St. Gallens Muheim sass bei Chelsea neben dem Superstar
«Hazard war total locker»

Miro Muheim (21) spielte in 17 Monaten nur 
 21 Minuten Super League. Nun lässt er aber sanft erahnen, weshalb er einst bei Chelsea war.
Publiziert: 04.08.2019 um 12:51 Uhr
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Miro Muheim spielt beim St. Galler Triumph in Basel mit der Sicherheit eines Stammspielers.
Foto: freshfocus
Michael Schifferle

Verdient ein Profi ein Lob, bloss weil er in den Schlussminuten übers halbe Feld sprintet? Sicher nicht. Erstaunen auslösen darf es aber – besonders im Fall von Miro Muheim (21). Der Linksverteidiger spielt beim St. Galler Triumph in Basel mit der Sicherheit eines Stammspielers. Und er tats schon eine Woche zuvor gegen Luzern. Unprätentiös, souverän, nervlich sattelfest.

Sutter als Stütze nach Kreuzbandriss

Dabei liegen qualvolle Monate hinter Muheim. Zweimal hatte er spielen dürfen, seit ihn Alain Sutter im Januar 2018 verpflichtet hatte: zehn Minuten gegen YB im Februar 2018 und elf Minuten im Februar 2019 gegen Sion. Der Rest? Schinderei, körperlich und seelisch.

Nach nicht mal zwei Monaten bei Grün-Weiss riss sich Muheim das Kreuzband, als er bei der U21 aushalf. Fast ein Jahr brauchte er fürs Comeback. Tränen flossen. Nie aber habe er den Glauben an eine Rückkehr verloren, sagt Muheim heute. «Dank der Unterstützung meiner Freundin und meiner Familie habe ich immer an ein Comeback geglaubt.»

Eine Stütze für Muheim war auch Alain Sutter. Sie kannten sich schon, als Muheim FCZ-Junior war. Muheim liess sich von Sutter in dessen Praxis coachen. Und der Sportchef mag sich in St. Gallen in einzelnen Personalien unnachgiebig gezeigt haben. An Muheim glaubte er. Muheim: «Alain Sutter ist eine wichtige Bezugsperson für mich. Wir stehen aber in einem ganz normalen Austausch, so wie es Sportchef und Spieler miteinander machen.»

«Mit 16 Jahren den Sprung ins Ausland zu wagen, war speziell»

Sutter fragte er auch um Rat, als Muheim einen kapitalen Entscheid zu fällen hatte: 2014 klopfte Chelsea an. Zürich zu verlassen war zunächst keine Option – zu sehr war er verwurzelt. Muheim nennt sich selbst ein «Stadtkind». Aufgewachsen ist er im Kreis 5, dem Industriequartier, als Sohn eines Anwalts und einer Künstlerin. Die Lehre machte er als Hochbauzeichner. All das und die Freundin zurücklassen? Er sagte Nein – bis er dem Reiz doch erlag.

Bereut hat ers nicht, auch wenn die erste Mannschaft ein Traum blieb. Die Trainings auf Top-Niveau. Das Leben in einem Grossklub – und dennoch früh für sich selber sorgen zu müssen und dabei noch perfekt Englisch zu lernen: Allein darum hat sichs gelohnt. «Mit 16 Jahren den Sprung ins Ausland zu wagen, war speziell, aber man reift auch schneller, weil man viel mehr auf sich alleine gestellt ist.»

Kontakt hat er noch mit Andreas Christensen, dem Dänen, der zwischendurch nach Gladbach verliehen war und mit dem Muheim auch zusammenwohnte. Mit Isaac Christie-Davies, der inzwischen zu Liverpool weiterzog. Oder Ruben Sammut, einem schottischen Junioren-Nationalspieler von Sunderland.

Plötzlich sass Hazard neben Muheim in der Kabine

Und da wäre noch Eden Hazard. Der Superstar, der soeben für 100 Millionen Euro zu Real wechselte, sass plötzlich direkt neben Muheim in der Kabine; nach einer Verletzung trimmte er sich in der U23 fit. «Er war total locker drauf und sehr sympathisch. Im Spiel selber hat er dann einfach mal kurz gezeigt, wie man mit dem Ball umgehen kann. Schlicht und einfach sensationell!»

Muheim spielte 19-mal für die Chelsea-U23, viermal dazu noch in der Uefa-Youth-League-Auswahl, meist im linken Mittelfeld. Im Frühjahr 2017 wurde er an den FCZ verliehen. In St. Gallen nun will er den Sprung zum arrivierten Profi machen – dank starker Physis und dem Willen, den ihn England und die Verletzung schulten. Die Schinderei dürfte sich also gelohnt haben.

Die Partie Xamax – St. Gallen gibts ab 16 Uhr live im Ticker und Stream.

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