Sportchef Fredy Bickel
«Ich würde vier YB-Spieler an die EM mitnehmen»

«Wollen Sie Ärger? Ich kenne im Fussball keine Pussy», raunzt YB-Sportchef Fredy Bickel in Richtung Büne Huber. Dann beginnt er zu plaudern.
Publiziert: 10.04.2016 um 09:56 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 11:10 Uhr
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Fredy Bickel wartet gut gelaunt vor dem Restaurant Bernerhof in Zürich.
Foto: Valeriano Di Domenico
Interview: Felix Bingesser und Alain Kunz

Ein Zürcher in Diensten der Berner Young Boys. Da ist der Bernerhof in Zürich der ideale Ort für ein Interview mit YB-Sportchef Fredy Bickel. «Ich habe nicht ewig Zeit», sagt er. «In zwei Stunden muss ich bei einem Vortrag im Altersheim Affoltern am Albis sein.» Was ist der Inhalt des Vortrages? «Alles. Vom Säuliamt bis hin zum Weltfussball», schmunzelt Bickel. Mit dem Sonntagsblick redet er über sich, über YB, über Millionentransfers. Und über die Grenzen der Sportstadt Bern.

Fredy Bickel, sind Sie eine Pussy?

Fredy Bickel: (lacht) Wollen Sie Ärger?

Nein, natürlich nicht.

Die Frage musste ja kommen. Ich kenne im Fussball keine Pussys. Und ich nehme die Aussagen von Büne Huber auch nicht so ernst wie andere. Dafür kenne ich ihn zu gut.

Aber er hat vom Berner Hockeystadion bei seiner Aussage direkt Richtung Stade de Suisse gezeigt. Also müssen vor allem die Young Boys gemeint sein.

Musik und Sport stehen sich in Bern sehr nahe. Kuno Lauener fiebert mit YB, Büne Huber mit dem SCB.

Der SCB ist im Gegensatz zu YB aber noch im Titelrennen. Schaut man nicht mit etwas Neid zum Nachbarn rüber?

Nein. Wir pflegen ein gutes Verhältnis. Und ich bin froh, wenn der SCB den Titelhunger in der Stadt Bern stillt. Das ist gut für die Region.

Bern ist also eine Sportstadt?

Von der Begeisterung der Bevölkerung her ganz sicher. Aber von der Infrastruktur ist Bern noch schwieriger als Zürich. Wir haben das wunderbare Stade de Suisse. Aber es gibt in der Stadt keine Trainings-Infrastruktur für Spitzenfussball. Darum mussten wir im Stadion ja wieder Kunstrasen machen,  damit wir wenigstens trainieren können.

Haben Sie eigentlich eine Meisterprämie im Vertrag?

Ich habe einen sehr leistungsbezogenen Vertrag. Und da sind Titelprämien drin.

Dann gehen Sie nach wie vor davon aus, dass Sie diesen Bonus irgendwann mal kassieren werden?

Ja. Es ist für uns jedoch nicht der Moment, um über Titel zu reden. Basel steht vor dem siebenten Titelgewinn in Serie. Aber wahrscheinlich wollten Sie mich ja auf meine unbedarfte Aussage vor dreieinhalb Jahren ansprechen. Es war unbedarft von mir, von einem Titelgewinn innert drei Jahren zu reden.

Dann werden Sie das Versprechen hier also nicht erneuern?

Nein, das passiert mir nicht mehr. Aber eines bleibt klar: Titelgewinne müssen für einen Klub wie YB immer ein Ziel sein.

Betrachtet man nur die Rückrunde, dann ist YB punktemässig auf Augenhöhe mit dem FC Basel.

Wir sind auf einem guten Weg, ja. Aber wir konnten bisher dieses Niveau noch keine ganze Saison durchziehen.

Was fehlt denn noch?

Alles führt über harte Arbeit, womit auch Konstanz und Überzeugung entstehen. Ein Erfolgserlebnis wäre eine Initialzündung.

Aber an der Klasse fehlt es YB nicht?

Vielleicht sind wir bei den ersten 13, 14 Spielern auf Augenhöhe. Aber Basel hat 19, 20 Spieler mit dieser Qualität.

Basel hat für die 1. Mannschaft Lohnkosten von rund 35 Millionen. Wieviel hat YB?

Wir äussern uns nicht über Zahlen. Aber es ist eine grosse Differenz.

Leidet die Liga unter der Dominanz des FC Basel und dem langweiligen Titelkampf?

Es ist grundsätzlich nicht einfach, wenn die Differenz im Budget vom ersten zum zweiten der Liga ungefähr gleich gross ist wie vom zweiten zum letzten. Aber das ist ja nicht die Schuld des FCB. Die haben sich alles selber erarbeitet, da gibt es keinen Neid. Und international muss der Schweizer Fussball sowieso dankbar sein, dass es den FC Basel in dieser Form gibt. Aber klar, ein spannenderer Titelkampf würde die Liga beleben.

Sie haben mal gesagt, vor lauter Spielervermittlern könnten Sie nicht mal in Ruhe Kaffee trinken. YB hat im letzten Jahr für Spielervermittler 675 000 Franken ausgegeben. Sie alimentieren ja diese Plage?

Auslandtransfers sind ohne Vermittler nicht möglich. Wir haben mit Sulejmani und Benito zwei teure Auslandtransfers gehabt. Aber auch hier: Der FC Basel hat zwei Millionen für Vermittler bezahlt.

YB hat mit Urs Siegenthaler, der ja seit vielen Jahren auch für die deutsche Nationalmannschaft arbeitet, einen ausgewiesenen Fachmann in den Verwaltungsrat geholt. Bekommt Fredy Bickel einen Aufpasser?

Das schaue ich nicht so an, das hat nichts mit Kontrolle zu tun. Im Gegenteil, ich bin froh, dass er da ist.

Warum?

Weil ein Mann mit so einer langjährigen Erfahrung im Spitzenfussball im Verwaltungsrat gefehlt hat. Er kann uns Dinge aufzeigen, die uns weiterbringen.

Auch im Scouting?

Natürlich.

Aber erfolgreich, wie der Fall von Denis Zakaria zeigt.

Ja. Das ist ein toller Spieler mit einer unglaublichen Entwicklung.

So talentiert wie Breel Embolo?

Man kann die beiden nicht vergleichen. Ich traue aber beiden eine ganz grosse Karriere zu.

Stimmt es, dass für Zakaria schon Millionen im zweistelligen Bereich geboten wurden?

Wir sprechen nicht über Zahlen.

Was sagen Sie zu den letzten Auftritten der Schweizer Nationalmannschaft?

Ich hatte keine Freude, wie viele andere auch nicht. Aber das Team hat Klasse und ich bin überzeugt, dass die Schweiz bei der EM eine gute Rolle spielen wird.

Sollte man mehr YB-Spieler berücksichtigen?

Ja. Ich würde junge Leute mit Perspektive mit an die EM nehmen.

Zum Beispiel?

Yvon Mvogo, Denis Zakaria und Florent Hadergjonaj als Leute mit grosser Perspektive. Dazu Steve von Bergen.

Es gibt immer wieder Gerüchte, dass die Brüder Rihs die Berner Young Boys und das Stade de Suisse gerne verkaufen würden.

Ich habe noch nie das Gefühl gehabt, dass die Brüder Rihs an YB keine Freude mehr haben. Im Gegenteil. Sie sind dem Klub sehr nahe.

Es macht den Anschein, als erlebten Sie gerade die beste Phase seit Ihrer Rückkehr zu YB.

Das ist wohl so. Der Anfang war extrem schwer, es gab viel Kritik und viel Unruhe. Wir brauchten länger als gedacht, um den Klub neu zu positionieren. Aber jetzt sind wir auf einem guten Weg. Das gilt auch für den Trainer: Adi Hütter ist der richtige Mann.

Dann wird Fredy Bickel bei YB pensioniert?

Das wird man sehen. Ich habe ja in Bern eine Wohnung. Aber mein Alterssitz wird im Säuliamt sein. Dort baue ich in Mettmenstetten, meinem Heimat- und Kindheitsort, zusammen mit meiner Schwester und dem Schwager ein Haus.

Nach diesem Interview können Sie ja schon erste Freundschaften knüpfen...

(lacht) Stimmt. Ich muss zu meinem Vortrag ins Altersheim nach Affoltern.

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21
30
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15
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-24
13
Persönlich

Fredy Bickel (50) ist geschieden und hat zwei erwachsene Töchter. Der gebürtige Säuliämtler lebt in der Berner Altstadt und ist seit Anfang 2013 Sportchef bei YB; sein Vertrag wurde kürzlich auf unbestimmte Zeit verlängert. Der gelernte Kaufmann und ehemalige Journalist ist inzwischen der dienstälteste Sportchef im Schweizer Prof i-Fussball. Sein letztes Engagement beim BSC Young Boys hatte im Dezember 2002 trotz sportlicher Erfolge unschön geendet: Die ihm gegenüber erhobenen strafrechtlichen Vorwürfe erwiesen sich rasch als haltlos, eine Anklage gegen Bickel ist nie erfolgt. Im Jahr 2013 versuchten ein ehemaliger Spielervermittler und ein früherer Manager, Bickel zu erpressen; sie wurden dafür strafrechtlich verurteilt.

Fredy Bickel (50) ist geschieden und hat zwei erwachsene Töchter. Der gebürtige Säuliämtler lebt in der Berner Altstadt und ist seit Anfang 2013 Sportchef bei YB; sein Vertrag wurde kürzlich auf unbestimmte Zeit verlängert. Der gelernte Kaufmann und ehemalige Journalist ist inzwischen der dienstälteste Sportchef im Schweizer Prof i-Fussball. Sein letztes Engagement beim BSC Young Boys hatte im Dezember 2002 trotz sportlicher Erfolge unschön geendet: Die ihm gegenüber erhobenen strafrechtlichen Vorwürfe erwiesen sich rasch als haltlos, eine Anklage gegen Bickel ist nie erfolgt. Im Jahr 2013 versuchten ein ehemaliger Spielervermittler und ein früherer Manager, Bickel zu erpressen; sie wurden dafür strafrechtlich verurteilt.

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