Ralf Fährmann hat er nie mehr getroffen. Zwischendurch denkt Vincent Sierro an ihn. Ohne den Schalke-Goalie stünde Sierro bereits als Bundesliga-Torschütze in den Geschichtsbüchern. Fährmann lenkt im März einen Schuss des Schweizers mit den Fingerkuppen an den Pfosten – und rettet Schalke den Sieg.
Gelobt wird Sierro auch ohne Tor. Im Fachblatt «Kicker» erhält er die beste Note eines Freiburger Feldspielers – und das im einzigen Bundesliga-Spiel, in dem er durchspielen darf. Bei seinen anderen drei Einsätzen 2017/18 wird er ein- oder ausgewechselt. Sierro: «Auf Schalke zu spielen, das ist ein anderes Level.» Seine Augen leuchten, als er davon erzählt.
Die Gegenwart heisst St. Gallen
Die Gegenwart ist eine andere. Sie heisst St. Gallen. Seit Sommer spielt Sierro leihweise in der Ostschweiz. Er hätte einen Platz im Freiburger Kader gehabt, jedoch nicht die Aussicht, regelmässig zu spielen. Da passte es, dass ihn Peter Zeidler wollte. Der St. Galler Trainer förderte Sierro bereits in Sion, wo der alle Juniorenstufen durchlief und den Aufstieg zum Profi vollzog. Sierro sagt: «Mein Ziel in dieser Saison ist klar: so viele Minuten spielen wie möglich.» Im Breisgau hinderten ihn auch Verletzungen dran.
In St. Gallen ist er Stammkraft. Er zog beim 1:3 vergangene Woche in Lugano zwar auch einen schwarzen Tag ein – sonst ist er unbestritten. Er ist ballsicher, clever – und schoss im halbrechten Mittelfed bereits sechs Pflichtspieltore. Seine Schusstechnik? Ausgezeichnet.
Es ist nicht bloss Talent, sondern die Folge zäher Arbeit. Freiburgs Trainer Christian Streich befahl Sierro Zusatzschichten. «Dank Streich kann ich besser schiessen. Meine Technik ist besser – und ich habe mehr Mut, draufzuhalten.»
Drei Stunden Videostudium pro Woche
Streich gerät am Spielfeld ebenso leicht in Rage wie am Mikrofon, wo er auch schon ein Plädoyer gegen Fremdenhass und die AfD hielt. Er ist das Gesicht der Freiburger – und ein unerbittlicher Pedant. Sierro: «Bei ihm gibts drei Stunden pro Woche Videostudium.»
Streichs Augenmerk: Stabilität. «Ihm ist immer wichtig, dass immer so viele Spieler hinter dem Ball sind wie nötig.»
Dass die anfällige St. Galler Abwehr derzeit ein Thema ist – das entging auch Sierro nicht. Zeidlers Idee ist klar: Hoch angreifen, geschlossen, aggressiv. Ist der Ball erobert, wird er steil gespielt. «Der Gegner darf keine Luft zum Atmen kriegen», sagt Sierro.
Der Papa sass in der Kantonsregierung
Das Problem: Macht nur einer nicht richtig mit, drohen Löcher – und rasche Konter. «Es kann sein, dass unser Spiel von aussen betrachtet riskant wirkt. Aber mir gefällt auch, dass Trainer Zeidler eine klare Idee von Fussball hat – und auch bei Rückschlägen dran festhält. Die Mannschaft hat grosses Potenzial.»
Dass sich Sierro politisch korrekt äussert, erstaunt nicht. Papa Serge sass für die FDP in der Walliser Kantonsregierung. Und verlangte von Vincent, dass er vor der Profikarriere die Matura macht. Der Sohn gehorchte.
«Wir werden stabiler und unser Spiel immer mehr über 90 Minuten durchziehen», sagt Sierro. «Wir können die Europa League erreichen.» Selbst wenn er dann kein Espe mehr ist. Der SC hätte die Option, ihn im Winter zurückzuholen – unwahrscheinlich, dass er das tun wird. Ein Verbleib Sierros über die Saison hinaus ist wohl allerdings Illusion. Sierro ganz ehrlich: «Ich will zurück in die Bundesliga.»
Dass er sie packen kann, hat er auf Schalke bewiesen.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 15 | 4 | 23 | |
6 | FC Lausanne-Sport | 15 | 3 | 23 | |
7 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
8 | FC Sion | 15 | -1 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 15 | -5 | 17 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 15 | -21 | 12 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 15 | -11 | 10 |