BLICK: Joe Zinnbauer, in Hamburg kamen 3000 Zuschauer zu Ihren Trainings. In St. Gallen sind es drei.
Joe Zinnbauer (45): 3000 waren es nur vor wichtigen Spielen. Wenn es in St. Gallen um Auf- oder Abstieg gehen würde, würden auch hier mehr Fans kommen.
Dann kämen vielleicht 30.
Hamburg hat auch 2 Millionen Einwohner. Ich bin nicht hergekommen, damit ich 3000 Menschen im Training habe. Ich will lieber mit attraktivem Fussball unser Stadion voll kriegen. Die Leute sollen sehen, dass die Mannschaft alles probiert, auch wenn sie mal verliert.
Begreifen die Spieler Ihre Ideen?
Es braucht noch ein paar Wochen. Die Spieler sind noch im alten Raster drin, was nichts Schlimmes ist. Aber die Mannschaft zieht im Training toll mit.
Welchen Einfluss konnten Sie in zehn Tagen schon nehmen?
Wir müssen in allen Bereichen zulegen. Wir stehen ziemlich stabil. Das ist gut geschult, aber ich will es etwas anders haben.
Wie denn?
Wir müssen am Aufbau und am Übergang in die Spitze arbeiten. Beim Ballbesitz sind wir noch zu ungeduldig. Da müssen wir mehr den kontrollierten Pass spielen.
Wer ist Ihr Vorbild als Trainer?
Gibts keines. Ich bin Joe Zinnbauer. Ich schätze viele Kollegen.
An wen denken Sie?
Von Uwe Rapolder halte ich sehr viel. Pep Guardiola ist genial, wenn er in 25 Minuten fünf Systeme spielen lässt. Man kann aber auch bei unbekannteren Kollegen Inputs holen, indem man sich ihre Trainingseinheiten anguckt.
Darf man das?
In Deutschland ist es normal, dass Trainings von anderen gefilmt werden. Ich lasse mich davon gerne inspirieren.
Lassen Sie nun bei Basel und YB die Trainings filmen?
Dafür haben wir gar keine Kapazität. Beim HSV hast du 20 bis 25 Leute, die dem Trainer tagtäglich zuarbeiten.
Jetzt ist Ihr Staff deutlich kleiner.
Aber alle sind engagiert und wollen mir jeden Wunsch erfüllen. Das ist top. Es gibt kurze Wege, du bist immer voll involviert. So habe ich als Trainer angefangen. Das ist «Back to the Roots».
Gibts am Samstag gegen GC den dritten Sieg in Ihrem dritten Spiel?
Die Grasshoppers sind ein sehr starker Gegner, der einen Lauf hat. Ich habe sie am Mittwoch gegen Sion gesehen. Vor allem offensiv sind sie richtig stark. Ein Punkt wäre schon sehr gut.
Wo landet St. Gallen Ende Saison?
Ich kenne die Gegner noch zu wenig. Ich habe Sion und GC live gesehen, dazu Basel gegen St. Gallen. Das sind drei Topmannschaften.
Und damit ausser Reichweite?
An diesen brauchen wir uns im Moment nicht zu messen. Sie werden Stand heute am Schluss wohl vor uns stehen. Ich würde gerne alle überholen, aber man braucht nicht zu träumen.
Sie haben bis 2018 unterschrieben. Wo steht St. Gallen dann?
Am liebsten einfach besser da als jetzt. Wir sind aktuell Sechster, also würde mindestens Fünfter oder Vierter schon mal gut ausschauen.
Das klingt nach Tiefstapeln. Ist die Europa League kein Ziel?
Dagegen würde ich mich nicht wehren. Aber wichtiger ist die Entwicklung des Vereins.
Was hat Ihre Freundin zum Umzug in die Schweiz gesagt?
Wir haben gemeinsam entschieden, herzukommen. St. Gallen und die Umgebung sind sehr lebenswert, der Verein ist top. Jetzt ziehen wir (der Sohn wird im Januar 3-jährig, d. Red.) in eine Übergangswohnung. Wir wollen danach die Stadt besser kennen lernen, bevor wir uns für eine feste Bleibe entscheiden.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |