BLICK: Was haben die Spieler aktuell für Home Office-Aufgaben?
Simon Storm: Bis jetzt haben wir ihnen vor allem Erholung ans Herz gelegt. Sie sollen sich aber trotzdem fit halten und natürlich gesund bleiben.
Ab nächster Woche sind die Spieler dann aber verpflichtet zu trainieren, richtig?
Genau. Ab nächster Woche bekommen sie einen detaillierten Wochen-Trainingsplan zugeschickt.
Wie müssen wir uns so ein Tagestraining vorstellen?
Es sieht dann so aus, dass am Vormittag mit einem Lauf gestartet wird und am Nachmittag dann eher Mobilität und Beweglichkeit Thema sind. Krafttraining kommt die Tage dann auch noch hinzu. Wir variieren einfach überall mit Intensität und Ausführung. Aber eben, es muss in dieser Phase keinen Kraftzuwachs geben.
Dürfen sich die Spieler ihr Tagesprogramm dann flexibel einteilen?
Ihnen werden eigentlich schon Zeiten vorgegeben. Aber wenn einer die Übungen lieber am Nachmittag macht, dann macht er das so. Das ist für uns jetzt nicht so entscheidend.
Diese «Notlösung» klingt solide, keine Bedenken?
Die grösste Herausforderung wird der Einstieg in die Meisterschaft sein. Denn es kommt darauf an, wie viel Vorlaufzeit wir bis zum ersten Spiel haben werden. Je länger wir Zeit haben, desto einfacher und besser können sich die Jungs wieder ans Fussballspielen mit den ganzen Belastungen gewöhnen. Es wäre fatal, dann in Verletzungen hineinzulaufen.
Realistisch gesehen, wie lange funktioniert diese Zwangslösung?
Die nächsten fünf bis sechs Wochen wird diese Situation sicher noch gut handelbar sein. Wenn es dann aber wirklich länger dauert, müssen wir schauen. Entscheidend ist, dass wir bereit sind, wenn es wieder losgehen sollte.
Könnt ihr die Leistungen der Spieler im «Home Office» überprüfen?
Ja. Alle haben eine Pulsuhr mit nach Hause bekommen, so können wir die Daten überwachen und auswerten. Bei unseren Jungs müssen wir aktuell aber eher schauen, dass sie nicht zu viel machen.
Wie können Sie die Spieler in dieser Phase begleiten?
Ich habe viel Kontakt zu ihnen. Wir telefonieren viel oder senden uns Sprachnachrichten. Dann frage ich, wie es ihnen geht, ob sie Hilfe oder noch spezifischere Übungen für einen speziellen Bereich benötigen. Wir sind in stetem Austausch.
Wie versuchen Sie die Spieler auf dem hohen Level, das sie bis zur Pause hatten, zu halten?
Für uns ist aktuell nicht wichtig, dass sie auf diesem Level bleiben. Die Saison geht ja nicht morgen oder übermorgen weiter. Die Spieler müssen einfach mit einer gewissen Grundfitness wieder zurückkommen. Viel werden sie nicht verlieren. Wir sind jetzt bei nicht einmal drei Wochen. Das ist so als würden sie im Sommer oder Winter in die Ferien gehen. Für die Fussballspezifische Fitness brauchen wir dann einfach wieder genügend Zeit. Zwei, drei Wochen sollten da reichen.
Im Moment begleiten Sie die Spieler auf Distanz; wo sehen Sie da die Schwierigkeiten?
Wir können nicht kontrollieren, ob die Spieler die Übungen richtig umsetzen. Sie sollen zudem auch nicht zu viel machen, denn der Zeitpunkt, an dem es wieder weitergeht, wird kommen – da dürfen sie nicht zu müde sein. Die Jungs sind immer noch so motiviert, dass sie am liebsten sofort wieder spielen würden.
Ein Spieler verletzt sich zuhause im Training. Dürfen sie dann einen Hausbesuch machen?
Im Notfall bestimmt.
Sind sie noch ab und zu im kybunpark? Boris Babic trainiert ja aktuell dort und braucht enge Begleitung.
Genau. Ich wechsle mich diesbezüglich mit einem Kollegen ab. Einen Tag ist er vor Ort, einen ich. Boris ist fünf Wochen nach einer Kreuzbandoperation, da können wir nicht einfach sagen, «bleib zuhause». Das ist sozusagen ein Notfallpatient. Ein Spieler wie Boris braucht jetzt einen Aufbau. Wenn das nicht stattfindet, könnte das seine Karriere zerstören.
Wie gehts Babic?
Er macht gute Fortschritte. Wir sind schon beim Krafttraining. Diese Woche war er zum ersten Mal auf dem Laufband, aber nur gehend.
Ist es nicht seltsam in einem ausgestorbenen kybunpark zu arbeiten?
Es ist sehr speziell. Ich bin meistens schon eine Stunde vor Boris dort, komplett alleine in einer kompletten Ruhe. Normalerweise schwirren bis zu 30 Leute durch die Gänge, jetzt sind wir maximal zwei... schon eine komische Stimmung. Auch mir fehlen das tägliche Kabinenleben, die Spiele und die Emotionen.
Sie haben in den vergangenen zwei Wochen Trainingsvideos auf Instagram gestellt, die von den Spielern tatkräftig geteilt wurden. Wozu?
Einerseits als Motivation für die Fans. Und andererseits auch für die Spieler. So konnten sie den Fans trotz Zwangsferien zeigen, dass sie nach wie vor intensiv trainieren.
Wie ist es eigentlich möglich, dass kein einziger Spieler an einer Muskelverletzung leidet?
Am ganzen medizinischen Staff und dem Trainerteam. Wir stimmen uns bezüglich Belastung und Erholung einfach sehr gut ab, das ist keine «One-Man-Show». Vor einigen Jahren haben wir Dinge eingeführt, die uns sehr wichtig sind. Sei es im präventiven Bereich, in der Regeneration oder im Krafttraining, wo wir gezielt die Muskelpartien kräftigen, die sehr hoch beansprucht werden.
Die Spieler beim FCSG sind auch für ihre Schnelligkeit bekannt. Wie zaubern Sie diese hin?
Das hat definitiv nicht nur mit mir zu tun, sondern ebenfalls mit dem ganzen medizinischen Staff und dem Trainerteam. Wir stimmen uns auch da sehr gut ab, schauen dass wir wenig Verletzte haben. Das ist quasi eine Grundvoraussetzung, um dann auch in anderen Bereichen gut und konstant arbeiten zu können. Wir sind aber schon mit jungen, schnellen und dynamischen Spielern gesegnet.
Wie schaut man denn, dass es möglichst wenige Verletzungen gibt?
Regeneration ist ein sehr grosses Stichwort. Dazu haben wir die Ernährung umgestellt und legen sehr viel Wert auf gesunde und ausgewogene Kost. Die Spieler ziehen extrem gut mit. Auch das gesamte Physio-Team macht in der Pflege eine hervorragende Arbeit. Aber das Quäntchen Glück darf man dann schon auch nicht vergessen.
Wie erklären sie sich den Erfolg des FCSG?
Da bin ich allein der falsche Ansprechpartner. Aber ganz sicher hat vor allem unser Trainer Peter Zeidler mit seiner Spielphilosophie und seiner täglichen Arbeit einen massgeblichen Anteil. Zudem passt es auf allen Ebenen im Verein. Dass sich die Trainingsvorbereitung verbessert hat, spielt in das grosse Ganze mit hinein. Zudem haben wir auch in den Bereichen Regeneration und Ernährung sehr grosse Fortschritte gemacht.
Wie ernähren sich die Spieler denn jetzt?
Viel ausgewogener. Wir verzichten auch ab und zu auf Fleisch und Kohlenhydrate, um den Säure-Basen-Haushalt im Körper ausgewogen zu halten. Es gibt viel mehr Gemüse und mehr vegetarische Produkte.
Sie sind mit einem kleinen Unterbruch von acht Monaten schon ca. Elf Jahre beim FCSG. Wie hat sich die Mannschaft verändert?
Die Spieler sind generell jünger geworden und es gibt jetzt im Verein wieder eine richtige Philosophie. Das erinnert mich an Zeiten mit Jeff Saibene (FCSG-Coach 2011-15 d. Red) zum Beispiel. Man hat damals an einem Strick gezogen, man zieht jetzt wieder an einem Strick. Man hatte damals Erfolg, man hat jetzt wieder Erfolg. Es wiederholt sich das, was uns damals unter anderem bis zur Europa League geführt hat. Nun sind die Voraussetzungen vielleicht sogar noch besser.
Wir haben Ihnen kürzlich den Kosenamen «Miraculix» gegeben – wie gefällt er Ihnen?
Ich fühle mich geschmeichelt diesen Namen zu bekommen. Wenn ich aber wirklich «Miraculix» wäre und einen Zaubertrank erfunden hätte, dann wären wir mit dem FC St. Gallen bereits mit zehn Punkten Vorsprung an der Spitze (schmunzelt).
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 15 | 4 | 23 | |
6 | FC Lausanne-Sport | 15 | 3 | 23 | |
7 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
8 | FC Sion | 15 | -1 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 15 | -5 | 17 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 15 | -21 | 12 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 15 | -11 | 10 |