Schiri-Chef steht Kollegen bei
VAR-Entscheide sorgen für rote Köpfe

Der Penaltypfiff beim Spiel Basel – Servette erhitzt die Gemüter. Es ist nicht der einzige Entscheid, der zu Diskussionen führt. Blick nimmt die heiklen Szenen der vergangenen Tage unter die Lupe. Und fragt bei Schiri-Chef Daniel Wermelinger nach.
Publiziert: 20.02.2023 um 20:32 Uhr
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Aktualisiert: 20.02.2023 um 20:53 Uhr
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Der VAR sorgt in diesem Kalenderjahr für viel Ärger.
Foto: Martin Meienberger/freshfocus

Wenn Trainer sagen, sie hätten «keinen Spass mehr», dann ist das mehr als nur ein Alarmzeichen. Doch genau diese drei Worte haben Peter Zeidler (St. Gallen) und Mario Frick (Luzern) in den letzten Tagen gebraucht, um ihren Gemütszustand zu beschreiben. Grund für den vergangenen Spass? Der VAR.

Vor allem die Handsregel sorgt immer wieder für rote Köpfe. Am Sonntag ist zudem ein Penalty gepfiffen worden, dem kein klares Foul vorausgegangen ist und erst nach VAR-Konsultation gegeben wurde.

Blick nimmt fünf Szenen aus vier Partien unter die Lupe und konfrontiert Daniel Wermelinger, Chef Ressort Spitzen-Schiedsrichter des SFV, damit:

St. Gallen – Luzern (2:2), 19.2.23

Es läuft die 11. Minute. St. Gallens Jérémy Guillemenot drückt ab. Luzern-Verteidiger Martin Frydek geht der Ball an die Hand und von dort ins Aus. Schiri Fedayi San reagiert nicht – bis er vom VAR kontaktiert wird. Penalty. Die Regel besagt: «Vergrössert der Spieler seinen Körper aufgrund der Hand-/Armhaltung unnatürlich und berührt dabei den Ball, ist es Hands.»

Doch vergrössert Frydek in dieser Aktion tatsächlich seinen Körper? Und ist es nicht ein natürliches Abdrehen? Die unnatürliche Vergrösserung des Körpers wird im Regelwerk wie folgt beschrieben: «... wenn die Armhaltung weder die Folge einer Körperbewegung ist, noch damit gerechtfertigt werden kann. So geht der Spieler das Risiko ein, dass der Ball an seinen Arm springt.»

Wermelinger sagt dazu: «Es handelte sich um die Kombination von Torschuss und einem sogenannten «expected play», einer zu erwartenden Situation. Der Arm war unnatürlich ausgestreckt, weshalb es sich um eine «Körpervergrösserung» und entsprechend ein strafbares Handspiel handelte.» Blick-Urteil: Fehlentscheid.

Hat der VAR bei dieser Aktion zurecht eingegriffen?
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Erneuter Ärger:Hat der VAR bei dieser Aktion zurecht eingegriffen?

Im gleichen Spiel geht St. Gallens Lukas Görtler im Strafraum zu Boden. San zeigt an, er soll wieder aufstehen. Kein Foul. Doch dann nimmt der Schiri wieder seine Hand ans Ohr und wird zum TV gebeten. Er sieht, wie Görtler von Beka am Fuss leicht touchiert wird. Ein klarer Fehlentscheid, was ein Eingreifen des VAR rechtfertigt? Laut Schiri-Boss Wermelinger ja. «Hier zeigten die TV-Bilder einen Tritt auf den Fuss innerhalb des Strafraums, was ein zu ahndendes Vergehen war und mit Penalty korrekt sanktioniert wurde.» Blick-Urteil: Fehlentscheid.

Foul von Beka führt zum Penalty für St. Gallen
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VAR-Eingriff gerechtfertigt?Foul von Beka führt zum Penalty für St. Gallen

Basel – Servette (2:2), 19.2.23

In der Nachspielzeit berührt FCB-Spieler Fabian Frei im Luftduell mit dem Genfer Samba Diba den Ball mit dem Oberarm. Schiri Sandro Schärer pfeift nicht, wird dann aber vom Video-Schiri kontaktiert. Eine zweifelsfreie Armbewegung in Richtung des Balls ist nicht zu erkennen und somit auch keine Vergrösserung des Körpers auszumachen. Schärer entscheidet trotzdem auf Penalty.

Für Wermelinger ist auch dieser Entscheid richtig: «Für uns war klar, dass der Basler Spieler den Ball ständig im Blick hatte und dass kein offensichtlicher Körperkontakt mit dem Gegenspieler vorhanden war. Die Bilder zeigten eine klare Armbewegung Richtung Ball, weshalb Handspenalty der korrekte Entscheid ist.» Blick-Urteil: vertretbar.

Diese Wiederholung zeigte der VAR Schiri Schärer nicht
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Hands-Penalty gegen Basel:Diese Wiederholung zeigte der VAR Schiri Schärer nicht

YB – St. Gallen (5:1), 12.2.23

In der 52. Minute streichelt der Ball die Hand von Espen-Captain Görtler. Niemand bemerkt es. Weder Spieler noch Ref Urs Schnyder. Doch in Volketswil hat VAR Stefan Horisberger messerscharf detektiert: Ball an der Hand. Arm nicht am Körper. Penalty. Eine Absicht des Deutschen ist schwierig zu erkennen. Wermelinger: «Auch hier war es ein «expected play», die Hand war ausgestreckt und Penalty der korrekte Entscheid.» Blick-Urteil: Fehlentscheid.

Diese VAR-Aktion gegen Lukas Görtler versteht niemand
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Ist das schon übertrieben?Diese VAR-Aktion gegen Lukas Görtler versteht niemand

Basel – St. Gallen (1:1), 22.1.23

Bradley Fink möchte den Ball in der 29. Minute per Kopf ins Tor bugsieren. Doch der Kopfball misslingt. Dafür trifft er die Hand von Stergiou, weil dieser eigentlich mit dem Fuss klären will. Ref Schnyder entscheidet sich zuerst für Corner, wird dann aber zum Bildschirm beordert. Laut Wermelinger befand sich der Arm nach der Flanke in einer unnatürlichen Haltung, was eine Körpervergrösserung darstellen würde. «Auch hier war der Entscheid Penalty korrekt.» Blick-Urteil: vertretbar.

Stergious Klärungsaktion endet in einem Basler-Elfmeter
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Nach VAR-Entscheid:Stergious Klärungsaktion endet in einem Basler-Elfmeter

Die vier Handspenalties zeigen, dass eine «Unnatürlichkeit» für alle Beteiligten nur schwer zu interpretieren ist. Gleichzeitig ist den Refs mit dieser Regelauslegung alles andere als geholfen. Und die Rolle des VAR? Es heisst, er greife nur bei klaren und offensichtlichen Fehlentscheiden ein. War das in diesen fünf Szenen wirklich der Fall? Laut Wermelinger schon, allerdings gibt sich der frühere Spitzen-Ref auch selbstkritisch: «Die interne Analyse der ersten Runden der zweiten Saisonphase zeigen auf, dass wir in den Stadien zu viele Fehler machen und der VAR überdurchschnittlich viel zum Einsatz kommt.»

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