«Nicht der gleiche Massstab»
Barth Constantin gibt Schiri recht und tobt trotzdem

Im Tourbillon sind sich alle einig, sogar die Akteure des Heimteams: Der Entscheid, den Penalty zurückzuziehen, war richtig. Sauer stösst den Wallisern auf, dass im Winter eine ähnliche Szene gegen sie gepfiffen wurde.
Publiziert: 07.05.2023 um 10:09 Uhr
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Aktualisiert: 07.05.2023 um 11:34 Uhr
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Schiri Cibelli geht im Tourbillon an den VAR-Bildschirm und nimmt den Penalty fürs Heimteam zurück.
Foto: Pascal Muller/freshfocus
Ugo Curty

Über die Szene wird im Wallis noch einige Tage gesprochen werden. 68. Minute im Barrage-Direktduell zwischen Sion und Winterthur: Dimitri Cavaré flankt von rechts in den Strafraum, dort gerät Winti-Captain Yannick Schmid ins Straucheln, fällt hin und bekommt den Ball an den Arm. Schiedsrichter Luca Cibelli pfeift sofort Penalty.

Zwei Minuten später widerruft der Freiburger seine Entscheidung – nach VAR-Konsultation. Nach ausführlicher Diskussion mit Sascha Kever in Volketswil nimmt Cibelli den Penalty zurück. Die Folge: Am Ende verliert Sion wegen des Gegentores in der 21. Minute durch Nishan Burkart das Kellerduell und ist neu Tabellenletzter.

«Regeltechnisch ist alles richtig»

Zurück zur Aufreger-Szene in der 68. Minute. Im Reglement steht, dass kein strafbares Handspiel vorliegt, wenn ein zu Boden fallender Spieler sich mit dem Arm abstützt. «Basierend auf der Auslegung der Regeln ist alles korrekt», bestätigt Christophe Girard, Präsident der Schiedsrichterkommission, gegenüber Blue. Der Arm wird als Stütze betrachtet. Hingegen: Bei einem zweiten Ballkontakt von Schmid am Boden wäre die Strafe korrekt gewesen.

Der Fall ist so knifflig, dass Schiedsrichter Luca Cibelli vor die TV-Kamera trat, um seine Entscheidung zu begründen. Fast schon eine Sensation, Schweizer Schiris stehen nach Spielen eigentlich nie vors Mikrofon. Cibelli bei Blue eindeutig: «Im Spiel habe ich ein Handspiel gepfiffen, weil ich eine zweite Bewegung mit dem Arm gesehen habe, als Yannick Schmid zu Boden gefallen ist.» Später auf dem VAR-Video habe er diese zweite Bewegung nicht mehr gesehen, deshalb die Korrektur des ursprünglichen Entscheids – und kein Penalty für Sion. Cibelli weiter: «Ich verstehe, dass ein Gefühl der Ungerechtigkeit entstehen kann, weil die Leute eine Hand am Ball sehen. Aber ein solcher Kontakt zwischen Arm und Ball ist nicht strafbar.»

Anders als Cibelli treten die Spieler von Sion nicht vor die Medien. Auf Geheiss von Barth Constantin. «Der Grund ist einfach: Es gibt viel Frust, und wir wollen vermeiden, dass verbal gewisse Grenzen überschritten werden», so der Sportdirektor.

Constantin junior selber aber äusserte sich zum (korrekten) Penalty-Klau: «Das Problem ist, dass in einer gleichen Situation in Winterthur ein Penalty gegen uns gepfiffen wurde. Und der VAR griff damals nicht ein. Es wird nicht mit dem gleichen Massstab entschieden.»

Barth Constantin verweist auf das Unentschieden des FC Sion in Winterthur am 18. Februar (1:1). Das Tor für Winti fällt vom Penaltypunkt nach einem Handspiel von Sion-Abwehrspieler Joel Schmied. Die Aktion ist tatsächlich der von Wintis Schmid sehr ähnlich. Der Ärger der Walliser wird befeuert durch den falschen Penaltypfiff gegen sie vor einer Woche im Letzigrund. Dadurch konnte der FCZ das Spiel zum 2:2 ausgleichen.

«Problematischer Inhalt»

Barth Constantin aber weiss, dass die Hauptschuld an der Heimpleite nicht die Penalty-Szene ist. «Heute war der Schiedsrichter nicht das Hauptproblem, sondern der Inhalt unseres Spiels. Was wir geboten haben, ist problematisch, einfach nicht gut.»

Die Analyse von Trainer David Bettoni fällt ähnlich aus. «Ich kann diese erste Halbzeit nicht erklären. Es reicht nicht, nur 45 Minuten Fussball zu spielen. Es ist eine Schande, weil wir zuletzt immer besser wurden. Zum Glück bedeutet der letzte Platz Ende Saison nicht den Direktabstieg.» Damit dürfte Bettoni gleich selber einen wichtigen Grund genannt haben, warum er trotz Absturz ans Tabellenende nicht entlassungsgefährdet ist. «Wir trauen ihm zu, das Team aufzurichten», sagt Constantin.

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Zürich
FC Zürich
14
7
26
2
FC Basel
FC Basel
14
20
25
3
FC Lugano
FC Lugano
14
6
25
4
Servette FC
Servette FC
14
2
25
5
FC Luzern
FC Luzern
14
4
22
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
14
6
20
7
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
14
2
20
8
FC Sion
FC Sion
14
0
17
9
BSC Young Boys
BSC Young Boys
14
-5
16
10
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
14
-10
15
11
FC Winterthur
FC Winterthur
14
-21
11
12
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
14
-11
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