Vor dem Auswärtsspiel des FC Lugano gegen YB dominiert im Tessin ein Thema: das Interview von Renato Steffen im «Corriere del Ticino». Der sagte dort sinngemäss, dass er gerne ein Leader sein möchte, von einigen Mitspielern seine Art aber nicht richtig akzeptiert werde. Und dass er ab und zu die hundertprozentige Bereitschaft bei den Teamkollegen vermisse.
Brisante Aussagen, auf die Lugano-Sportchef Carlos da Silva mit der Erklärung reagierte, Steffen sei falsch zitiert worden. Was der «Corriere» wiederum vehement bestritt und klarstellte, alle Antworten seien von Klub und Spieler autorisiert werden. Der Zoff um den Nati-Star war perfekt.
Nach dem 1:1 im Wankdorf bittet Blick Steffen um Aufklärung. Der 31-Jährige zu Beginn: «Ich wusste, dass meine Aussagen für Aufsehen sorgen würden. Teilweise wurde ich tatsächlich nicht ganz korrekt zitiert.» Die Grundaussage aber habe er bewusst platziert – und die komme im Interview auch raus: «Ich weiss am besten, dass ich kein einfacher Charakter bin. Um auf mein Topniveau zu kommen, ist es wichtig, dass die Mitspieler und der Trainer wissen, wie man mit mir umgehen muss. Dass das nicht von heute auf morgen klappt, ist mir auch klar.»
In der vergangenen Woche habe es eine Aussprache mit dem Mannschaftsrat der Luganesi gegeben. Er habe, so Steffen, in diesem Gespräch offen auf den Tisch gelegt, was ihn beschäftige. Das Gefühl, dass seine Kritik einen Graben zwischen ihn und die Mitspieler reisse, habe er jedoch nicht: «Der beste Beweis dafür ist unsere Leistung hier in Bern. Sonst wäre dieses verdiente 1:1 nicht möglich gewesen.»
Er sei sich aus seinen vier Jahren als Bundesliga-Profi bei Wolfsburg gewöhnt, dass die Bereitschaft, in jedem Training hundertprozentige Bereitschaft an den Tag zu legen, normal sei. «Ein Stück weit ist es verständlich, die Lebenseinstellungen in Deutschland und im Tessin sind unterschiedlich.» Aber wenn er merke, dass das Team deshalb nicht sein grosses Potenzial abrufe, mache ihn das wütend. «Ich bin geholt worden, um ein Leader zu sein. Ich habe Grosses vor mit Lugano und gebe alles dafür. Aber um Erfolg zu haben, bin ich auf die Hilfe der Mitspieler angewiesen.»
Dass er seine Unzufriedenheit in gewissen Dingen erst jetzt angesprochen habe, sei wegen der WM. In den ersten Monaten in Lugano sei sein Fokus darauf gelegen, für das Turnier in Katar fit zu werden und ein Aufgebot von Natitrainer Murat Yakin zu erhalten. «Jetzt ist der Alltag eingekehrt – und gewisse Dinge gibt es zu klären. Ich will mit Lugano erfolgreich sein und auch weiterhin ein wichtiger Spieler in der Nati sein. Darum gehts mir.»
Steffen stellt jedoch klar, dass er zu keinem Zeitpunkt an ein Abbruch des Lugano-Abenteuers gedacht habe: «Es ist nichts, was nicht zu lösen ist. Ich bin sehr gerne bei Lugano. Das 1:1 gegen YB ist schon mal ein guter Anfang.»
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |