An YB-Spielen begegnen sich jeweils drei Generationen von Fans. Da ist zunächst die Grosseltern-Generation, die sich an die vier aufeinanderfolgenden Meistertitel von 1957 bis 1960 unter Albert Sing erinnert. Diese Generation weiss am besten, wie es sich anfühlt, nach einem Erfolgserlebnis jahrzehntelang auf einen nächsten Meisterkübel zu warten. Die Grosseltern mussten sich 26 lange Jahre gedulden, bis die Truppe um George Bregy und Robert Prytz dem BSC Young Boys zu erneuten Meisterehren verhalf.
Meine Generation, nennen wir sie die Elterngeneration, erlebte ihre erste Meistersaison 1985/86 in einem Wankdorfstadion, das seine besten Tage längst hinter sich hatte. Wir wurden damals schon darauf hingewiesen, so ein Titel dürfe nicht als Selbstverständlichkeit betrachtet werden. Ausserdem mussten wir uns von den Altvorderen ein halbes Fanleben lang erzählen lassen, wie viel grösser dieses Stadion und dieser Club einmal gewesen seien. Dass wir dann tatsächlich unendliche 32 Jahre auf eine weitere Meisterfeier warten mussten, hat uns demütig und skeptisch werden lassen.
Die jungen Leute, die heute auf den Rängen für Stimmung sorgen, haben ihre erste Meisterfeier im letzten Frühling erlebt. Und weil diese jüngste Generation die grosse Mehrheit der YB-Fans ausmacht, schienen die Feierlichkeiten vor einem Jahr keine Ende nehmen zu wollen. Manche Grosseltern und Eltern ermutigten die Jungen, diese Meisterschaft richtig deftig zu feiern, weil sie befürchteten, bis zum nächsten Erfolg könnte es wieder sehr lange dauern. Das waren die letzten Überreste der alten Berner Skepsis. Immer wenn es schien, YB könnte etwas Grosses gewinnen, blieben Skepsis und Zweifel die vorherrschenden Gefühle. Der Zweifel ist der älteste Feind des Erfolgs. Es brauchte einen österreichischen Cheftrainer und einen französischen Goalgetter, um die bernische Skepsis zu vertreiben.
Nach dem Titelgewinn im letzten Frühling sendete der FC Basel ein Gratulationsschreiben nach Bern. In diesem Schreiben bat der FCB die Young Boys, Sorge zum Meisterpokal zu tragen, weil sie ihn heuer in gutem Zustand zurück haben wollten. Die Gratulation der Basler zeugte von einem feinen Sinn für Humor und vom unerschütterlichen Selbstbewusstsein jener, die keinen Augenblick daran zweifeln, dass ihre Titelabstinenz höchstens eine Saison dauern kann.
Inzwischen wissen wir es alle besser. Der diesjährige Titel ist deutlicher, schöner und verdienter als der letztjährige. Der Wert dieses neuen, derart souverän erreichten Titels, ist wesentlich höher einzuschätzen als der Wert des vorherigen, auf den wir YB-Fans so lange gewartet hatten. Der aktuelle Titel gibt dem BSC Young Boys nämlich jenes tiefempfundene und letztlich matchentscheidende Selbstbewusstsein, von dem die Basler so lange gezehrt haben. Die vielen YB-Siegtreffer in der Nachspielzeit erzählen mehr über mentale Stärke als jedes psychologische Handbuch.
Den letztjährigen Titel haben wir mit Verzweiflung und Durst gefeiert. Diesen hier feiern wir mit gelassener Zufriedenheit.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |