugano.
Die Hausherren sind von Anfang an die bessere Mannschaft im Cornaredo. Nach dem verdienten Führungstreffer kommt YB kurzzeitig besser auf und vergibt in der Person von Joël Monteiro eine riesige Ausgleichschance. Saipi im Tor pariert stark, Cedric Ittens Nachschuss wird geblockt (26.).
Weil YB in der Defensive weiter Schwächen offenbart und Itten kurz nach dem zweiten Gegentreffer auch per Kopf nicht einnetzt (35.), resultiert zu Spielhälfte eine komfortable Führung für das Team von Trainer Mattia Croci-Torti.
Nach dem Seitenwechsel geht auf dem Spielfeld lange wenig bis nichts – was natürlich Lugano in die Karten spielt. YB ist spielerisch zu keiner Reaktion fähig. Die einzige Möglichkeit hat wiederum Itten, dessen Kopfball nach einem Corner Saipi über die Latte lenkt.
Lugano springt dank des Sieges gegen den Meister auf den dritten Tabellenplatz. Punktgleich mit dem FCZ, der auf Rang zwei liegt, fehlen drei Punkte auf den neuen Leader Servette.
Die Tore
18. Minute, Ignacio Aliseda, 1:0. Kacper Przybylko legt den Ball aus dem Strafraum zurück auf Ignacio Aliseda. Dieser zieht nach einem Antritt von der Sechzehner-Grenze ab und trifft unhaltbar in die untere linke Ecke.
33. Minute, Mohamed Belhadj Mahmoud, 2:0. Ignacio Aliseda glänzt diesmal als Vorbereiter. Der Argentinier legt von links zurück in den Rücken der Abwehr, wo Mohamed Mahmoud aus elf Metern frei zum Schuss kommt. YB-Goalie David von Ballmoos kommt mit den Beinen noch an den Ball, der flach zentral auf den Kasten kommt, kann das Tor aber nicht verhindern.
Der Beste
Luganos Topskorer heisst Ignacio Aliseda. Der nur 1,69 Meter grosse Argentinier bucht das erste Tor selber mit einem staubtrockenen Schuss in die nahe Ecke – sein vierter Saisontreffer – und legt das zweite magistral mit einem Pass in den Rücken der Abwehr auf, mit dem er die gesamte YB-Defensive schachmatt setzt.
Der Schlechteste
Hat Meschack Elia wirklich mitgespielt? Zweifel sind angebracht. In dieser Form hat der Kongolese jedenfalls keine Berechtigung, Anspruch auf einen Platz im Team zu haben.
Das gab zu reden
4896 Fans sind im Stadion. Einer zum ersten Mal: Joe Mansueto, der milliardenschwere Lugano-Besitzer. Im Tessin war er nicht zum ersten Mal. Aber im Cornaredo. Auch er wird, wie alle anderen Fans, froh sein, wenn der FC Lugano nicht mehr in einer Baustelle spielen muss und auch seine internationalen Spiele zu Hause austragen darf.
Die Stimmen (gegenüber Blue)
«In der Pause haben Sie schon bemängelt, wie die Einstellung ist. Warum wurde es in der zweiten Hälfte nicht besser?», wird YB-Captain Loris Benito gefragt. Seine Antwort kurz und knapp: «Ich weiss nicht, was auf diese Frage antworten.»
«Anders gefragt, wieso konnte man keinen Druck auf den Gegner ausüben», so der zweite Versuch des Reporters. «Ich weiss wirklich nicht, was ich mit diesen Fragen anfangen soll. Das ist schwierig zu sagen, so direkt nach dem Spiel. Wir haben gesehen, dass wir keinen Zugriff hatten auf den Aufbau des Gegners», gibt er dann doch noch etwas Auskunft. «Es wäre die falsche Erwartungshaltung, dass nach einem schwächeren Spiel alles wieder weg ist. Das ist aktuell das Gesicht, das wir zeigen. Wir müssen weiter dran bleiben, an uns glauben und kämpfen. Es wird nicht einfach, aber wir werden nicht aufgeben», meint Benito zum YB-Aufwärtstrend, der durch die Niederlage einen Dämpfer erlitten hat.
«Wir haben schnell die zwei Tore bekommen, was es nicht einfach gemacht hat. Sie haben clever gespielt, haben immer clever Fouls herausgeholt und etwas auf Zeit gespielt. Wir haben leider kein Tor erzielt, es war immer ein Fuss oder eine Hand dazwischen. Die Stimmung ist trotzdem ganz anders, aber klar hätte uns ein Sieg in dieser Phase geholfen», sagt Cedric Itten.
«Nach der Niederlage am Sonntag tat der Sieg gut. Schön, dass ich zweimal in Folge zu null spielen konnte (auch in der Conference League gegen Boleslav, d. Red.). Als Goalie gibt es nichts Besseres. Wenn wir jedes Spiel mit 100 Prozent Konzentration angehen, sind wir eine starke Mannschaft», so Lugano-Torwart Amir Saipi im Interview. «Wir haben einen breiten Kader, der alle eins zu eins ersetzen kann. Wir haben Leader in der Mannschaft, das macht uns stark», erklärt er, was bei Lugano besser läuft als in der letzten Saison.
«Nach der unnötigen Niederlage gegen Yverdon war es wichtig, wieder in die Erfolgsspur zu kommen. Das haben wir am Donnerstag und heute gemacht. Wir haben gut regeneriert, jeder ist für jeden gegangen. Schlussendlich ist es auch viel Kopfsache, mit der Müdigkeit umzugehen», spricht Renato Steffen über die Lugano-Spiele in Liga und Conference League.
Die Schiedsrichter
Ref ist Lionel Tschudi. Und der hat das Geschehen super im Griff. Einzige echt knifflige Szene: Als Anel Husic mit gestrecktem Bein Martim Marques foult. Und diesen mit offener Sohle trifft. VAR Sandro Schärer greift nicht ein. Richtig so. Es war ein klassischer Fall von Dunkelgelb.
Die Zuschauer
4895 Fans sind im Cornaredo. Die YB-Anhänger haben das Geschehen neben dem Rasen – im Gegensatz zu ihrem Team – total im Griff. Einzig: Das beseelt die Mannen in Gelb kaum.
So gehts weiter
YB empfängt in der englischen Woche am Mittwochabend den FC Basel (20.30 Uhr). Lugano spielt einen Tag später zur gleichen Uhrzeit im Letzigrund gegen GC.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | FC Basel | 16 | 22 | 29 | |
2 | FC Lugano | 16 | 6 | 28 | |
3 | Servette FC | 16 | 3 | 28 | |
4 | FC Zürich | 16 | 4 | 27 | |
5 | FC Luzern | 16 | 5 | 26 | |
6 | FC Lausanne-Sport | 16 | 3 | 24 | |
7 | FC St. Gallen | 16 | 4 | 21 | |
8 | FC Sion | 16 | 1 | 20 | |
9 | BSC Young Boys | 16 | -3 | 20 | |
10 | Yverdon Sport FC | 16 | -11 | 16 | |
11 | FC Winterthur | 16 | -23 | 12 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 16 | -11 | 11 |