Sigurjonsson schiesst gegen Ex-Coach
«Yakin spielt ein Kindergarten-Spiel»

Bei Schneefall in St. Gallen bricht ein isländischer Vulkan aus. Ex-Hopper Sigurjonsson schiesst gegen GC-Trainer Yakin. Zuerst verbal, dann mit dem Ball. Yakin bleibt in diesen Tagen nichts erspart.
Publiziert: 17.03.2018 um 23:21 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 21:45 Uhr
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Sigurjonsson spricht sich den Frust von der Seele.
Foto: Freshfocus
Max Kern

St. Gallens neuer Präsident Matthias Hüppi, der sich im Stadionbauch jedem Spieler und Staff-Mitglied an die Brust wirft, muss am längsten auf ihn warten: Runar Mar Sigurjonsson (27), der Mann des Spiels. Der Isländer, der während seiner Zeit bei GC kein Mann der grossen Worte war, spricht sich den Frust von der Seele. Sigurjonsson zu SonntagsBlick: «Yakin hat mich oft kritisiert. Bei GC haben sie ein fucking Kindergartenspiel mit mir getrieben. Jetzt habe ich ihnen ein wenig zurückgegeben.»

Und wie!
Der isländische Vulkan läuft im St. Galler Schneetreiben heiss. Erst grätscht er den Ex-St.-Galler Taipi um. Der revanchiert sich mit einem leichten Schlag auf Sigurjonssons Hinterkopf. Und bekommt später dafür Gelb.

Sigurjonsson steigt seinem Ex-Kollegen Basic in die Beine. Und in der 48. Minute trifft der bärtige Nordländer aus 25 Metern direkt ins Lattenkreuz. «Ein Sonntagsschuss», sagt GC-Trainer Murat Yakin. GC-Verteidiger Rhyner gleicht nur vier Minuten später nach einer Ecke von Andersen mit dem Kopf aus.

Der rachesüchtige Sigurjonsson, der von GC nur ausgeliehen ist, packt aber noch einen aus. Traumpass auf Ben Khalifa. Der nimmt den Ball wohl mit der Hand mit, trifft aus spitzem Winkel.

Für Yakin ist klar: «Es war Hands. Aber das überrascht mich in diesem Spiel überhaupt nicht. Wittwer macht das Gleiche wie Taipi, wird aber nicht verwarnt. Beim Gegner wird jeder Zweikampf zu einer Wrestling-Szene, die nie abgepfiffen werden. Gegen uns wird in jedem Zweikampf Foul gepfiffen.»

Es läuft vieles gegen Yakin

Vor 10 Tagen wird sein Spezi Roland Klein als Verwaltungsrat suspendiert. Er hat in Niederhasli zu viele Ungereimtheiten in einem Bericht festgehalten ­– etwa die Nichtabstiegsprämie von Sportchef Mathias Walther.

Beim 0:0 gegen Lausanne werden Yakin und sein Bruder wegen Schiedsrichter-Beleidigung auf die Tribüne geschickt. Die Urteile stehen noch aus. Nur wegen der aufschiebenden Wirkung darf Yakin gestern in St. Gallen an der Linie stehen.

BLICK deckt gestern auf, dass Yakin gar mit Rücktritt drohte, falls Klein nicht weiter an seiner Seite arbeiten darf. Wegen seines Platzverweises und dem Angriff auf die Spieler («ich kann ja nicht Hakan und mich aufstellen») nach dem Match gegen Lausanne lädt Yakin die Spieler am letzten Donnerstag zum Essen ein. Als Entschuldigung. Mit am Tisch sitzt auch der suspendierte Verwaltungsrat Klein. 
Was nun? Klein soll als Yakins Coach weitermachen, wie im letzten Jahrhundert der legendäre Fritz Jucker bei Johanssen, Sundermann, Konietzka, Weisweiler und Gross. Diesen Plan unterstützt auch Boss Stephan Anliker.

Aber bei GC herrscht weiter ein Grabenkrieg. Auf der einen Seite Yakins Ziehvater Erich Vogel mit den Mehrheitsaktionären Heinz Spross und Peter Stüber. Dazu Klein und Yakin. Auf der anderen Seite Verwaltungsrat Georges Perego mit Sportchef Mathias Walther, CEO Manuel Huber und Chefscout Paul Bollendorf. Und mittendrin Präsi Anliker. Ob ihn das ganze Theater nicht ablenke, wird Yakin nach der 1:2-Niederlage in St. Gallen gefragt. «Nein», sagt er, «das ist nicht mein Teil. Ich konzentriere mich auf die Mannschaft, damit wir irgendwann Ruhe bekommen. St. Gallen hat einfach einen Lauf.» Es ist der 5. Sieg in Serie.

«Wenn du es machst wie Yakin, bist du nie lange da»

Trifft es Yakin nicht, dass ausgerechnet Sigurjonsson, den er im letzten Oktober bei GC kaltgestellt hat, explodiert? Der Isländer, der ihn schon unter der Woche frontal attackiert hat. Yakin: «Ich habe keine Kommentare von gegnerischen Spielern gelesen. Das interessiert mich auch nicht.»

Im «St. Galler Tagblatt» feuert Sigurjonsson eine Breitseite ab: «Yakin spielt ein Kindergartenspiel. Seit Yakin bei GC der Coach ist, geschieht Seltsames im Club. Das wiederum beeinflusst die Spieler, weil sie über die negativen Dinge reden, die ständig passieren.» Yakin wolle krampfhaft die Macht, «aber wenn du es so machst wie er, wirst du nie lange in einem Club sein. Und dann gibt es auch noch Erich Vogel, den Berater.» Und über GC-Sportchef Walther sagt der Isländer: «Er macht, was Murat Yakin sagt. Aber ich weiss, dass Walther heute weiss, dass er einen Fehler gemacht hat.»

Schlusswort Yakin: «Jetzt haben wir Ruhe, es ist Nati-Pause.» Für ihn wohl kaum: Das Urteil wegen Schiedsrichter-Beleidigung wird ins Haus flattern.

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