Schauplatz Super League 29./30. November 2014
Die Liga brennt

Die Schweizer Fankurven stehen in Flammen. Jetzt nehmen die Präsidenten der Super-League-Klubs im BLICK Stellung zu den Pyro-Skandalen.
Publiziert: 01.12.2014 um 21:26 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 19:19 Uhr
Hier brennt die Zürcher Südkurve
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:Hier brennt die Zürcher Südkurve

Die 4 heissen Fragen an die Klub-Bosse

1. Wie stehen Sie generell zum Thema Pyro in den Stadien?

2. Was halten Sie von der Idee, bei Pyro-Vorfällen den Klub mit Punkteabzug zu bestrafen, dessen Fans gezündet haben?

3. Haben Sie einen anderen Vorschlag, wie brennende Kurven in Zukunft verhindert werden können?

4. Wären Ihr Trainer und Ihre Spieler bereit, sich wie die St. Galler im Oktober in einer Videobotschaft gegen Fan-Chaoten zu richten?

Bernhard Heusler, Basel

1. Die Verwendung von Pyros ist eine Verletzung des Sprengstoffgesetzes und verletzt die Stadionordnung. Wir sanktionieren jedes Vergehen mit Stadionverbot gegen den Täter, sofern er überführt werden kann. Die grosse Mehrheit der Stadionverbote wurde in Basel wegen Pyros ausgesprochen.

2. Nichts. Sie zeugt von mangelndem Respekt gegenüber dem Sport. Die Forderung ist aber populär, weil sie suggeriert, dass die Klubs das Problem lösen könnten, dies aber schuldhaft unterlassen würden. Ausgeblendet wird dabei die Realität, dass das Gewaltmonopol in der Schweiz noch immer beim Staat liegt und dass wir in einem Rechtsstaat leben, der für alle Menschen gilt – auch im Fussball.

3. Wir arbeiten nunmehr seit acht Jahren in enger Kooperation mit Behörden und Polizei. Dieser ständige Dialog, der auch die Fans einbezieht, hat in Verbindung mit der Repression gewisse Fortschritte gebracht. Diese lassen sich nach aussen nicht «verkaufen», werden aber registriert. Ein Patentrezept gibt es nicht, wie die unzähligen Beispiele in allen Ländern mit vergleichbaren Verhältnissen zeigen.

4. Wichtiger Bestandteil unserer seit Jahren praktizierten Fanpolitik des FC Basel ist, dass wir direkt mit den Fans kommunizieren. Wir sind damit bisher nicht schlecht gefahren, auch wenn das – ebenso wenig wie in St. Gallen – Ereignisfreiheit garantiert.

Ancillo Canepa, FCZ

1. Natürlich lehne ich Pyros in den Stadien ab. Es ist verboten und kann gefährlich werden. Besonders wenn sie wie jetzt herumgeschossen werden.

2. Nichts, das würde zu willkürlichen Aktionen und manipulierten Spielergebnissen führen.

3. Wofür ich schon lange plädiere: Aktivere Verfolgung und Verurteilung der Einzeltäter, noch bessere Video-Überwachung, effizientere Abwicklung der Rechtsfälle.

4. Ja, klar.

Werner Müller, YB

1. Das Abbrennen von Pyros unterliegt dem Sprengstoffgesetz und ist verboten.

2. Es wurden bereits viele Ideen präsentiert und diskutiert. Entscheidend ist für mich: Man kann die Probleme nur gemeinsam lösen.

3. Es gilt, mittels Videobeweisen die Fehlbaren konsequent zur Rechenschaft zu ziehen.

4. Chaoten sind unerwünscht. Wir distanzieren uns in aller Form von jeglicher Gewalt. Bei jedem Heimspiel sprechen sich unsere Spieler via Video-Clip gegen Gewalt, Rassismus, Pyros und Diskriminierung aus.

Markus Lüthi, Thun

1. Es ist ärgerlich und verursacht einen riesigen Image-Schaden für den Fussball.

2. Ich bin grundsätzlich gegen Kollektivstrafen. Man muss die echten Täter erwischen und darf nicht 98 Prozent der Fans mitstrafen. Punktabzug kann nur die letzte Möglichkeit sein.

3. Ich finde das Modell von St. Gallen gut. Mit modernen Kameras und einem Richter im Stadion wird dafür gesorgt, dass die Täter gepackt werden.

4. Das war eine sympathische Aktion von St. Gallen. Aber ohne jemandem nahetreten zu wollen: Das löst keine Probleme.

Dölf Früh, St. Gallen

1. Das Abbrennen von Pyros ist verboten, das müssen wir nicht diskutieren. Und vor diesem Hintergrund gehen wir auch mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln gegen fehlbare Personen im Stadion vor.

2. Diesen Vorschlag halte ich für nicht praktikabel. Abgesehen davon, dass dies rechtlich wahrscheinlich gar nicht umsetzbar wäre, gäbe es viel zu viel «Manipulationsspielraum». In diesem Zusammenhang stört mich schon die Auslegung des Wortes «Fans». Diese Personen, die den Fussball missbrauchen und sich selber inszenieren wollen, sind nicht die Fans, die wir haben wollen.

3. Die Mittel hat jeder Klub an der Hand. Im Bereich der Videoüberwachung sind wir in St. Gallen so weit, dass fehlbare Personen gezielt ermittelt werden können. Zudem sollte ebenfalls die «Beihilfe» zum Abbrennen von Pyromaterial sanktioniert werden. Dann wären wir mit Sicherheit einen grossen Schritt weiter. Aber diese Massnahmen müssen alle Klubs gemeinsam umsetzen. Bedingung ist zudem, dass Polizei und Justiz diese Massnahmen unterstützen. Auch dies funktioniert bei uns hervorragend, im Gegensatz zu anderen Spielorten.

4. Unsere Aktion war ein deut­liches Zeichen an die Chaoten, die mit Fussball nichts im Sinn haben.

Christian Constantin, Sion

1. Wenn es so ausartet wie im Spiel gegen GC, dann ist das eine absolute Verrücktheit.

2. Finde ich nicht probat als Lösung. Denn dann werden Fans in Fremdsektoren Pyros anzünden, um Punktabzüge für den gegnerischen Klub zu erwirken.

3. Ich habe es mit Gratiseintritt, Raclette und Weisswein versucht. Pyros hat das nicht verhindert. Will man sie wirklich eliminieren, bleibt nichts anderes, als keine Gästefans mehr an die Spiele zu lassen.

4. Ja, natürlich.

Stephan Anliker, GC

1. Wir sind froh, wenn Fans gute Stimmung machen. Dies ist aber auch ohne Pyros möglich. Pyros sind gefährlich und darum auch verboten. Feuerwerk gehört nicht in ein Fussballstadion!

2. Das finden wir kein gutes Mittel. Es fördert die Chance, Spiele zu manipulieren.

3. Die Täteridentifikation muss im Zentrum stehen, und wir sind zudem darauf angewiesen, dass die identifizierten Chaoten möglichst rasch der Justiz zugeführt und mit den im Gesetz vorgesehenen Strafmassnahmen belegt werden.

4. Wir müssen gemeinsam gegen dieses Problem angehen. Es ist nicht nur ein rein fussballerisches Problem, sondern ein Problem der Gesellschaft. Wir würden aber eine solche Aktion sicherlich wohlwollend prüfen.

Ruth Ospelt, Vaduz

1. Pyros sind eine schlechte Sache. Die Fackeln werden sehr heiss, das ist gefährlich. Auch dann, wenn das Abbrennen im eigenen Sektor passiert.

2. Keine gute Idee. Die einzige Lösung sehe ich bei verbesserten Massnahmen bei den Eingängen, damit Pyros gar nicht erst ins Stadion gelangen. Mir ist aber bewusst, wie schwierig die Umsetzung ist.

3. Bei uns passiert wenig, ausserdem ist unser Stadion übersichtlich. Ausser bei der Security Verbesserungen zu machen, sehe ich keine Alternative.

4. Natürlich stehen wir für Fairness ein. Ich gehe davon aus, dass die Mannschaft sicher hinstehen würde.

Ruedi Stäger, Luzern

1. Pyros sind gefährlich, gesetzlich verboten und gehören deshalb nicht ins Stadion.

2. Ob man über die finanziellen Bussen hinausgehen kann, muss mit der Liga diskutiert werden. Ich sehe Probleme bei der Umsetzung: Wer wird bestraft, wenn die Pyros in einem neutralen Sektor gezündet werden und die Vereinszugehörigkeit nicht erkennbar ist? Das Titelrennen und der Abstiegskampf könnten am grünen Tisch entschieden werden. Manipulationen wären kaum verhinderbar.

3. Wenn es einen wirksamen Vorschlag geben würde, wäre er längstens umgesetzt. Wir setzen auf Eingangskontrolle, Videoüberwachung, Stadionverbote, aber auch auf den Dialog mit den Fans.

4. Gute Ideen sind immer prüfenswert.

Alfred Schmid, Aarau

Weder der Mediensprecher des FC Aarau noch Präsident Alfred Schmid waren gestern zu erreichen.

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Zürich
FC Zürich
14
7
26
2
FC Basel
FC Basel
14
20
25
3
FC Lugano
FC Lugano
14
6
25
4
Servette FC
Servette FC
14
2
25
5
FC Luzern
FC Luzern
14
4
22
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
14
6
20
7
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
14
2
20
8
FC Sion
FC Sion
14
0
17
9
BSC Young Boys
BSC Young Boys
14
-5
16
10
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
14
-10
15
11
FC Winterthur
FC Winterthur
14
-21
11
12
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
14
-11
9
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