Alle sagten sie es. Oder fast alle. Ohne Bundeshilfe kämen sie nicht durch die zuschauerfreie Zeit. Nun sind die Kredite gesprochen. 100 Millionen in einer ersten Tranche. Stürzen sich die Klubs nun darauf? Mitnichten!
Wie auch? Mit Ausnahme von YB und Basel, die aber auch vor allem dank der Champions-League-Millionen, ging es für alle anderen Klubs Jahr für Jahr nur um eines: Mit Ach und Krach einen Verlust zu verhindern. Und dieselben Klubs sollen nun in der schwierigsten Phase des Fussballs aller Zeiten Gewinn erwirtschaften? Denn das müssen sie, um die Kredite zurückzuzahlen. Utopisch!
Zudem haben die Kredite viele Fallstricke. Zum einen müssen 30 Prozent der TV- und Marketinggelder sowie 25 Prozent von Transfererlösen für die Rückzahlung verwendet werden. Zum anderen müssen die Löhne der kreditbeantragenden Klubs um 20 Prozent gesenkt werden. Und drittens haften diese solidarisch für die Rückzahlung. Viel Heu!
Niemand will sich am Kredit die Finger verbrennen
«Da muss man nicht zweimal hinschauen, sondern fünfmal», sagt Vartan Sirmakes, Präsident von Stade Lausanne Ouchy, Unternehmer und Multimillionär. «Wir beantragen den Kredit nicht. Wir können unser kleines Budget nicht um 20 Prozent herunterfahren, sonst steigen wir ab. Wir schauen lieber mit unseren Sponsoren», sagt der Chef der Welt-Uhrenmarke Franck Muller. Sein Walliser Multimillionärskollege Christian Constantin, einer der vehementen Rufer nach Finanzspritzen, sagt auch nicht sofort Ja, sondern lapidar: «Wir diskutieren.»
Klar ist der Fall für Meister YB: «Dank den sportlich und finanziell ausserordentlich erfolgreichen letzten Jahren haben wir derzeit keinen Liquiditätsengpass und werden deshalb keinen Kredit aufnehmen. Aber auch bei uns hängt alles von der Frage ab, wann wir wieder vor Zuschauern spielen dürfen.» Ganz am anderen Ende der Finanzleiter steht der SC Kriens. Doch auch die Pilatuskicker wollen sich die Finger am Kredit nicht verbrennen. Man sei wohl froh um die Möglichkeit, wolle aber zuerst die Details kennen. Der Grundsatz aber lautet gemäss Geschäftsführer Bruno Galliker: «Der SC Kriens möchte möglichst wenig Darlehen beziehen und sich nicht verschulden.»
Weitere Stimmen aus der Liga:
- FCB-CEO Roland Heri: «Das vom Bundesrat verabschiedete Hilfspaket in Form von Darlehen ist ein Rettungsschirm, der bereit stünde, wenn ein Club in eine finanzielle Notlage gerät. Ob der FC Basel 1893 ein solches Darlehen aufnehmen wird, ist unter anderem abhängig von den Entscheidungen des Bundesrates am 27. Mai sowie der Liga am 29. Mai 2020 hinsichtlich einer Wiederaufnahme des Spielbetriebs. In jedem Fall freut sich der FCB über die grosse Wertschätzung der Politik gegenüber dem Sport und empfindet das Paket der Behörden als zielführend und weitsichtig.»
- St.-Gallen-Präsident Matthias Hüppi: «Wir tun alles Mögliche, unser Überleben aus eigener Kraft zu sichern. Diese Abhängigkeiten wollen wir tunlichst vermeiden und keine Schuldenwirtschaft.»
- Servette sagt, es sei noch zu früh, um zu entscheiden.
- Lugano-Präsident Angelo Renzetti: «Wir werde ein Darlehen nur beantragen, wenn wir das Geld effektiv benötigen, momentan kommen wir über die Runden.»
- Chiasso will zuerst wissen, wie es weitergeht und dann abwägen.
- GC begrüsst es, dass der Bundesrat dem Spitzen- sowie Amateur-und Breitensport diese grossen Beiträge zur Unterstützung bereitstellt.
Was die gesprochenen Gelder für den Profisport anbetrifft, sind es Darlehen, die zurückbezahlt werden müssen und somit keine A-fonds--perdu-Gelder. Stand heute macht GC keinen Gebrauch davon. - Vorsichtig ist auch FCZ-Präsident Ancillo Canepa: «Wir werden aufgrund der nun bekannten Ausgangslage die kurz- und mittelfristigen Auswirkungen der Corona-Krise erneut prüfen und entscheiden, ob und in welcher Höhe wir einen Kredit beantragen.»
- Lausannes Vizepräsi Stefan Nellen sagt: «Sehr wahrscheinlich.»
- Thun-Boss Markus Lüthi in der AZ: «Falls wir keine Liquidität mehr haben sollten, würden wir versuchen, uns auf dieser Schiene eine solche zu besorgen.» Man verfüge im Moment noch über eine Million Franken an flüssigen Mitteln.
- Vaduz kann keinen Schweizer Bundeskredit beantragen, würde es gleichwohl nicht, sagt Präsident Patrick Burgmeier: «Stand heute benötigen wir wohl keine erweiterte Unterstützung in Form von Darlehen.»
- Philipp Bonorand, zukünftiger Aarau-Präsi: «Es ist grundsätzlich nicht davon auszugehen, dass wir in den nächsten paar Monaten Gebrauch von einem Darlehen des Bundes machen werden. Wir haben unsere Liquidität auch ohne fremde Hilfe vorerst gesichert.»
- Auch Winterthur wird momentan keine Bundeshilfe beantragen. Man habe kurzfristig durch die Kurzarbeit, interne Massnahmen und Vereinbarungen keinen Liquiditätsengpass.
- Beim FCL prüft man mal die Bedingungen.
- «Es ist davon auszugehen, dass wir so wenig wie nötig beantragen werden.», sagt Wil-Boss Maurice Weber.
Der Grundtenor ist einhellig. Ob er sich noch ändert? Wenn man hört, wie es zum Beispiel aus Winterthur tönt, ist davon kaum auszugehen: Die Verknüpfung mit einer 20%-igen Lohnreduktion sei nicht förderlich und solche Pauschal-Bedingungen grundsätzlich unsinnig.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |