Mboyo soll Sion vor dem Abstieg retten
«Ich kam nicht als Hochstapler hierher»

Dies ist eine ganz schräge Geschichte. Jene von Pelé Mboyo. Zwei Jahre ist er unter Vertrag, bis er sein Debüt im Sion-Dress gibt!
Publiziert: 26.01.2018 um 15:07 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 15:15 Uhr
Alain Kunz

Als Sion-Boss Christian Constantin im Sommer 2015 einen gewissen Ilombe Mboyo (30) verpflichtet, weiss er genau, was er tut. Der Mann, den er da von Genk holt, ist verletzt: Ermüdungsbruch des Schienbeins. Dennoch nimmt ihn CC unter Vertrag. «Ich war ein Schnäppchen für Sion», so Mboyo. «Immerhin war ich 2013 der teuerste Transfer in der belgischen Fussballgeschichte, als ich für fünf Millionen Euro von Gent nach Genk wechselte», sagt der gebürtige Kongolese, der mit vier Monaten nach Belgien kam.

Und das nicht ohne Stolz! Aber ohne Vornamen. «Wir Flüchtlinge kriegten keine Vornamen. So wollte es Diktator Mobutu.» Mboyos Vater, ein grosser Fan des brasilianischen Fussballs, nennt ihn Pelé. Die Medien machen daraus Klein-Pelé.

«Hinschmeissen wollte ich nie»

Eine halbe Saison, dachte sich CC, werde Mboyo ausfallen. Doch die Reha schleppt sich dahin. «Acht Monate ging sie», sagt Mboyo, sich an jedes Detail erinnernd. Doch auch danach klappte es nie. Immer wieder wollte Mboyo zurückkommen. Immer wieder sagte Trainer Didier Tholot, es sei zu früh. «Dazu gesellten sich kleine Verletzungen, die ich in Belgien auskurierte.» Oft hätten ihm Ärzte und Physios gesagt, in zwei Monaten sei alles gut. «Aber nichts war gut.»

Diese Zeit bezeichnet Mboyo als schwierig. «Vor allem psychisch. Aber hinschmeissen wollte ich nicht. Mein Kredo ist: Arbeit zahlt sich aus. Irgendwann. Vielleicht in einem anderen Klub. In einem späteren Leben. Irgendwann.» Ob ihm seine schwierige Jugend da geholfen habe, will ich wissen. Er aber nichts von der Frage zu seinen Jahren zwischen Gang und Knast: «Darüber will ich nicht mehr sprechen.» Okay. Nach anderthalb Jahren leiht CC Mboyo an Zweitligist Cercle Brügge aus. Dort macht er immerhin zehn Spiele. Er kehrt ins Wallis zurück.

Sion-Debüt nach zwei Jahren

Und siehe da: Am 20. August 2017 geschieht das Wunder: Mboyo läuft für Sion auf. Erstmals. Nach zwei Jahren! Beim 1:1 gegen Luzern. «Ich denke, der eine oder andere hatte vergessen, dass ich noch da war...», sagt er – und grinst. Danach macht er elf weitere Spiele, schiesst vier Tore. Als einer der dienstältesten im Team. Konkret: Als Nummer drei hinter Fickentscher und Ndoye. «Irgendwie bizarr», nennt Mboyo diese Konstellation.

Und just zu seinem Debüt steckt Sion knietief im Sumpf. «Es ist schwierig, ein Team so radikal zu ersetzen», sagt er. Nicht ohne kritischem Ansatz gegenüber dem Präsidenten. «Wo wir stehen, ist katastrophal», sagt der zweifache belgische Nationalspieler. «Es ist eines FC Sion und der Qualität des Teams unwürdig. Ich will nun dem Präsidenten beweisen, dass er Recht hatte, an mich zu glauben. Und daran, dass ich nicht als Hochstapler hierherkam. Ich bin mitverantwortlich für die Resultate. Deshalb habe ich eine Offerte aus Asien abgelehnt, die finanziell hoch reizvoll war. Aber so kann ich mich nicht aus Sion verabschieden. So nicht!» Es ist eine Kampfansage.

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