St. Gallen in der Krise
Joe Zinnbauer, sind Sie eine Wurst?

Nur ein Punkt in sechs Spielen. Das 0:7 gegen Basel. Aber Trainer Joe Zinnbauer glaubt an das baldige Ende der Abwärtsspirale.
Publiziert: 20.04.2016 um 09:25 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 18:27 Uhr
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St.-Gallen-Coach Joe Zinnbauer steht unter Beschuss.
Foto: Sven Thomann/Blicksport
Andreas Böni und Matthias Dubach

Joe Zinnbauer, sind Sie eine Wurst?
Ich bin in Nürnberg aufgewachsen. Dort sind die Bratwürste für ihre Qualität sehr bekannt. Und die Bratwürste aus St. Gallen sind die besten der Schweiz. Von daher nehme ich das als Kompliment.

Vor dem Sion-Spiel (1:1) forderte BLICK-Kolumnist Kubilay Türkyilmaz Ihre Entlassung, falls man verliert. Nun kam ein 0:7 gegen Basel dazu.
Schauen Sie, wenn einer das schreibt, der ein paar Spiele von uns sieht und die Mannschaft kennt, dann kann ich damit umgehen. Wer ist Kubilay Türkyilmaz eigentlich?

Hinter Alex Frei der zweitbeste Nati-Torschütze aller Zeiten.
Okay. Er verdient sein Geld mit Kolumnen. Wenn ich als Kolumnist oder Journalist knallhart bin, dann gehe ich zum BLICK oder zu BILD. Wenn nicht, vielleicht besser zur Freizeit-Revue… Aber er kennt die Mannschaft und mich gar nicht. Dann finde ich das befremdlich.

Das 0:7 war die höchste Heimniederlage seit 42 Jahren. Doch Sie haben das schöngeredet.
Nein! Was habe ich gesagt?

Dass solche Statistiken nur was für die Journalisten sind.
Ich habe nicht gesagt, es interessiert mich nicht. Ich habe gesagt, dass es ein schwarzer Tag für mich, die Mannschaft und den Verein ist. Aber bei allem Respekt, ich wollte mich einfach sofort auf das Sion-Spiel am Mittwoch konzentrieren.

Haben Sie das in der Tiefgarage auch bei der Fanaussprache gesagt?
Ich war gar nicht dabei, weil ich dann an der Pressekonferenz war.

Sprechen Sie eigentlich Französisch?
Nein, warum?

Die Mannschaft wurde nicht für Sie zusammengestellt. Jeff Saibene holte viele frankophone Spieler. Passt das zu Ihrem deutschen Stil?
Ich bin ein Mentalitäts-Trainer, das stimmt. St. Gallen, das ist kratzen, beissen, kämpfen. Zusätzlich wollen wir nach und nach mehr Attraktivität bieten. Aber: Wir haben mit dieser Mannschaft in der Vorrunde und teilweise in der Rückrunde gut gespielt. Und jetzt eben schlecht. Wir brauchen wieder mehr Stabilität.

Der FCSG müsste zumindest vor Vaduz, Lugano und Thun landen.
Nein! Thun ist im Moment gefestigter als wir es sind.

Also reicht das Potenzial dieses Teams nur für Platz 8 in der Raiffeisen Super League.
Momentan kann man das so sehen. Aber unser Anspruch muss es sein, vor diesen Teams zu stehen. Wir wollen uns langfristig nach oben orientieren.

Überfordern Sie das Team mit Ihrem Ballbesitz-Fussball?
Wenn ich sehen würde, dass es die Mannschaft einfach nicht besser kann, würde ich niemals Ballbesitz spielen wollen. Aber wir sind Stück für Stück besser geworden.

Im Sommer laufen acht Verträge aus. Werden zehn gehen müssen und zehn neue kommen?
Ich hoffe, dass bei diesen acht möglichst viele dabei sind, mit denen wir gerne weitermachen wollen. Diese Entscheidungen sind noch nicht gefallen.

Haben Sie auch Fehler gemacht?
Es sind immer auch die Trainer. Wir sind auch Teil der Mannschaft.

Gegen Basel wollten Sie defensiv kompakt spielen lassen. Es endete 0:7.
Wir sind in der ersten Halbzeit defensiv gestanden, da stand es 0:1. Wir hätten zudem das 1:1 erzielen müssen. Das war für unsere Situation okay. Nach den zwei Eigentoren nach der Pause wollte die Mannschaft trotzdem mutig nach vorne spielen. Dann ist sie Basel ins offene Messer gelaufen.

Bis auf Daniel Lopar hat kein Spieler mit den Medien geredet. Fehlen dem Team die Persönlichkeiten?
Da kann man drüber streiten. Vielleicht fehlt die Erfahrung, wie man mit der Situation umgehen soll. Und mit Wiss, Tafer, Bunjaku, Thrier, Russo und Mutsch fehlten sechs erfahrene Spieler teilweise sehr lange. Sie sind alle um die 30. Für sie sind Spieler eingesprungen, die um die 20 sind. Gaudino spielte zudem seit Wochen mit Schmerzen, hat sich aber in den Dienst der Mannschaft gestellt. Mit den vielen Absenzen fehlt auch der Druck auf die Stammspieler. Das ist keine Ausrede, sondern eine Realität. Aber ich bin sicher, dass wir gegen Sion eine andere Mannschaft sehen als gegen Basel.

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Zürich
FC Zürich
14
7
26
2
FC Basel
FC Basel
14
20
25
3
FC Lugano
FC Lugano
14
6
25
4
Servette FC
Servette FC
14
2
25
5
FC Luzern
FC Luzern
14
4
22
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
14
6
20
7
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
14
2
20
8
FC Sion
FC Sion
14
0
17
9
BSC Young Boys
BSC Young Boys
14
-5
16
10
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
14
-10
15
11
FC Winterthur
FC Winterthur
14
-21
11
12
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
14
-11
9
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