Einfach eine konzentrierte, dem Standing des Klubs adäquate Leistung gegen einen Klub aus der Promotion League. Und die Chance auf einen Titel in einer Saison, in der man nicht mehr mit so etwas rechnen durfte, hätte gelebt.
Ja es wäre im Final gegen Basel sogar zum Clash of the Titans dieses Jahrtausends gekommen. Und YB hätte sich die Chance offengehalten, sicher mindestens in die Conference-League-Gruppenphase zu kommen und einige Millionen einzunehmen. Denn in dieser steht der Cupsieger fix.
Und ja, auch wenn Trainer Giorgio Contini gebetsmühlenartig das Gegenteil verkündet: Es war ein Rückfall in vergessen geglaubte Zeiten. Der Noch-Meister hat immer noch mehrere Baustellen, die es anzugehen gilt.
Zwei der drei Führungsspieler sind abgetaucht
Die mit dem monumentalen Fehlstart unter Patrick Rahmen ins Haus geholten Geister wird YB einfach nicht los. YB ist unverändert ein zartes Pflänzchen, das mit jedem Windhauch umzukippen droht. Die gemachten Fortschritte sind zu wenig resistent dagegen. Denn die in der Winterpause geholten drei Führungsspieler, die zu Jahresbeginn noch den Unterschied ausgemacht hatten, sind im Nirvana dieser unsäglichen Saison abgetaucht. Zumindest zwei von ihnen.
- Rayan Raveloson (28) ist nach einem dominanten Beginn, Traumtor inklusive, bloss noch biederes Mittelmass und ignoriert Interviewbitten in der Mixed Zone ohne sich umzudrehen. Das ist so unsouverän wie seine aktuellen Leistungen auf dem Platz.
- Chris Bedia (29) trifft nach einem fulminanten Start mit drei Toren aus den ersten zwei Spielen nichts mehr. Auch kein offenes Scheunentor. Seit nun sieben Spielen inklusive dem Cup-Halbfinal.
- Einzig auf YB-Legende Christian Fassnacht (31) und seine Konstanz ist Verlass: Sieben Tore aus den letzten sieben Spielen, den Biel-Match eingerechnet. Ohne Fassnachts Tore wäre YB gar nirgends!
Monteiro fehlt an allen Ecken und Enden
Ganz generell aber muss man feststellen: YB hat nach wie vor nicht genügend Leitfiguren, noch Spieler mit Tempo und Fantasie. Dass die beiden Blamagen (neben Biel auch das 0:5 in Luzern) just in jene Zeit fallen, in welcher Joël Monteiro (25) verletzt fehlt, ist kein Zufall. Der Walliser ist der einzige Aussenspieler, der das Tempo, aber auch die Technik und das Überraschungsmoment hat, um einen tief stehenden Abwehrverbund zu knacken.
Was da andere auf dem Flügel zeigen, hat schon fast tragische Züge. Darian Males (23) zum Beispiel, ist seinen Vorschusslorbeeren und seinem Preis von zwei Millionen nur in homöopathischen Dosen gerecht geworden. Und erst recht Kastriot Imeri (24), der teuerste Inland-Transfer in der Geschichte des Schweizer Fussballs, 3,5 Millionen hat YB an Servette überwiesen. Erst hat der Schweiz-Kosovare mit einer schweren Knieverletzung zu kämpfen. Danach ist er mehr Klumpschuh als Heilsbringer. So mit seinem Platzverweis in Biel.
Verdiente Spieler werden gehen müssen
Contini braucht also ganz viele Retouchen in seinem Kader. Und Fehleinschätzungen wie in der qualitativen wie quantitativen Besetzung der Innenverteidigung, darf sich YB nicht mehr leisten. Es wird radikale Wechsel geben müssen, um nahe bei null beginnen zu können. Man wird sich von verdienten Spielern und Legenden trennen müssen. Oder von jenen, die nur enttäuscht haben oder zuletzt ausser Rand und Band waren wie Ex-Captain Ali Camara.
Christoph Spycher wird bei seiner Quasi-Rückkehr auf den Sportchef-Stuhl gefordert sein wie selten. Und dabei soll er auch gleich seinen neuen Technischen Direktor Mathieu Beda auf das vorbereiten, wofür der Franzose wohl geholt wurde: Für die Nachfolge von Klub-Mitbesitzer Spycher. Ach ja: eine wichtige Leitplanke dieser neuen YB-Mannschaft werden die Jungen sein müssen. Auf die muss YB voll setzen – und zwar behutsam und zielorientiert. Sonst macht der gesamte Aufwand, den die Berner betrieben haben, um an die (erweiterte) Nachwuchs-Spitze zu gelangen, keinen Sinn.
Präsidentenwechsel reicht nicht als Reizpunkt
Sicher ist: Ohne starke Reizpunkte wird YB nicht vorwärts kommen. Dass es einen neuen Präsidenten geben wird – Marcel Brülhart kommt für Hanspeter Kienberger – wird nicht da nicht ausreichen. Zumal dieser bei YB keine Degen-, Canepa- oder CC-Rolle einnimmt. Nein, ein Kuss reicht nicht. YB muss mit einem Kader-Paukenschlag wachgerüttelt werden.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | FC Basel | 33 | 40 | 61 | |
2 | Servette FC | 33 | 9 | 55 | |
3 | BSC Young Boys | 33 | 7 | 53 | |
4 | FC Luzern | 33 | 10 | 51 | |
5 | FC Lugano | 33 | 1 | 49 | |
6 | FC Lausanne-Sport | 33 | 8 | 47 |
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC St. Gallen | 33 | 3 | 47 | |
2 | FC Zürich | 33 | -4 | 47 | |
3 | FC Sion | 33 | -10 | 36 | |
4 | Grasshopper Club Zürich | 33 | -11 | 33 | |
5 | Yverdon Sport FC | 33 | -24 | 33 | |
6 | FC Winterthur | 33 | -29 | 30 |