Schützenhilfe im Abstiegskampf? In einer Phase, in der es im Fussballer-Jargon um «Leben und Tod geht», eher unwahrscheinlich. Aber vielleicht erinnert sich Sions Trainer Murat Yakin (44) heute daran, weshalb er vor 27 Jahren die unbeliebte Lehre als Metallbauzeichner abbrechen und in seinem Traumberuf «Fusbalschpiler» durchstarten konnte. Deshalb: Ein bisschen Schützenhilfe für den ehemaligen Steigbügelhalter aus Zürich, weshalb eigentlich nicht?
Die Geschichte spielt im Juni 1992. Murat Yakin, 17-jähriges Talent von Zweitligist Concordia Basel, steht für die 1.-Liga-Aufstiegsspiele gegen den FC Ibach im Aufgebot. Doch Yakin plagen Oberschenkel-Probleme. Er kommt deshalb erst im Laufe der zweiten Halbzeit rein, erzielt in der 87. Minute mit seinem zweiten Schuss das matchentscheidende 1:0. Vor Ort ist auch der damalige GC-Sportchef Erich Vogel. Congeli-Trainer René Rietmann hat ihm das Ausnahme-Talent schmackhaft gemacht.
Beim Rückspiel am 7. Juni 1992 ist Vogel wieder unter den Zuschauern. Denn mittlerweile hat auch der damalige NLB-Klub FC Basel Lunte gerochen, dass der Erzfeind aus Zürich ihnen vor der Haustüre ein Ausnahmetalent wegschnappen könnte. Yakin steht wieder nur die letzten 20 Minuten auf dem Feld. Danach muss es für Vogel schnell gehen. Er schnappt sich Murat, dessen Mutter Emine und Muris Halbbruder Ertan Irizik, damals Profi beim FC St. Gallen. In der Schiri-Kabine unterschreibt Yakin seinen ersten Profi-Vertrag. Und erfüllt sich seinen Berufswunsch aus der Primarschule. «Fusbalschpiler» hat er damals als Traumberuf angegeben.
Zwar steigt Yakin nach der Sommerpause trotz unterschriebenem Vertrag mit GC beim FC Basel ins Training ein. Doch der damalige FCB-Trainer Friedel Rausch (†) soll gefragt haben: «Was soll ich mit diesem fetten Türken?»
Yakin fährt auch mit den Grasshoppers ins Sommer-Trainingslager nach Schweden. Und ist beeindruckt von den holländischen Physios, die seine dauernden Oberschenkel-Probleme in Kürze wegbringen.
Abwehrchef mit 18 Jahren
Nur drei Monate später steht der eben 18 Jahre alt gewordene Yakin als Abwehrchef von GC im Römer Olympia-Stadion gegen die AS Roma im Uefa-Cup auf dem Feld. GC-Star-Trainer Leo Beenhakker (ex Real Madrid) ist Muris Steigbügelhalter. VfB Stuttgart, Fenerbahçe Istanbul, Kaiserslautern und Basel sind Yakins nächste Vereine als Profi. Und bei GC sammelt er von 2007 bis 2009 neben Hanspeter Latour erste Trainer-Erfahrung auf Super-League-Niveau.
Mit einem Sieg heute im Kellerduell würde Muri seinen Herzens-Klub GC am Tabellenende festnageln. Will er das wirklich?
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | FC Lugano | 18 | 6 | 31 | |
2 | FC Basel | 18 | 21 | 30 | |
3 | FC Lausanne-Sport | 18 | 9 | 30 | |
4 | FC Luzern | 18 | 3 | 29 | |
5 | Servette FC | 18 | 2 | 29 | |
6 | FC Zürich | 18 | -1 | 27 | |
7 | FC Sion | 18 | 4 | 26 | |
8 | FC St. Gallen | 18 | 6 | 25 | |
9 | BSC Young Boys | 18 | -4 | 23 | |
10 | Yverdon Sport FC | 18 | -12 | 17 | |
11 | Grasshopper Club Zürich | 18 | -10 | 15 | |
12 | FC Winterthur | 18 | -24 | 13 |