Wie fühlt man sich nach einem 1:6 wie am Donnerstag bei YB?
So etwas ist mir noch nie passiert.
Was war Ihre höchste Niederlage bisher?
Ich kann mich nicht mehr erinnern, aber höchstens vier oder fünf Gegentore. Dementsprechend enttäuscht war ich in Bern. Es war eine bittere Pille, die man da schlucken musste. Es war uns klar, dass es schwer wird. Aber wir haben es dem Gegner zu einfach gemacht, mit vielen Toren, die wir ihm geschenkt haben, auf dem Präsentierteller serviert. Das darf uns gar nicht passieren, und vor allem nicht in der momentanen Situation. Es war ein schwieriger Tag für mich.
Es sah nach Auflösungserscheinungen aus ...
Wenn man das Spiel objektiv betrachtet, war zu erwarten, dass YB klar spielbestimmend ist. Nichtsdestotrotz hatten wir uns gute Möglichkeiten herausgespielt, Chancen von Bajrami, von Djuricin, die Schüsse von Pusic, das Tor von ihm. Und mit den Toren, die wir ihnen geschenkt haben, wenn man die abzieht, dann stehts 1:3. Das wäre in Anführungszeichen akzeptabel. Aber so ist es eine Demütigung, die uns alle schmerzt.
Am Ende sinds diese Saison 20 Niederlagen, 60 Gegentore. Mit Xamax habt ihr jetzt die schlechteste Verteidigung.
Wenn man sechs Tore bekommt in einer Liga, die ziemlich ausgeglichen ist, dann ist klar, dass dies dich zurückhaut in der Statistik. Aber es ist bitter, es tut weh. Das war nicht unser Anspruch, das war nicht mein Anspruch, so viele Gegentore zu bekommen.
Vor Ihnen spielten allein in dieser Saison 38 Feldspieler. Kennen Sie alle mit Vornamen?
Sicherlich, ich will jetzt aber nicht alle 38 aufzählen. Es ist sicher so, dass dies zu viel war. So brachte man natürlich nie Konstanz rein. Das war kontraproduktiv.
Wie war letzten Sonntag beim späteren abgebrochenen Spiel für Sie der Gang zu den GC-Ultras? Hatten Sie keine Angst?
Nein. Ich hatte anfangs von den Katakomben aus Personenschutz, habe dann denen gesagt, sie sollen weggehen. Die werden mich nicht k.o. prügeln oder was in die Richtung. Den Personenschutz hielt ich für übertrieben. Ich bin dann vor den Fans gestanden. Sie waren sehr positiv zu mir. Die Gespräche, die mich betroffen haben, waren sehr positiv.
Aber nur die Gespräche mit Ihnen, nicht wahr?
Da war ja nur ich dort.
Aber die Stimmung war ziemlich aufgeheizt ...
Der Grund, weshalb ich hingegangen bin, war, dass ich rausfiltern wollte, ob es möglich ist, weiterzuspielen. Ich versuchte auch, die Situation zu beruhigen, dass man eben weiterspielen kann. Mir wurde aber relativ schnell klargemacht, dass dies keine Option ist. Die Fans waren zu aufgebracht, die Stimmung war zu schlecht, als dass dies eine Option sein konnte.
Haben Sie gemerkt, dass diese Leute unter Amphetamin- oder Kokain-Einfluss waren, gemixt mit Alkohol?
Nein, das kann ich in dem Sinne auch nicht beurteilen, weil ich in meinem Umfeld keinen kenne, der unter Kokain-Einfluss steht. Deswegen weiss ich nicht, wie man sich dann verhält.
Der kleine Fan war aber sehr aggressiv ...
Ja. Was in einer Art und Weise auch nachvollziehbar ist, wenn man Woche für Woche alles für seinen Klub gibt und dann sein Klub mit dem Resultat in Luzern absteigt. Bitte, nicht falsch verstehen, ich rede nicht davon, dass sie über den Zaun geklettert sind, sondern von ihrem Unmut. Aber dass sie über den Zaun geklettert sind, das gehört sich nicht. Dazu stehe ich auch. Das kann man nicht nachvollziehen.
Den Mann mit dem weissen Bart an vorderster Front kennen Sie offenbar schon länger ...
Ich kenne ihn persönlich nicht, habe ihn aber schon des Öfteren bei Spielen gesehen.
Zuerst letzten Herbst bei eurem Cup-Out gegen Nyon. Dort wollten sie auch eure Leibchen.
Richtig, dort war das auch so.
Dann beim Abbruch in Sion ...
Ich will nochmals klarstellen: Der Dialog, den ich mit den Fans geführt habe, war der, dass die Leute dort die Trikots von den Spielern haben wollten. Und nicht die Hosen oder die Stutzen.
Das hat euer Präsident Stephan Rietiker aber so gesagt ...
Ich stand Angesicht zu Angesicht. Ich weiss nicht, wer sonst was zu wem gesagt hat. Oder wer das aufgeschnappt hat.
Der Präsident.
Dann ist dies dem Präsidenten offenbar so gesagt worden.
Was haben die Fans Ihrem Teamkollegen Pinga zugerufen?
Das habe ich nicht gehört, ich habe dies den Medien entnommen.
Sie waren schon auf dem Rückweg Richtung Garderoben, haben sich dann umgedreht und sind zu Pinga gespurtet ...
Richtig. Aber gehört habe ich nix, ich habs gesehen. Ich war sechs, sieben Meter weg. Jeder weiss, dass man dann im Stadion nix mehr hört, vor allem, wenn die Stimmung so aufgebracht ist. Ich habe nur im Augenwinkel gesehen, dass dort ein Tumult am Entstehen ist. Und habe dann versucht, den Pinga wegzuziehen und die Situation zu schlichten.
Das Schimpfwort «Nigger», das gefallen ist, haben Sie nicht gehört?
Habe ich nicht gehört.
In einigen Jahren, wenn Sie mal nicht mehr in Zürich sind, wie reden Sie dann über GC? Wie waren die zwei Jahre hier – ein Missverständnis?
Nein, das würde ich nicht sagen. In der Art und Weise wars vielleicht so, dass andere Pläne kommuniziert wurden.
Um die Spitze mitspielen ...
Richtig. Dem war nicht so in den zwei Jahren. Es war natürlich schade, weil ich den Weg mitgehen wollte, der mir zugetragen wurde.
Wer hat Ihnen das gesagt?
Mathias Walther (der inzwischen entlassene Sportchef, die Red.). Es war so, dass es leider nicht so aufgegangen ist. Nichtsdestotrotz war ich froh, Bestandteil der Mannschaft zu sein. Auch wenns sportlich nicht so positiv war. Für mich wars aber wichtig in der Hinsicht, dass ich weiter Spielpraxis sammeln kann, deshalb habe ich den Transfer auch gemacht. Dass ich die Möglichkeit habe, nach zwei Jahren bei Frankfurt auf der Bank zu spielen. Und dann Woche für Woche das abzurufen, was ich kann. Von dem her war das für mich hier sicher positiv.
Wie viele Trainer hatten Sie in dieser Zeit?
Fünf, glaube ich.
Sieben. Bernegger, Kuzmanovic, Yakin, Walther, Fink, Stipic und aktuell Forte.
Ja, ganz klar zu viele für zwei Jahre. Aber das spiegelt ja auch die sportliche Situation der letzten beiden Jahre wider. Wenn alles eitel Wonne gelaufen wäre, hätte man die vielen Wechsel nicht machen müssen. Aber es war einfach turbulent. Sportlich wie auch um den Klub herum.
Wie fühlt man sich als Absteiger?
Mich hat das sehr mitgenommen.
Sie waren in Luzern den Tränen sehr nahe.
Ja, es hat mich sehr berührt. Erstens hätte ich nie gedacht, dass mir das mal widerfahren wird. Zweitens finde ich es extrem schade für den Klub. Weil er sich das nicht verdient hat. Ich rede jetzt nicht von der sportlichen Leistung, die wir abgerufen haben. Sondern von dem rundherum, das in dem Jahr passiert ist. Denn wenn man das Revue passieren lässt, ist man verdient abgestiegen. Es ist aber auch so, dass der Klub mit der Tradition nicht in die zweithöchste Liga gehört. Der gehört einfach ins Oberhaus in der Schweiz. Deswegen war es für mich sehr, sehr bitter. Und emotional.
Wo spielen Sie nächste Saison?
Weiss ich noch nicht.
Ich nehme an, nicht in der Schweiz, oder?
Es ist alles möglich. Es gibt mehrere Optionen.
Auch in der Schweiz?
Es ist so, dass ich mir alles offenhalten will. Die Schweiz ist natürlich eine Option. Aber es gibt auch Klubs aus anderen Ländern, die konkretes Interesse hinterlegt haben, wo ich mir vorstellen kann zu spielen.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |