Lausanne-Vizepräsident Stefan Nellen:
Stefan Nellen, warum will Lausanne diese Aufstockung unbedingt?
Stefan Nellen: Weil wir den Schweizer Fussball in dieser Riesen-Krisensituation nur so retten können. Sonst gehen einige Klubs Konkurs.
Aber über eine 12er-Liga haben die Klubs schon vor einem Monat abgestimmt. Zehn waren dafür, zehn dagegen. Es hätte eine Zweidrittelmehrheit gebraucht. Dasselbe Anliegen nun gleich wieder aufs Tapet zu bringen, ist doch Zwängerei, auch wenn es nun bloss eine einfache Mehrheit braucht?
Nein, weil man damals nur über den ungeliebten sogenannten schottischen Modus abstimmen konnte. Jetzt geht es mal um die Zwölferliga. Den Modus arbeitet dann eine Expertengruppe aus. Sie wird garantiert eine intelligente Lösung finden.
Bis wann?
Ende Juni. Und bis Ende September für die Saison 2021/22.
Die Liga sagt, vier Runden à elf Spiele sei rein rechnerisch unmöglich.
Das stimmt nicht. Wenn man die Winterpause streicht und die Super-League-Klubs zum Beispiel erst ab den Achtelfinals in den Cup einsteigen, gehts.
Wären Sie auch ohne Pandemie für eine Zwölferliga?
Ja, weil die Schweiz den Nährboden für 20 Profiklubs nicht bietet. Also müssen wir die oberste Spielklasse auf 12 erhöhen und die Challenge League, deren Klubs schon jetzt mehrheitlich nicht vollprofessionell sind, komplett reformieren. Nächste Saison würde die zweite Liga mit acht Teams spielen. Danach verschmelzen wir sie mit der Promotion League in eine zweite Liga mit zwei regional unterteilten Gruppen.
Aber der TV-Vertrag kann nicht ohne weiteres geändert werden, der läuft noch eine Saison bis Sommer 2021.
Da braucht es Neuverhandlungen. Kein Problem.
Teleclub moniert, man könne nicht mehr Spiele übertragen.
Auch kein Problem. Dann werden halt nur achtzig Prozent der Spiele live übertragen.
Ein Argument der Gegner: Die TV-Gelder müssten unter zwölf statt zehn Klubs geteilt werden, so gibt es weniger Geld für jeden einzelnen Verein.
Vielleicht müssten dann halt Klubs wie Lausanne oder GC einen Zusatzeffort leisten.
FCZ-Präsident Ancillo Canepa:
Sind Sie für eine Super-League-Aufstockung auf 12 Vertreter?
Ancillo Canepa: Ich bin und war seit langem für eine Aufstockung auf 12 Klubs. Die Begründung ist klar: Seit Einführung der Barrage ist das mathematische Abstiegsrisiko bei zehn Vereinen auf 20 Prozent gestiegen. Zählt man YB und Basel ab, ist es gar 25 Prozent. Das ist in Europa der höchste Wert. Ein Mindestmass an Investitionsschutz ist für Super-League-Klubs notwendig. Ein Abstieg ist wirtschaftlich betrachtet für jeden Klub eine Katastrophe.
Haben wir in der Schweiz denn das Potenzial für 12 Klubs in der obersten Liga?
Ganz sicher. Ich kenne die Klubs der beiden Ligen aus eigener Anschauung sehr gut. Einige Vereine hätten qualitativ, infrastrukturell und auch historisch betrachtet das Potenzial für die Super League. Wir könnten problemlos eine Super League mit 12 oder gar 14 Klubs betreiben. Wenn da nur nicht das Problem des richtigen Modus wäre.
Dann müssten Sie an der GV also «Ja» stimmen?
Nein. Der Zeitpunkt, darüber zu befinden, liegt aus vielen Gründen völlig quer in der Landschaft.
Warum?
Unser Projekt, das wir vor einigen Wochen vorgelegt haben, hätte die übernächste Saison betroffen. Unser Vorschlag hat keine Mehrheit erhalten. Eine Änderung des Modus auf nächste Saison ist aus vertraglichen und reglementarischen Gründen nicht möglich. Wir würden TV- und Marketing- Verträge verletzen, was zu hohen Schadenersatzansprüchen führen könnte. Ausserdem besteht beim Antrag völlige Unklarheit betreffend des Modus. Unser Vorschlag war: eine 12er- Liga nach schottischem Muster, also 3 Runden à 11 Partien und zum Schluss 5 Playoff-Spiele.
Das war aber umstritten.
Wir haben sämtliche Modi diskutiert und geprüft. Wir haben auch ins Ausland geschaut. Aber der Teufel liegt im Detail. Deshalb waren wir im Komitee der Meinung, dass das schottische das geeignetste Modell ist.
Was schlagen Sie vor?
Wir haben im Moment andere Probleme. Zuerst gehts darum, dass wir die Wiederaufnahme der Meisterschaft beschliessen. Brechen wir diese in Eigenregie ab, gerät der Schweizer Fussball in eine ungeahnte wirtschaftliche Krise. Schadenersatzforderungen wären vorprogrammiert, Bundeskredite sind nicht verfügbar. Auch Kurzarbeitsentschädigungen für Spieler würden wir dann nicht mehr erhalten. Eine Aufstockung ist ohnehin erst auf übernächste Saison möglich. Das wird aber kompliziert, denn wir beginnen bald mit den Verhandlungen für einen neuen TV-Vertrag. Da muss der Modus bekannt sein. Er muss einfach und nachvollziehbar sein. Künstliche Spannungsmomente einzubauen, ist kontraproduktiv. Deshalb wäre zum Beispiel die Wiedereinführung einer Final- und Abstiegsrunde nach 22 Runden für mich nicht akzeptabel. Für mich ist klar: Eine Aufstockung ohne Klarheit über einen vernünftigen Modus ist ein No-Go.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Lugano | 21 | 8 | 38 | |
2 | FC Basel | 21 | 25 | 37 | |
3 | FC Luzern | 21 | 7 | 36 | |
4 | Servette FC | 22 | 2 | 33 | |
5 | FC Lausanne-Sport | 22 | 7 | 32 | |
6 | FC Zürich | 21 | -3 | 30 | |
7 | FC St. Gallen | 21 | 5 | 29 | |
8 | BSC Young Boys | 21 | -3 | 28 | |
9 | FC Sion | 22 | -1 | 27 | |
10 | Grasshopper Club Zürich | 22 | -9 | 21 | |
11 | Yverdon Sport FC | 21 | -10 | 21 | |
12 | FC Winterthur | 21 | -28 | 14 |