Schiri-Boss Dani Wermelinger zur Kartenflut in der Super League
«Ein Kick in die Bande ist nicht tolerierbar»

Eine Kartenflut überschwemmt die Super League. Vor allem in der Farbe Rot. Auch Trainer sieht betroffen. Was ist da los? Schiedsrichter-Boss Daniel Wermelinger erklärt.
Publiziert: 16.09.2022 um 00:10 Uhr
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Aktualisiert: 14.02.2023 um 10:21 Uhr
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Ein Kick in die Bande geht gar nicht! Deshalb kriegt YB-Coach Raphael Wicky von Schiri Sven Wolfensberger Gelbrot.
Foto: keystone-sda.ch
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Alain KunzReporter Fussball

Herr Wermelinger, hat bei unseren Refs eine Art Sheriff-Mentalität Einzug gehalten: Ganz schnell ziehen …
Nein. Man darf nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Wenn man nur die ersten acht Runden betrachtet, ist das nicht nachhaltig. Es gibt da sicher die eine oder andere Karte mehr. Auch, weil viele neue Spieler in unseren Ligen sind, die sich erst ans Umfeld gewöhnen müssen.

Haben ihre Schiedsrichter neue Leitlinien erhalten?
Nein. Nach wie vor gilt: Das Wichtigste ist der Schutz der Spieler. Zudem gehen wir – gemäss den internationalen Vorgaben – konsequent gegen Reklamieren vor. In diesem Bereich stellen wir mehr Sanktionen fest.

Sind ihre Schiris also hypersensibel geworden?
Nein. Emotionen gehören dazu. Aber alles im Mass. Wenn dieses überschritten wird, gibts Gelb. Der gegenseitige Respekt muss vorhanden sein.

Was hat denn Raphael Wicky gemacht, dass er Gelbrot erhielt?
Gemäss meinen Informationen soll er emotional und wütend gegen die Bande gekickt haben.

Genau, das meine ich: Ein Kick gegen die Bande ist doch nicht ein übermässiger Emotionsausbruch?
Doch. Genau das ist ein gutes Beispiel für eine Gelbe Karte. Ein Kick gegen die Bande überschreitet die Grenze des Tolerierbaren. Abgesehen davon muss man sich bewusst sein, was die Konsequenzen sind, wenn man schon verwarnt ist. Deswegen ist es müssig zu lamentieren, ob allenfalls die erste Gelbe zu hart war. Und selbst wenn das zutreffen sollte: Wer eine Gelbe hat, weiss das und muss aufpassen.

Wicky könnte auch aus Ärger über einen eigenen Spieler in die Bande gekickt haben …
Das Zusammenspiel zwischen viertem Offiziellen und Schiedsrichter hat gut geklappt. Die hatten schon das richtige Gespür für die erwähnte Situation.

Wird brutaler gespielt als in den Vorsaisons? 16 Platzverweise in acht Runden ist absoluter Rekord und doppelt so viel wie im Schnitt der ersten acht Runden in den letzten zehn Saisons und lässt keinen anderen Schluss zu.
Das haben wir nicht festgestellt.

Wir auch nicht. Ein Beispiel: GC-Verteidiger Loosli fliegt nach VAR-Intervention vom Platz, obwohl er nichts anderes getan hat, als einen Pass zu spielen. Dass sein Schuh am Ende auf dem Schienbein von Basels Pelmard landet, ist mehr dessen Schuld. Aber vom Platz fliegt der unschuldige Loosli.
Es handelt sich bei dieser Aktion um ein grobes Foulspiel, Fusskontakt mit Stollen oberhalb des Knöchels. Die Bilder der Aktion sind klar und zeigen das Foul auf.

Mit Verlaub: Loosli kann nichts dafür. Im Strafrecht würde man sagen: Es fehlt der subjektive Tatbestand. Ohne eine Form des Vorsatzes, und sei dies Fahrlässigkeit, kann niemand bestraft werden. Im Fussball offenbar schon.
Es ist so im Reglement vorgesehen. Loosli wollte Pelmard sicher nicht verletzen. Beide gehen aber ein gewisses Risiko ein.

Nochmals: Loosli zu bestrafen widerspricht allen gesellschaftlichen Normen. In der Konsequenz heisst das: Man darf keinen Ball mehr spielen, wenn im Umkreis von sieben Metern ein Gegenspieler ist. Da können wir gleich zu Tipp-Kick übergehen …
Ich habe Verständnis für die Diskussionen. Aber wir setzen die Regeln um, die uns vorgegeben werden.

Anderes Thema: Es gab gleich drei Penaltys wegen Stössen in den Rücken. Endlich wird also konsequent umgesetzt, dass ein Foul ein Foul ist, egal, wo es begangen wird. Gabs da neue Leitlinien?
Auch hier ist die Antwort klar Nein. Jedes Foul muss gleich geahndet werden. Das ist in diesen drei Fällen passiert. Von zwei verschiedenen Schiedsrichtern, was ein gutes Zeichen ist.

Unbedingt, denn ein Stoss in den Rücken reicht, um einen Angreifer aus dem Gleichgewicht zu bringen. Also ist das ein Foul. Und die Argumentation «das ist zu wenig für einen Penalty» wandert endlich dorthin, wo sie hingehört: In die Mülltonne.
Nochmals: Ein Foul ist ein Foul. Egal wo auf dem Spielfeld.

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