BLICK: Christian Constantin, erzählen Sie uns etwas über Ihre sehr spezielle Trainersuche. Zuerst wollten Sie unbedingt Ex-Donezk-Coach Mircea Lucescu, einen Welttrainer. Woran scheiterte das?
Christian Constantin: Er musste sich im Dezember einer Operation unterziehen und wollte im Januar bereits wieder mit Arbeiten beginnen. Doch seine Frau und sein Arzt verboten ihm das, er dürfe frühestens im Juni wieder arbeiten.
Er war Ihr klarer Favorit?
Ja, absolut. Er hat 1400 Spiele gecoacht und hat einen Punkteschnitt von 2,02. Das ist besser als Trapattoni. Nur Ancelotti ist ähnlich gut. Klar besser ist nur Mourinho, nur hat der viel weniger Spiele gemacht. Lucescu wäre indiskutabel gewesen. Auch wenn ich mich auch mit dem ehemaligen belgischen Nationaltrainer Marc Wilmots unterhalten habe und mit Gustavo Poyet, der einst Sunderland und AEK Athen trainierte.
Sie wollten einen Welttrainer – und nahmen einen Nobody, der gerade einmal ein halbes Jahr in der Promotion League tätig war. Wie kam es zu dieser irren Wende?
Ich hatte einige valable Kandidaten. Aber keinen, der derart indiskutabel gewesen wäre wie Lucescu. Und ich wollte nicht wieder einen nehmen, der schon mal hier war, wie früher. Da wurde mir Ricardo Dionisio von seinem Agenten vorgeschlagen. Aber ich wollte nach wie vor einen grossen Namen. Doch ich schaute mir das an. Einen Coach, der mit 23 Jahren sagt: ich werde nie ein grosser Spieler werden. Also lerne ich den Job des Trainers von der Pike auf. Einer, der seine Trainerkarriere minutiös in verschiedenen Positionen in allen grossen portugiesischen Klubs konstruiert. Das ist ganz anders als ehemalige Spieler, die nach ihrer Karriere schnell ein paar Kurse besuchen und dann Trainer machen. Da entschied ich mich, ihn mal anzuhören. Er hat mich bei diesem Treffen voll überzeugt. Und die Spieler von Nyon schwärmten von ihm. So gab ich ihm diese Chance.
Wurden Sie vom Trend in der Bundesliga inspiriert, von jungen Leuten wie Leipzig-Coach Julian Nagelsmann?
Ja, aber auch von Jürgen Klopp. Oder gar José Mourinho.
Warum haben Sie Dionisio vorgestellt, bevor sie sich mit Stade Nyonnais einig waren?
Ich habe ihn gefragt, wie seine Situation sei. Er sagte mir, er habe in Nyon gekündigt. Über die Festtage. Deshalb kam seine offizielle Kündigung erst später an. Abgeschickt wurde sie rechtzeitig. Und Ricardo hat sie noch am 31. Dezember persönlich in den Briefkasten von Stade Nyonnais gelegt, damit die Bescheid wussten. Für mich war er also frei.
In Nyon sieht man das anders.
Ich habe Nyon folgenden Vorschlag gemacht: Ich bezahle die sechs Monate, die er dort unter Vertrag war. Er hat sie also nichts gekostet. Das wären 50'000 Franken gewesen. Doch Nyon wollte 250'000 Franken. Das ist unverhältnismässig, also habe ich Nein gesagt. Von da an war die Sache für mich erledigt. Ich habe Ricardo gesagt, er solle schauen. Aber klar ist: Für einen Trainer gibt es, anders als für Spieler, keine Spezialregeln. Für ihn gilt dasselbe wie für eine Sekretärin oder den Masseur. Nämlich das
Arbeitsrecht. Und kein Verbandsrecht.
Wil-Präsident Maurice Weber sagt auch, sie seien über den Transfer von Filip Stojilkovic noch nicht einig, hätten ihn dennoch bereits in Testspielen eingesetzt.
Wir haben uns am Donnerstag endgültig geeinigt. Im Grundsatz war aber schon lange alles klar. Wir zahlen Wil rund 400'000 Franken. Heute beantragen wir die Qualifikation. Am Sonntag ist er im Kader für das Spiel in Thun.
Reden wir über Johan Djourou. Was erwarten Sie von ihm?
Johan ist einer wie Blerim Dzemaili oder Valon Behrami. Eine grosse Persönlichkeit. Aber langsam am Ende der Karriere. Dennoch hoffe ich, dass er unsere Innenverteidigung stabilisieren kann. Denn seit dem Duo Ziegler/Lacroix vor drei Jahren waren wir da sehr anfällig.
Wieso klemmte das plötzlich Anfang Woche, so dass Djourou sich gar vom Training zurückzog?
Er kann nicht alle Garantien abgeben, dass physisch alles gut verlaufen wird. Deshalb mussten wir einen Kompromiss finden zwischen einem Fixum und sehr leistungsbezogenen Prämien, die diesem Umstand Rechnung tragen. Da mussten wir uns erst mal finden.
Der Prämienanteil ist deshalb viel höher als das Fixum?
Ja. Sein Lohn ist dann hoch, wenn er oft spielt und wir oft gewinnen.
Reichts für Sonntag?
Ich denke nicht. Er hat diese Woche nicht alle Trainings gemacht, hatte zudem Magen-/Darmprobleme. Das ist wohl zu früh.
Themenwechsel. Aufstockung der Super League. Sie sind Befürworter.
Ja. Mit 12 Mannschaften geben wir zwei Klubs zusätzlich die Möglichkeit, in der Super League zu spielen. Das ist gut. Und die Reform ändert ja nicht viel. Es werden keine Punkte halbiert und die Meisterschaft damit verfälscht. Derjenige, der die meisten Punkte macht, wird Meister.
Andrea Bocelli ist Ihr Stargast an ihrer Sauerkraut-Gala. Was präsentiert CC auf der Bühne?
Aufgrund der vielen Stars, die auftreten werden, verringere ich meinen Auftrittsanteil.
Aber Sie singen hoffentlich!
Nein, das überlasse ich Bocelli...
Wer wird Meister?
Einer aus dem Duo YB oder Basel. Eine Prognose wage ich da nicht.
Wer steigt ab?
Ich hege Sympathie für Thun, unseren Nachbarn ennet den Bergen. Die sind nicht tot, aber stecken in grossen Schwierigkeiten. Es wird sich zwischen ihnen und Xamax entscheiden. Und vielleicht eine dritte Mannschaft. Hoffentlich nicht wir...
Wo landet denn der FC Sion?
Zwischen Rang vier und sechs.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |