«Neymar war nett, aber ...»
Guillemenot erzählt von Barça und will mit FCSG glänzen

Jérémy Guillemenot (21) war Servette-Talent, Barça-Junior, Rapid-Enttäuschung und Schweizer Sturmhoffnung. Die Nati ist nicht nur ein Traum, sondern ein konkretes Ziel.
Publiziert: 08.07.2019 um 16:21 Uhr
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Jeremy Guillemenot hat einen Traum.
Foto: Keystone
Michael Schifferle

Hoben Lionel Messi, Luis Suarez und Neymar zu Champions-League-Spielen ab, sass Jérémy Guillemenot im Flieger. Der Genfer war 2016/17 ein Junior der Blaugrana und als Stürmer von deren Youth-League-Team war er auf Auslandreisen dabei. Kontakt mit den Grossen des Weltfussballs gabs allerdings kaum, Gespräche waren eine Rarität. Mal ein Gespräch mit Ivan Rakitic, mal ein Selfie mit Neymar – mehr lag nicht drin. Guillemenot: «Neymar war sehr nett, aber er hat meistens Nintendo gespielt. Dabei wollte ich ihn nicht stören.»

Und im heimischen Camp Nou sahen die Barça-Junioren ihre Idole noch seltener, obschon die Garderoben nebeneinander lagen. Guillemenot: «Da hatte es überall Securitys. Wir hatten keinen Zugang.» Securitys, welche Profis von Junioren trennen – seltsam? Guillemenot: «Nein, das ist halt Barça.» Will heissen: «Més que un club». Mehr als ein Klub. Wer da war, wird vor allem mit der Barça-Vergangenheit konfrontiert. Guillemenot: «Für die meisten bin ich der Ex-Barça-Junior und nicht Jérémy.» Das will er ändern. Die sechs Tore in Bad Ragaz sind eine Ansage.

«Unbeschreiblich!»

Guillemenot wuchs in Genf auf, als Sohn einer Portugiesin und eines Franzosen. Bei Servette lernte er das Kicken, bevor ihn Späher von La Masia entdeckten, der Talentschmiede, die auch Guillemenots jetziger Teamkollege Jordi Quintilla durchlief. «Ich dachte, dass ich es schaffen kann – trotz der Konkurrenz. Aber ich bin nicht niedergeschmettert, weil es nicht geklappt hat. Die Erfahrung alleine war unbeschreiblich.»

Nutzen will er sie nun in St. Gallen, wo er seit Januar spielt – nach einem missglückten Abstecher zu Rapid Wien, wo er mit Trainer Dietmar Kühbauer Mühe hatte. Und scheiterte. «Bei Barça bin ich in jeder Hinsicht besser geworden.» Trainiert wurde nur mit Ball, 5:2, 5:5, 6:6, tagtäglich, mindestens eine Stunde. Das Spiel auf engem Raum, Ballhalten unter Druck – elementar im Fussball. Bei Barça, das stets auf mauernde Gegner trifft, noch dringlicher. Passt das zum Fussball, der Espen-Trainer Peter Zeidler vorschwebt: ein vertikaler Fussball, wo Ballbesitz fast schon als Zeit­verschwendung gegeisselt wird? Guillemenot: «Natürlich. Jeder gute Fussballer funktioniert in jedem System und mit jeder Taktik.» Quintilla sei ein gutes Beispiel. «Jordi hat seine Spielweise angepasst.» Heisst: Er spielt schneller in die Spitze, als es bei Tiki-Taka-Barça üblich war.

Zeidler-Fussball vs. Tiki-Taka

Guillemenot galt als eines der grössten Schweizer Stürmertalente. Zuletzt schoss er für die U21 Tore gegen Kroatien und Slowenien. Der Traum von der A-­Nati lebt. «Es ist ein Traum, das eigene Land repräsentieren zu können. Aber auch ein ganz konkretes Ziel.» Allerdings ein hohes.

Dass ihm mit Cedric Itten ein hoch angesehener Stürmer in der Sonne stehen könnte, macht Guillemenot keinen Kummer. «Überall gibts Konkurrenz.» Zudem könnte er auch auf dem Flügel im 4–3–3 spielen. Trainer Zeidler sagt: «Wenn Itten und Guillemenot fit und in Form sind, spielen wohl beide.»

Im Frühjahr traf er in 11 Spielen 3-mal. Zeidler: «Jérémy war in den letzten beiden Spielen der vergangenen Saison überragend. Nun muss er es bestätigen.»

Tut er’s, nimmt man ihn bald als Jérémy wahr – und nicht mehr als Ex-Barça-Junior.

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