Im März ists, als Tranquillo Barnetta an die Tür des Trainerbüros klopft, gefasst, aber niedergeschlagen. Er muss Forfait geben fürs bevorstehende Testspiel gegen den deutschen Zweitligisten Heidenheim – das Knie streikt. Sein Chef Peter Zeidler spürt spätestens da: Barnettas Kraft schwindet. Zeidler: «Man hat gesehen,
wie er leidet.»
Jedes Training auf Kunstrasen, im Winter und vor Spielen in Bern, Thun oder Neuenburg, ist verhängnisvoll – und lässt einen Einsatz im nächsten Spiel unwahrscheinlicher werden.
Nun hat Barnetta das Ende seiner glanzvollen Laufbahn zum Saisonende angekündigt. Dann ist er 34-jährig. Sein Palmarès glänzt: 75 Länderspiele mit zehn Toren stehen darin, dazu 260 Bundesliga-Spiele für Leverkusen, Schalke und Frankfurt mit 29 Treffern. Unvergessen sein Tor zum 2:0 gegen Togo an der WM vor 50'000 Schweizer Fans in Dortmund.
Ende 2016 kehrte er aus Philadelphia zum FC St. Gallen zurück, wo er als 17-Jähriger debütiert hatte. Er war nicht mehr der raffinierte Flügel, dafür ein gereifter, kluger Routinier, der den Jungen mit Rat zur Seite stand. Der zwischendurch gar als Rechtsverteidiger aushalf. Allüren? Zeigte er nie.
Barnettas sehenswerter Fussball
Und liess es sein Formstand zu, zerriss er sich im grün-weissen Trikot, auch als Joker. Genügend Klasse,Spiele zu entschieden, hatte er noch immer. Beweise waren nicht nur seine zwei Tore zur Wende gegen
GC im Herbst. Nicht wenige Trainingsmatches entschied Barnetta mit einem Freistoss ins Lattenkreuz – auch zum Erstaunen von Jordi Quintilla, des Ex-Barça-Juniors, der an der Seite Lionel Messis und unter der Führung Pep Guardiolas trainierte. «Quillo ist unglaublich», befand der Katalane. Andere nannten ihn im Team ehrfurchtsvoll «Señor Tranquillo».
Barnetta ist mit Ersatzgoalie Daniel Lopar und Jung-Captain Silvan Hefti einer der raren Identitätsstifter im Team. Und Mut zu einer Meinung hatte er stets. Auch Nati-Trainer Vladimir Petkovic erfuhrs im Spätsommer 2018. Barnetta kritisierte den Umgang mit dem geschassten Valon Behrami. Und stand zu seinem Urteil. Nicht zuletzt deshalb, weil auch er nach der WM 2014 kommentarlos aus dem Kader gekippt wurde – zu Zeiten, als Barnetta noch mit Schalke Champions League spielte.
Und so loyal er dem FCSG gegenüber immer war – Barnetta liess erkennen, dass er nicht jeden Personalentscheid von Sportchef Alain Sutter und Präsident Matthias Hüppi verstand. Zwölf weitere Spielerverträge laufen aus, auch der seines Kumpels Andreas Wittwer, kein Neuer ist verpflichtet – die Zweifel an der St. Galler Wettbewerbsfähigkeit im nächsten Jahr sind offenkundig. Sein Unbehagen darüber mag nicht der Hauptgrund für Barnettas Rücktritt sein – begünstigt hats den Entscheid gleichwohl.
Was er nun tut? Im August 2018 stellte er klar: Mit dem Profifussball will er nach seinem Rücktritt vorderhand nichts mehr zu tun haben. Wahrscheinlich wird er dem FCSG mehr fehlen als umgekehrt.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |