Die Devise für ambitionierte Ersatzgoalies wie Joël Kiassumbua ist klar: Hart arbeiten und auf seine Chance warten. Nur, bei Servette will diese einfach nicht kommen. Seit seinem Wechsel nach Genf im Sommer 2018 kommt der 27-Jährige nur auf sieben Pflichtspieleinsätze. An Stammkeeper Jérémy Frick (26) gibts bis anhin kein Vorbeikommen.
In der beinahe makellosen Aufstiegssaison war dies verständlich. Servette dominierte die Konkurrenz (15 Punkte Vorsprung auf Vizemeister Aarau, bestes Torverhältnis). Bei einem derartigen Lauf gabs keinen Grund, den Stammtorhüter zu wechseln. Zum Saisonstart in der Super League jedoch war für Kiassumbua klar: Hier spielt eine andere Musik, Goalie Frick wird zu Patzern gezwungen.
Doch dem ist nicht so, im Gegenteil. Die Genfer Identifikationsfigur Frick macht bislang die Saison seines Lebens, behält sechs Mal eine weisse Weste (Co-Bestwert mit FCZ-Brecher) und kassiert nur 16 Gegentore (eins mehr als FCB-Spitzenreiter Omlin). Kurzum: Frick ist die grosse Konstante bei Servette und hat massgeblichen Anteil daran, dass der Aufsteiger nach 15 Runden auf Platz fünf liegt.
Auf Anhieb zum Nati-Helden Kongos
Während Kiassumbua im Klub also weiter hinten anstehen muss, öffnete sich dem kongolesisch-schweizerischen Doppelbürger in der Nationalmannschaft eine Tür. Und diese rennt er förmlich ein: In der Qualifikation zum Afrika-Cup im November kam der gebürtige Luzerner dank neuem Coach und Teamumbruch zum Handkuss, feierte gegen Gabun seine Pflichtspielpremiere und hievte sich dabei im Nu zum Matchwinner.
Ausgerechnet am 70. Geburtstag seines Mami sicherte er seinem Team in einer hartumkämpften Partie (0:0) mit mehreren Glanztaten ein Remis. Der Höhepunkt? Eine Fussabwehr in Minute 87 im Eins-gegen-Eins mit Superstar Pierre-Emerick Aubameyang. Zur Belohnung gabs einerseits eine Umarmung und Komplimente vom Arsenal-Captain, der «ganz locker drauf ist». Andererseits richtig viel Anerkennung im fussballbegeisterten Kongo: «Bis vor dem Spiel kannte man mich kaum, jetzt werde ich schon als Nationalheld gefeiert», so Kiassumbua.
Wenig überraschend war er auch gegen Gambia wenige Tage später (2:2) gesetzt, gehörte erneut zu den Besten auf dem Platz und dürfte im März bei den nächsten Quali-Spielen gegen Angola wieder zwischen den Pfosten stehen.
Eine Karriere wie eine Achterbahnfahrt
Kiassumbua und Nationalmannschaft – war da nicht mal was mit der Schweiz? Genau, seit 2009 darf er sich Junioren-Weltmeister nennen. Damals gehörte er als dritter Goalie dem U17-Nati-Kader an, das die Weltmeisterschaft in Nigeria gewinnt. Doch anders als Xhaka, Rodriguez und Co startete Kiassumbua danach nicht durch. Nach dem WM-Hype fiel er in ein sportliches Loch, musste sich durch die unteren Ligen des Schweizer Fussballs kämpfen. Anstatt Basel, Gladbach und Arsenal lauteten seine Stationen Kriens, Rapperswil, Wohlen.
Via Letztere wechselte er 2017 als Ersatzkeeper zum FC Lugano. Dort profitierte er in der zweiten Saisonhälfte von der Zurückstufung David da Costas und kam auf satte 14 Super-League-Einsätze. Weil Coach Guillermo Abascal jedoch nicht länger auf Kiassumbua setzte, wechselte er zu Servette – und landet wieder auf der Ersatzbank. Ob er den Transfer bereut? «Auf keinen Fall», so der 1,9m-Mann. Er entwickle sich im «gesunden Konkurrenzkampf» mit Frick stetig weiter.
Natürlich sei er unglücklich darüber, nicht zu spielen. Doch den Kopf hängenlassen gibts nicht bei Kiassumbua – «dann hätte ich schon längst aufgehört». Seine Chance werde kommen, die Nationalteam-Einsätze gegen internationale Topstars seien ein ideales Sprungbrett.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
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1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |