Saison-Re-Start hat sich gelohnt
Die grosse Corona-Bilanz der Super League

Die Super-League-Saison ist beendet. Nur noch die Barrage-Spiele sind offen. Man hat bei der Liga gezittert, ob man diese Corona-Saison überhaupt durchbringen kannn. Was war gut, was weniger? Eine Bilanz.
Publiziert: 04.08.2020 um 13:50 Uhr
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Aktualisiert: 06.08.2020 um 09:01 Uhr
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Liga-Boss Claudius Schäfer ist happy, dass die Saison zu Ende gespielt werden konnte.
Foto: TOTO MARTI
Marco Mäder

Fast vier Monate lang hat der Fussball in der Schweiz im Frühling ruhen müssen, ehe Mitte Juni dann doch der Re-Start erfolgt ist. «König Fussball ist zurück!», titelt BLICK damals, nachdem Basel im Cup-Viertelfinal Lausanne geschlagen hatte. Sechs englische Liga-Wochen in Serie hats seither für die Klubs gegeben. Ob es sich gelohnt hat? BLICK zieht Bilanz.

Positiv

Spektakel: Im Schnitt haben wir seit dem Re-Start über drei Tore pro Spiel geniessen können (191 Tore in 60 Partien). Die Fans sind oftmals auf ihre Kosten gekommen. Lediglich in zwei Partien sind keine Tore gefallen. Auch die Geräusche auf dem Platz sind für viele Zuschauer interessant. Erstmals hat man die Gespräche, die Rufe und die Techtelmechtel der Spieler und Trainer mithören können. Da gab es schon mal ein: «Darf man jetzt niemanden mehr berühren?» Oder auch: «Bist du nicht ganz normal?»

Kommunikation: Vorbildlich haben jene Klubs reagiert, die einen Corona-Fall in ihren Reihen hatten. So hat beispielsweise der FCZ nach Absprache mit der Liga sofort die Öffentlichkeit informiert, als Verteidiger Mirlind Kryeziu einen positiven Befund erhalten hat. Auch die SFL hat jeweils schnell kommuniziert, ob betroffene Spiele durchgeführt werden oder nicht. Positivgetestete Spieler hat man sofort in Quarantäne geschickt, sodass die Gesundheit anderer Mitspieler nicht gefährdet wurde.

Solidarität: Alle stecken im selben Boot. Auch wenn es vor dem Re-Start viele Nebengeräusche von diversen Klub-Bossen gegeben hat, haben sich die Vereine letztlich solidarisch gezeigt und alles dafür getan, dass diese Saison zu Ende gespielt werden kann. So ist der FCZ beispielsweise in Basel mit der U21 angetreten. Und sogar Sion-Präsident Christian Constantin, der auch nach dem Corona-Fall beim FCZ noch den Saison-Abbruch gefordert hat, hat im Endspurt auf Polemik verzichtet und sich aufs Sportliche konzentriert.

Auch die Spieler haben sich solidarisch gezeigt. Bei YB oder in Luzern beispielsweise haben die Spieler auf Lohn verzichtet. Und in Basel hat man sich nach einem Lohnzoff doch noch einigen können und «eine gute Lösung für alle Beteiligten gefunden», wie Goalie Jonas Omlin damals gesagt hat.

Stimmung: Auch wenn man lieber volle Stadien hätte: Es hat überrascht, wie 1000 Anwesende in den Arenen teils für mächtig Stimmung gesorgt haben. «Es ist erstaunlich. Wenn 650 einen Gesang anstimmen, hört man das», sagt YB-Meister-Captain Fabian Lustenberger.

Talente: Viele junge Spieler sind aufgrund des dichten Terminkalenders und den vielen Rotationen unverhofft zu ihrem Super-League-Debüt gekommen. Tyron Owusu (17) beispielsweise beim FCL, Noah Henchoz (18) bei Servette oder Lirik Vishi (19) beim FCB.

Negativ

Unflexibel: Der FCZ hat direkt nach 10-tägiger Quarantäne gegen YB antreten müssen und prompt 0:5 auf den Deckel bekommen. Zürich will das Spiel um einen Tag verschieben. Doch die Liga sagt Nein. Man wolle kein Präjudiz schaffen und bei weiteren Klubs keine Begehrlichkeiten auf Spielverschiebungen wecken. Für FCZ-Trainer Ludovic Magnin ein Unding: «Wir haben der Liga geholfen, indem wir gegen Basel angetreten sind. Dafür hätte man uns erlauben müssen am Sonntag zu spielen. Es ist für mich unbegreiflich.»

Verletzungen: 13 Partien in 6 Wochen bedeuten wenig Erholung für die Spieler. Das Verletzungsrisiko ist gross. So hat es beispielsweise Luzern sehr hart getroffen. Zwischenzeitlich haben den Innerschweizern zwölf potenzielle Stammspieler gefehlt. Die letzten Runden hat Trainer Fabio Celestini deshalb jeweils mit einem Rumpfteam bestreiten müssen.

Nebenaspekte: Das Public Viewing in St. Gallen hat mächtig für Furore gesorgt. Knapp 1000 Fans haben auf der Tribüne im altehrwürdigen Espenmoos die Partie der Espen gegen Basel mitverfolgt. Ohne Masken, dicht an dicht – trotz Corona. Abstand halten? Keine Chance. Ein Unding während einer Pandemie. Weder die Liga noch die Klubs können da zwar etwas dafür. Dennoch hätte es solche Anlässe nicht gegeben, hätte man die Saison abgebrochen.

Terminplan: Noch ist die Saison nicht zu Ende. Die Barrage steht noch an. Und drei Cup-Runden (Viertelfinal, Halbfinal und Final) sind noch zu absolvieren. Die Super-League-Kicker werden nur kurz Ferien haben. Noch happiger ist das Programm für den FCB. Die Basler spielen am Donnerstag das Achtelfinal-Rückspiel der Europa League gegen Frankfurt. Die neue Super-League-Saison soll dann bereits wieder am 11. September starten.

Fazit

Man darf darüber diskutieren, ob die Meisterschaft für alle Beteiligten gleich fair war. Die Spieler und die Trainer aber haben die Herausforderung mustergültig angenommen. «Im Moment, als die Liga-Präsidenten entschieden haben, dass die Meisterschaft fortgesetzt werden soll, war für mich klar, dass wir alles akzeptieren müssen», hat Servette-Trainer Alain Geiger beispielsweise gesagt. Die Fans haben Fussball geniessen dürfen, die Klubs haben sportlich auf dem Rasen um Punkte kämpfen können. Und letztlich gibt es einen verdienten Geister-Meister. Es hat sich gelohnt.

Das sagt die Liga

Glücklich sind dementsprechend auch die Verantwortlichen bei der Liga. Claudius Schäfer, dem CEO der SFL, ist am Montagabend ein Stein vom Herzen gefallen. Beim Spiel YB gegen St. Gallen sagt er ins «SRF»-Mikrofon: «Wenn nur noch die Barrage offen ist, dann bin ich sehr erleichtert, dass wir diesen Meilenstein geschafft haben. Wir haben immer damit gerechnet, dass wir die Saison fertig spielen können. Doch es gab schon die eine oder andere Hürde, die wir übersteigen mussten.»

Die schwierigste Phase war jene, als der FCZ in Quarantäne musste. «Da mussten wir Lösungen finden», sagt Schäfer.

Man sei froh, hat man die Saison abschliessen können. Der Fokus läge nun aber bereits in der Zukunft. «Wir wollen am 11. September mit mehr Zuschauern starten. Wir wollen vollere Stadien. Da arbeiten wir mit Hochdruck dran», so Schäfer.

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Mannschaft
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1
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18
6
31
2
FC Basel
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18
21
30
3
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
18
9
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4
FC Luzern
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18
3
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5
Servette FC
Servette FC
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2
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FC Zürich
FC Zürich
18
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FC Sion
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FC St. Gallen
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18
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BSC Young Boys
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