Serie zum Streller-Abschied Teil 1: Sein schlimmstes Spiel
Ich hatte Todesangst»

Marco Streller (33) blickt in der grossen BLICK-Serie auf seine lange Karriere zurück. Heute: Der Türkei-Horror mit der Nationalmannschaft.
Publiziert: 31.05.2015 um 20:52 Uhr
|
Aktualisiert: 04.10.2018 um 21:39 Uhr
Horror: Marco Streller erinnert sich an das Barrage-Spiel in Istanbul und die wüsten Szenen davor und danach.
Foto: Toto Marti
Von Andreas Böni (Text) und Toto Marti (Foto)

BLICK: 2005 gabs die wüsten Szenen von Istanbul, als sich die Schweiz in der Barrage für die WM 2006 qualifizierte. Ihre Erinnerung?
Marco Streller:
Als ich in Zürich ins Flugzeug stieg, hätte ich nicht im Traum daran gedacht, was uns dort erwartet. Als wir ankamen, streckten uns die Leute erstmal die Türkei-Flagge ins Gesicht. Dann wurden wir bei der Passkontrolle schikaniert und mussten extrem lange warten. Vor allem Alex Frei wurde provoziert und einfach nicht durchgelassen.

Was passierte dann?
Irgendwann waren wir am Gepäckband. Auch Köbi Kuhn wurde die Flagge ins Gesicht gestreckt. Das Gepäck kam ewig nicht. Als wir dann durch die Türe herauskamen, warteten Tausende Leute. Wir wurden bespuckt und beschimpft. Irgendwie kamen wir in den Bus. Da flogen dann Steine gegen die Scheiben. Wir waren froh, als wir in einem wunderschönen Hotel am Bosporus ankamen.

Der Terror ging aber weiter, oder?
Ja, nachts gab es Telefonate auf die Zimmer. Wir wurden bedroht. Und wieder war Alex betroffen.

Das Abschluss-Training fand dann nicht im Stadion statt.
Ja, wir kickten im Hotel ein wenig auf dem Steinboden. Die Anfahrt zum Stadion verlief unspektakulär. Aber dann kam das Spiel, mit den ganzen Dramen. Alex verwertete den Penalty, dann waren wir 1:3 hinten, bevor mir das 2:3 gelang. Zum Schluss erreichten wir trotz 2:4 die WM. Gleich nach dem Spiel prügelten einige Türken auf uns ein.

Beschreiben Sie die Szenen.
Wir flüchteten in die Kabine, wurden geschlagen. Ich war einer der ersten zum Glück. Dann kam Stéphane Grichting, der aus dem Unterleib blutete. Mein einziger Gedanke war, dass wir möglichst schnell in die Schweiz zurück müssen. Ich hatte Angst um mein Leben und weinte in der Kabine nur noch.

War denn die Kabine verriegelt?
Türken-Trainer Fatih Terim versuchte reinzukommen, wurde aber abgehalten. Ich musste als einziger Schweizer dann noch zur Dopingkontrolle. Es war der Horror. Die zwei türkischen Spieler waren dann aber anständig.

Mit dem schlimmsten Treter, Alpay, spielten sie drei Monate später in Köln.
Ja, ganz ein lieber Mensch nachher. Es tat ihm leid und er sagte, sie seien derart heiss gemacht worden, dass alles überbordete. Es war brutal. Als wir mit dem Flugzeug in Istanbul abhoben, war schon eine sehr grosse Erleichterung da.

Machen Sie noch Türkei-Urlaub?
Ja. Ich war mit meiner Familie im Robinson Club in Side. Und ich wurde nie mehr auf mein Tor angesprochen.

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