Regel-Boss Brud im Interview
Kann sich die Super League den Video-Beweis leisten?

Der Geschäftsführer der Regelshüter, Lukas Brud, über die Einführung des Video-Beweises, die andiskutierte Verkürzung der Spielzeit auf 60 Minuten und das verstaubte Image des IFAB.
Publiziert: 28.06.2017 um 12:22 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 16:34 Uhr
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Skandal-Entscheid: Thierry Henrys irreguläre Hands-Vorlage auf Torschütze William Gallas gegen Irland 2009 war ausschlaggebend für den Video-Beweis.
Foto: Gamma-Rapho via Getty Images
Michael Wegmann

Heute um 15.30: Das grosse Live-Streitgespräch zum Video-Beweis

Braucht es den Video-Beweis? Oder macht er den Fussball kaputt? Sorgen die technischen Hilfsmittel für mehr Gerechtigkeit oder mehr Verwirrung? Kann sich der Fussball dem Fortschritt überhaupt verschliessen? Geht es nicht um zu viel Geld? Oder gehen mit dem Video-Beweis zukünftig die Emotionen flöten. Der ehemalige Schweizer Nati-Trainer und Fussball-Experte Rolf Fringer (60) und der ehemalige Super-League-Schiedsrichter und und heutige stellvertretende Spitzenschiedsrichter-Chef Daniel Wermelinger (46) diskutieren das brisante Thema heute im Newsroom. Diskutieren Sie mit! Heute ab 15.30 live auf BLICK und der Facebook-Seite von BLICK Sport.

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Lukas Brud, es scheint, dass die IFAB kein britischer Altherrenklub mehr ist, der sich gegen Erneuerungen wehrt!
Lukas Brud: Vielleicht war das früher so, heute nicht mehr. Wir haben die Organisation 2013 und 2014 umstrukturiert und Prozesse eingeführt, die modern und sinnvoll sind. Wir sind durchaus sehr aufgeschlossen. Für die Versammlung im März haben wir Kritiken und Vorschläge aus der ganzen Welt ­gesammelt und dem Vorstand präsentiert. Dieser war sehr erfreut, denn es gibt ja tatsächlich Ansätze und Ideen, über die es sich zu debattieren lohnt.

Ab wann dauern Fussballspiele nur noch 60 Minuten?
Wir haben erst darüber diskutiert, wie wir das Zeitschinden reduzieren und die effektive Spielzeit verlängern können. Und diese Variante ist eine von diversen Möglichkeiten.

Wie müsste man sich diese Variante vorstellen?
Bei jedem Spielunterbruch würde, analog zu anderen Sportarten, die Uhr angehalten. Damit wäre eine effektive Spielzeit von zum Beispiel 60 Minuten garantiert, heisst: Zeitschinden ist schlechter möglich. Und darum geht es vor allem bei dieser Idee. Es wäre auch fair, über eine gesamte Meisterschaft hin gesehen. Alle Teams bekämen dieselbe Spielzeit. Im Moment ist der Ball übrigens zwischen 55 und 65 Minuten im Spiel.

Dieser Vorschlag scheint gute Chancen zu haben. Wann wird er umgesetzt?
Das ist noch in weiter Ferne. Bisher ist es erst ein Vorschlag von vielen, die im März andiskutiert wurden. Grundsätzlich handelt es sich bei allen Vorschlägen um Ideen, welche die Fairness erhöhen und das Image etwas verbessern sollen. Und das sind nur grobe Ansätze. In den kommenden Jahren wollen wir zusammen diese Ideen diskutieren, ein paar davon vielleicht testen.

Das vorherrschende Thema ist der Video-Beweis, der am Confed Cup in Russland getestet wird. Es ­hagelt Kritik. Was sagen Sie dazu?
Sie sagen es: Es ist ein Test. Der Confed Cup ist eine super Chance, es dürfen noch kleine Fehler passieren, auch wenn es bisher sehr gut gelaufen ist. Vor allem, wenn man den Ausgang der Spiele anschaut. Wir haben schon jetzt aus den vielen Tests auf der ganzen Welt gesehen, wo wir Verbesserungs-Potenzial haben. Im März 2018 sollte es reibungslos funktionieren.

Was muss besser werden?
Vor allem in der Kommunikation, der Aussendarstellung. Der Entscheidungsprozess muss für die Fans im Stadion und zu Hause vor dem TV transparenter werden. Zudem müssen wir schneller werden, was sich aber bereits stark verbessert hat.

Können sich kleinere Ligen wie die Super League den Videobeweis ­finanziell eigentlich leisten?
Das System selbst ist nicht wirklich teuer. Das Equipment kann man theoretisch im Fachhandel kaufen. Was ins Geld gehen dürfte, ist das zusätzliche Personal von etwa sechs bis zehn Personen pro Spiel. Schiedsrichter, Video-Operatoren, Techniker. Weil die Saläre auf der ganzen Welt so unterschiedlich sind, können wir die Kosten nicht abschätzen.

Seit wann beschäftigt sich die IFAB eigentlich mit der Einführung des Videobeweises?
Begonnen darüber zu diskutieren haben wir 2012. 2015 und 2016 hat es dann konkretere Formen angenommen. Auch deshalb, weil der damals neue Fifa-Präsident Gianni Infantino die Entwicklung und Experimente stark unterstützt hat.

Was hat den Ausschlag für die ­Diskussion gegeben?
Das waren Situationen, wie zum Beispiel Thierry Henrys irreguläre Hands-Vorlage auf Torschütze William Gallas gegen Irland in der WM-Qualifikation 2009. Dank dieses irregulären Treffers war Frankreich an der WM und nicht Irland. Solche Skandale will der Fussball nicht mehr sehen. Nichts gegen Thierry Henry, ich war immer ein grosser Fan von ihm.

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Foto: imago/HochZwei

Lukas Brud (37) ist Geschäftsführer des International Football Association Board (IFAB). Deren Mitglieder sind die vier britischen Verbände und die Fifa, welche die restlichen Länder vertritt. Für eine Regeländerung braucht es eine Dreiviertel-Mehrheit. Die Schotten, Nordiren, Waliser und Engländer haben je eine Stimme, die Fifa vier. Will die Fifa also etwas verändern, bräuchte sie noch zwei Stimmen der Briten. Im Idealfall dauert eine Regeländerung nach dem Beschluss ein Jahr.

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Zürich
FC Zürich
14
7
26
2
FC Basel
FC Basel
14
20
25
3
FC Lugano
FC Lugano
14
6
25
4
Servette FC
Servette FC
14
2
25
5
FC Luzern
FC Luzern
14
4
22
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
14
6
20
7
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
14
2
20
8
FC Sion
FC Sion
14
0
17
9
BSC Young Boys
BSC Young Boys
14
-5
16
10
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
14
-10
15
11
FC Winterthur
FC Winterthur
14
-21
11
12
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
14
-11
9
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