Lang zum Jugendwahn beim FCB
«Nur mit 20-Jährigen gewinnt man keinen Blumentopf»

Michael Lang (30) redet Klartext. Über seinen Kampf um den Stammplatz, seinen Wechsel zu Gladbach, Meisterambitionen und den Jugendwahn beim FCB.
Publiziert: 19.01.2022 um 00:07 Uhr
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Aktualisiert: 19.01.2022 um 16:28 Uhr
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Beim FCB ist Bundesliga-Rückkehrer Michael Lang hinten rechts nicht mehr gesetzt.
Foto: TOTO MARTI
Michael Wegmann (Interview) und Toto Marti (Fotos)

Michael Lang, über Weihnachten herrschte ganz schön viel Unruhe beim FCB. Erst an Silvester wurde bekannt, dass Trainer Patrick Rahmen bleiben darf. Wie nimmt man das als Fussballer wahr?
Michael Lang: Klar habe ich mir nach dem letzten Spiel gegen GC überlegt, wie es weitergehen könnte, was vielleicht passiert. Aber vor Weihnachten habe ich mir gesagt, dass wir Spieler nichts mehr beeinflussen können, dass unsere Arbeit getan ist. Deshalb versuchte ich, den Schalter auf off zu stellen.

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Ist das gelungen?
Gut sogar. Ich habe die Feiertage mit meiner Familie geniessen können.

Konnten Sie die Diskussionen rund um den FCB verstehen?
Man kann unsere Leistungen interpretieren, wie man will. Durch die rosa Brille betrachtet liegen wir vor Favorit YB auf Rang zwei und überwintern als Gruppenerster in der Conference League. Will mans negativ sehen, sind wir sieben Punkte hinter dem FCZ und die Gegner in der Conference League waren keine wirklichen Gradmesser. Dem war aber mit Sicherheit nicht so.

Und wie schätzen Sie die Vorrunde ein?
Ich denke, sie war ganz okay.

Hat der FCB zurzeit eigentlich eine potenzielle Meistermannschaft?
Wir wollen Meister werden und vom Potenzial und vom Talent her traue ich uns den Titel zu. Aber es wird hart, nebst YB mischt auch der FCZ im Titelkampf mit. Es wird einen Dreikampf geben. Entscheidend wird sein, wer am besten aus den Startlöchern kommt.

Denken Sie wirklich, dass der FCZ über 36 Runden mit dem FCB und YB mithalten kann?
Entscheidend wird bestimmt sein, wie die Zürcher mit dem Druck im Meisterkampf umgehen können. Da haben YB und wir sicher mehr Routine. Aber wer den FCZ unterschätzt, macht einen grossen Fehler.

Der FCZ ist als einziges Team in ein Trainingslager geflogen. Ein Vorteil?
Das denke ich nicht. Wir trainieren hier in der Schweiz alle auch.

Und was ist mit dem vielzitierten Trainingslager-Groove?
Der muss nicht nur positiv sein. Ich bin schon lange dabei und weiss, dass auch Lagerkoller schnell ein Thema werden kann. Zudem ist der FCZ ja in Belek in der Türkei. Es ist nicht so, dass man da als Team mal in den Ausgang gehen kann. Da läuft nicht viel.

Sie waren ein Eckpfeiler im letzten FCB-Meisterteam 2017. Vergleichen Sie es mit dem aktuellen Kader.
Damals war mit Delgado, Suchy & Co. sicher mehr Erfahrung und Routine im Team. Der heutige FCB ist jünger und schneller und wohl breiter aufgestellt.

In Basel regiert im Moment der Jugendwahn. Wie fühlt man sich als so eine Art «Anti-Degen-Transfer»?
Vom Alter her passe ich sicher nicht in die momentane Transferstrategie des Vereins. Aber jeder weiss, dass man mit nur 20-jährigen Talenten keinen Blumentopf gewinnen kann. Die erfahrenen Spieler sind genauso wichtig. Sie müssen die Jungen führen und können in schwierigen Momenten auch Verantwortung übernehmen. Aktuell sind das die routinierten Spieler wie Stocker, Frei, Xhaka, Lindner, Kasami und ich. Wir gehen voran, nehmen die Jungen an der Hand und helfen ihnen.

Macht es die Führungsaufgabe schwieriger, wenn man, wie Sie und Stocker, nicht gesetzt ist?
Auf Dauer sicher. Spielen wir wochenlang nie, denkt sich wohl schon der eine oder andere junge Spieler: «Was erzählst du uns da? Du spielst nicht mal…» Aber so weit sind wir ja in Basel längst nicht. Ich habe bisher diese Saison 26 Einsätze gehabt, Stocker sogar noch mehr.

Dann sind Sie zufrieden mit der aktuellen Situation?
Ich will am liebsten in jedem Spiel auf dem Platz stehen. Kein Profifussballer sitzt gerne auf der Bank. Aber ich gehe nicht nach Hause und beisse deshalb in die Tischkante. Dafür habe ich in den letzten Jahren zu viel erlebt.

Ihre Konkurrenten hinten rechts sind der 22-jährige Lopez und der 20-jährige Tavares. Sind Sie im Umgang mit ihnen der nette Onkel Michi, der mit Rat zur Seite steht, oder überwiegt das Konkurrenzdenken?
Weder noch. Klar sind wir primär alle Teamkollegen, die gemeinsam erfolgreich sein wollen. Aber natürlich sind wir auch Konkurrenten. Ich will spielen, auch als 30-Jähriger und dafür tue ich alles. Aber verstehen Sie mich nicht falsch: Ich stehe darum keinem absichtlich auf den Fuss oder rede schlecht über ihn. Anstand und Respekt sind das Wichtigste. Das sind ja gute, wissbegierige Jungs.

Vor Ihrem Wechsel von Basel zu Gladbach waren Sie konkurrenzlos. Sie wurden im Januar 2018 gar als bester und beliebtester Fussballer der Super-League ausgezeichnet.
Stimmt. Ziemlich genau vor vier Jahren bin ich in Luzern im KKL auf der Bühne gestanden und wurde beklatscht. Und jetzt diskutieren wir darüber, ob ich noch mithalten kann. So schnell gehts im Fussball.

Können Sie denn noch mithalten?
Jeder, der mich kennt, weiss, was er an mir hat. Bekomme ich Vertrauen und Spielpraxis, kann ich nicht nur mithalten. Dann kann ich auch eine sehr wichtige Rolle einnehmen.

Sind Sie noch so stark wie bei Ihrem Abgang im Sommer 2018?
Damals hatte ich beim FCB eine super Phase, in der Liga, in der Champions League und auch in der Nati. Ich strotzte vor Selbstvertrauen. Ob ich noch genauso stark bin, weiss ich nicht. Aber sicher nicht viel schlechter.

Bereuen Sie Ihren Wechsel zu Gladbach?
Der Entscheid hat sich damals richtig angefühlt. Ich war 26 und hatte die Möglichkeit Bundesliga zu spielen. Dann noch bei einem Klub wie Gladbach, zusammen mit vielen anderen Schweizern. Heute würde ich mich aber anders entscheiden und ein Angebot aus einer anderen, kleineren Liga annehmen. Ich hätte damals ja auch in die Türkei oder nach Schottland gehen können. Italien war auch eine Option. Aber das ist im Nachhinein jetzt einfach gesagt. Bei Gladbach hat doch sehr viel gepasst. Sportlich ist es sicher nicht so gekommen, wie ich mir das erhofft habe. Dafür habe ich sonst viel profitiert. In dieser Zeit habe ich viel gesehen, erlebt, gelernt und viele neue Leute kennengelernt…

… und Ihren Platz in der Nati verloren.
Ja. Ich war bei drei grossen Turnieren dabei und habe über 30 Länderspiele gemacht. Klar hoffte ich, dass nach meinem Wechsel in die Bundesliga noch einige dazukommen. Aber weil ich nicht spielte, hatte ich auch wenig Argumente für ein Aufgebot. Nun drücke ich der Nati eben vor dem TV die Daumen. Schade zwar, aber es passt schon.

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Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Zürich
FC Zürich
14
7
26
2
FC Basel
FC Basel
14
20
25
3
FC Lugano
FC Lugano
14
6
25
4
Servette FC
Servette FC
14
2
25
5
FC Luzern
FC Luzern
14
4
22
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
14
6
20
7
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
14
2
20
8
FC Sion
FC Sion
14
0
17
9
BSC Young Boys
BSC Young Boys
14
-5
16
10
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
14
-10
15
11
FC Winterthur
FC Winterthur
14
-21
11
12
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
14
-11
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