Neuer FCB-Verteidiger Dräger
«YB? Hätte ich abgesagt»

Warum er längerfristig in Basel plant. Was er als Teenie im St. Jakob-Park machte. Und wieso für ihn nur Rot-Blau in Frage kam. Das Interview mit dem neuen FCB-Verteidiger Mohamed «Mo» Dräger.
Publiziert: 24.09.2023 um 11:41 Uhr
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Aktualisiert: 24.09.2023 um 13:06 Uhr
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Seit Mitte August ist Mohamed Dräger beim FC Basel, gegen den FC Zürich (2:2) feierte er sein Ligadebüt für Rot-Blau.
Foto: freshfocus
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Sebastian WendelReporter Fussball

Das Interview mit Mohamed Dräger findet per Facetime statt. Der neue FCB-Verteidiger ist in Freiburg, um Zügelkisten zu holen. Um in der Natipause seinen Umzug nach Basel über die Bühne zu bringen, hat er sogar auf die Qualispiele mit Tunesien für den Afrika-Cup verzichtet. Nach Absprache mit dem Nationaltrainer. Und erstmals seit fünf Jahren. 

Mohamed Dräger, die durchschnittliche Verweildauer der FCB-Neuzugänge seit 2021 beträgt gerade mal 13 Monate. Wollen Sie den Trend brechen und sind gekommen, um zu bleiben?
Mohamed Dräger: Um zu gewinnen! (Lacht.) Nein, im Ernst: Von meiner Heimat Freiburg aus ist es ein Katzensprung nach Basel, ich habe vor, hier sportlich und privat länger zu bleiben. Zudem bin ich erst wenige Wochen hier und immer noch am Ankommen – was soll ich da schon an einen nächsten Schritt denken?

Im Gegensatz zu einem Juan Gauto, Leon Barisic oder Renato Veiga kennen Sie das Land, die Liga und sprechen Deutsch. Müssen Sie von Anfang an ein Führungsspieler sein?
Das ist ein grosses Wort, Führungsspieler sind bei uns Fabian Frei, Taulant Xhaka, Marwin Hitz oder Michael Lang. Aber ist mir gegenüber von den Verantwortlichen schon so kommuniziert worden, bald einmal in diese Rolle zu schlüpfen. Mit 27 Jahren bin ich ja auch einer der Ältesten (lacht)

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«Hier bin ich bei einem grossen Klub»
Mohamed Dräger vergleicht den FC Luzern mit Basel.
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Wie Sie gesagt haben: Von Freiburg nach Basel ist es nicht weit. Wie gut kennen Sie die Stadt?
Sehr gut! Mein Vater hat am Badischen Bahnhof 40 Jahre einen Kurierdienst geleitet. Ich kenne viele Ecken hier. Auch, weil lange von Freiburg aus der nächstgelegene Apple Store in Basel war. Und wenn ich mir in der Jugend mit meinen Kumpels mal ein Champions-League-Spiel anschauen wollte, fuhren wir in den St. Jakob-Park. Mit Jürgen Gjasula spielte damals schon einmal ein Freiburger beim FCB, das verbindet. 

Mohamed Dräger persönlich

Junior und erster Profivertrag beim SC Freiburg, zweijährige Leihe zu Paderborn, Olympiakos Piräus, Nottingham Forest, FC Luzern und jetzt Basel: Mit 27 Jahren ist Mohamed Dräger (25. Juni 1996 in Freiburg) schon weit herumgekommen. Seit 2018 ist er zudem Nationalspieler Tunesiens, des Heimatlands seiner Mutter.

Junior und erster Profivertrag beim SC Freiburg, zweijährige Leihe zu Paderborn, Olympiakos Piräus, Nottingham Forest, FC Luzern und jetzt Basel: Mit 27 Jahren ist Mohamed Dräger (25. Juni 1996 in Freiburg) schon weit herumgekommen. Seit 2018 ist er zudem Nationalspieler Tunesiens, des Heimatlands seiner Mutter.

Als Mitte August Ihre Verpflichtung bekannt wurde, hatte der FCB gerade einen miserablen Saisonstart hinter sich. Was haben Sie vorgefunden?
Ich spürte sofort: Hier bin ich in einem grossen Klub. Ohne die eineinhalb Jahre vorher beim FC Luzern kleinreden zu wollen: In Basel ist im Vergleich alles XXL. Angefangen beim Stadion über die Mitarbeitenden, die Kultur, die Struktur – und dadurch natürlich auch die Erwartungshaltung. Mit den Neuzugängen ist jetzt richtig viel Qualität im Kader, und ich bin sicher, dass wir den schlechten Saisonstart wieder geradebiegen.

Wo gehört der FC Basel mit dem aktuellen Kader hin?
Auf jeden Fall nach oben. Es wäre Schwachsinn, von einem Mittelfeldplatz zu reden. Dieser Klub mit diesen Spielern soll, will und muss immer vorne mitspielen. 

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«Manchmal ging er mich auch auf den Sack»
FCB-Dräger über den legendären Freiburg-Coach Christian Streich.
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Ihr Wechsel zum FCB kam im Gegensatz zu den anderen Neuzugängen aus dem Nichts – war das ein Schnellschuss?
Überhaupt nicht, schon während meiner Zeit in Luzern gab es regelmässig Kontakt. Aber im Sommer, nach meiner Rückkehr aus Luzern nach Nottingham, hiess es erst, dass sie in England mit mir planen. Während der Vorbereitung hat man sich dann anders entschieden. Ich hatte auch andere Anfragen, auch aus der Schweiz. Aber für mich war klar: In der Super League kommt neben Luzern nur der FC Basel in Frage. 

Sie hätten auch YB abgesagt?
Ja, hätte ich. Weil ich aus den vorher genannten Gründen die grössere Verbindung nach Basel spüre. Ich will damit nicht sagen, dass ich als Kind in FCB-Bettwäsche geschlafen habe, und will YB auf keinen Fall schlechtreden. Im Gegenteil: Sie machen in Bern einen super Job, und ich hoffe, dass sie in der Champions League viele Punkte holen. Davon würden ja auch wir als FC Basel profitieren. 

Und warum sind Sie nicht in Luzern geblieben?
Von mir aus habe ich die Türe nie zugemacht und signalisiert, dass ich mir den Verbleib vorstellen kann. Wenn man sich ins Zeug gelegt hätte, hätte es vielleicht klappen können. Aber ich kenne die Hintergründe nicht, vielleicht war es auch aus finanzieller Sicht nicht machbar. 

In Freiburg spielten Sie unter Trainerlegende Christian Streich. Erzählen Sie von ihm!
Wo soll ich anfangen? Er ist ein unfassbar guter Trainer, der Erfolg spricht für ihn. Aber er hat viel mehr drauf als die Resultate. Immer wenn ich höre, mit welcher Bewunderung über Pep Guardiola gesprochen wird, wie innovativ, genial und einzigartig er sei, dann denke ich: Genauso könnt ihr auch über Christian Streich reden! Er ist speziell, manchmal ging er mir auch auf den Sack, aber das ist überhaupt nicht negativ gemeint. In Freiburg ist er unangefochten der Boss. 

Warum haben Sie beim SC Freiburg den Durchbruch nicht geschafft?
Gute Frage, darüber habe ich mir bislang nicht gross Gedanken gemacht. Eigentlich sprach alles dafür, ich bin Freiburger, kenne den Klub, habe alle Juniorenstufen absolviert. Dann hatte ich zwei erfolgreiche Leihjahre in Paderborn, bin als gestandener Bundesliga-Profi und tunesischer Nationalspieler zurückgekehrt. Während der Vorbereitung im Sommer 2020 stellte sich heraus, dass andere den Vorzug erhalten.

Hat Sie das gekränkt?
Gar nicht. Ich bin dann nach Griechenland zu Olympiakos. Dieser wie alle anderen Wechsel haben meine Persönlichkeit gestärkt. Ich musste die Komfortzone verlassen, wurde als Mensch und Fussballer gefestigter. Und konnte dadurch alle Facetten des Fussballgeschäfts erfahren, positiv und negativ. 

Ein anderer spezieller Trainer in Ihrer Karriere war Steffen Baumgart (heute in Köln; d. Red.) in Paderborn. Wie ist er so?
Steffen hat mein Leben enorm geprägt, nochmals mit ihm zu arbeiten, würde mich sehr freuen. Ein feiner Mensch, der gewusst hat, wann ich einen Arschtritt brauche (lacht). Unter anderem wegen eines Gesprächs mit ihm habe ich mich 2018 für die tunesische Nationalmannschaft entschieden. Meine Mutter ist Tunesierin, mein Vater Deutscher, in meiner Brust schlagen zwei Herzen. Damals bekam ich gleichzeitig ein Aufgebot von der A-Nationalmannschaft aus Tunesien und eines für die U21 von Deutschland. Steffen hat gemeint: Das eine ist die U21, das andere das A-Team – alleine der Respekt gebühre es, Letzteres anzunehmen. Seither habe ich eine WM und zwei Afrika-Cups bestritten, nächstes Jahr kommt der dritte dazu. Falsch war meine Entscheidung also nicht.

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