Stéphane Henchoz' erstes Interview als Sion-Coach
«Sion ist wie ein kleines Liverpool»

Nach einem Kurztrip nach Hongkong mit den Reds-Legenden nimmt Stéphane Henchoz seinen Job im Wallis schon am Dienstag auf. Das erste Interview als Übungsleiter von Constantins Gnaden.
Publiziert: 11.06.2019 um 16:05 Uhr
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Aktualisiert: 15.06.2023 um 00:08 Uhr
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Stéphane Henchoz in der Kabine des Hongkong-Stadiums, wo 21 000 Asiaten den Liverpool- und Dortmund-Legenden zujubelten.
Foto: zVg
Alain Kunz und Martin Arn

BLICK: Stéphane Henchoz, wie gehts in den Ferien?
Stéphane Henchoz: Ich bin in Hongkong, wo ich mit den Liverpool-Legenden gegen jene des BVB gespielt habe.

Und, wie wars?
Unglaublich! Über 20 000 Fans in Hongkong «You’ll Never Walk Alone» singen zu hören! Und wir haben 3:2 gewonnen.

Danach gehts noch an den Strand oder so?
Nein. Ich nehme meinen Job in Sion am Dienstag auf. Für richtige Ferien bleibt keine Zeit. Es gibt viele Gespräche zu führen und viel vorzubereiten, bevor am Montag Trainingsstart ist.

Das war zuletzt im Wallis nicht immer so...
Das weiss ich nicht. Was ich weiss: Fussball ist Arbeit. Sehr viel Arbeit! Sehen Sie, wenn ich Patron wäre und ein Arbeitnehmer würde nicht richtig arbeiten - er würde bei mir nicht lange überleben. Das Leben ist Arbeit! Vor allem jenes als Fussballer.

Warum vor allem als Fussballer?
Weil Fussballer privilegiert sind. Ein 15-Jähriger, der ein Riesentalent ist, und am Ende doch bei Herzogenbuchsee landet, der hat nicht hart genug gearbeitet und darf sich nicht darüber beklagen, bei Herzogenbuchsee gelandet zu sein. Die Allerbesten sind die härtesten Arbeiter.

Als Trainer in Sion können Sie so hart arbeiten, wie sie wollen. Irgendwann kommt der Moment, an welchem Ihnen das auch nicht mehr hilft.
Das ist die Regel in diesem Spiel. Wenn man da mitspielen will, muss man sie akzeptieren. Die durchschnittliche Lebensdauer eines Trainers in England ist mittlerweile acht Monate. Da ist Sion doch kein Spezialfall! Ein erfolgloser Trainer muss gehen. Das ist ganz einfach.

Werden Sie in Sion erfolgreich sein können?
Es gibt Grund, optimistisch zu sein. Einige ganz wichtige Spieler wie Mitrjuschkin, Kouassi und Grgic konnten wir halten. Ich bin jedenfalls optimistisch. Aber wir werden enorm hart arbeiten müssen!

In Ihnen herrscht Vorfreude.
Und wie! Ich habe Sion schon als Spieler geliebt. Und wir sind immer ins Wallis in die Ferien gegangen, nach Haute-Nendaz meistens. Ich bin in praktisch allen Skistationen des Wallis skigefahren.

Sie sind fasziniert vom Wallis, das spürt man.
Das bin ich. Es ist der einzige Klub in der Romandie, wo diese echte Fussball-Leidenschaft hat. Sion ist so etwas wie ein kleines Liverpool, weil die Leute hier den Fussball leben.

Und doch ist es nicht rational, bei Christian Constantin anzuheuern.
Ich bin ein Mensch, der mit dem Herzen funktioniert. Hätte einzig der Kopf entschieden, hätte ich diesen Job nicht angenommen und auf die Leute gehört, die sagen: Der Henchoz ist verrückt, sich das anzutun! Aber bei mir kommt das Herz zuerst.

Wo werden Sie im Wallis leben? Im Hotel von CC?
Nein. Wir haben bereits ein Appartement in Saxon gefunden. Für meinen 14-jährigen Sohn ist das auch kein Problem. Er hat in den letzten Jahren die Schule oft wechseln müssen. Er war auch schon in England in der Schule.

Wie ist Ihre Beziehung zu CC?
Ich kenne ihn schon seit langem und schätze ihn sehr. Als junger Spieler wollte er mich zu Sion holen, ich wechselte dann aber zum HSV. Später gab es erneut Kontakte, als mein erster Gedanke war, in die Schweiz zurückzukehren, ich mich dann aber entschied nach Blackburn zu gehen.

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