«Wenn ich Chinesen begegne, bilde ich mir Kopfschmerzen ein!»
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YB-Legende pflegt Patienten:«Wenn ich Chinesen begegne, bilde ich mir Kopfschmerzen ein!»

Krankenpfleger Lars Lunde mitten im Corona-Wahnsinn
«Ich bilde mir immer wieder Kopfschmerzen ein»

Lars Lunde befindet sich in der stressigsten Phase seines Lebens – der Ex-YB und Bayern-Star betreut Patienten in einem Berner Spital.
Publiziert: 18.03.2020 um 15:47 Uhr
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Aktualisiert: 18.03.2020 um 17:30 Uhr
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Lars Lunde pflegt in einem Berner Spital Patienten.
Foto: BENJAMIN SOLAND
Marcel W. Perren (Text) und Benjamin Soland (Fotos)

Es ist ein besonders harter Tag. Um 06.30 Uhr beginnt Fussball-Legende Lars Lunde seinen Dienst als Lagerungs-Pfleger in der Berner Hirslanden Klinik Beau–Site. Feierabend macht der gebürtige Däne erst um 17.30 Uhr. «Wir haben in unserer Klinik viele Angestellte, die zu Hause Kinder haben. Und weil diese Kids wegen dem Corona-Virus ja nicht von ihren Grosseltern gehütet werden dürfen, habe ich heute den Dienst von einer Kollegin übernommen, damit diese zu ihrer Tochter schauen kann» erzählt der 55-Jährige, der in der Saison 1985/86 die Young Boys mit 21 Toren zum Meistertitel geschossen hat.

Lunde meistert sein anstrengendes Tagwerk ohne zu klagen. Dem einstigen Meisterschützen macht es sogar sichtlich Freude, wenn er Patienten und Kollegen helfen kann. «Auf meinem Lebensweg sind mir mit Professor Bürgi aus Aarau und Uli Hoeness zwei besondere Menschen begegnet, die mir auf ganz eindrückliche Weise gezeigt haben, wie man mit seinen Mitmenschen umgehen sollte». Mit Hoeness hatte Lunde erstmals zu tun, als er im Sommer 1986 von YB zu Bayern München wechselte. Zu einer ganz besonderen Stütze avanciert der langjährige Manager des FC Bayern für Lars aber erst nach seinem Transfer vom deutschen Rekordmeister zum FC Aarau.

Hoeness hat ihn nach Koma wieder aufgebaut

Rückblick: Im April 1988 missachtet der Dänen-Bomber auf dem Weg vom Aarauer Brügglifeld ein nach Oberentfelden ein Rotlicht und donnert mit seinem VW Golf in einen Zug. Der 3-fache Nationalspieler liegt danach mit einer Hirnverletzung für 240 Stunden im Koma. Nach der Entlassung aus dem Spital wird Lunde in München von Uli Hoeness wieder aufgepäppelt. «Die Familie Hoeness hat damals wirklich alles für mich getan. Seine Tochter Sabine ist zu ihrem jüngeren Bruder Florian gezogen, damit ich genug Platz in ihrem Kinderzimmer hatte. Seine starke Frau Susi hat mich wunderbar bekocht.»

Nach der Rückkehr in die Schweiz freundet sich Lunde mit Aarauer Professor Ulrich Bürgi an. «Er hat mir den ersten Job als Pfleger vermittelt. Ich werde dem Professor dafür für immer dankbar sein, weil mich diese Tätigkeit heute mit viel Freude erfüllt.» Im selben Atemzug gesteht Lunde aber auch, dass er in diesen Tagen oft mit einem unguten Gefühl zur Arbeit fährt: «Bis jetzt hatten wir in unserer Klinik zwar noch keinen Corona-Patienten, trotzdem schränkt dieses Thema natürlich auch mich ein. Man muss im Umgang mit den Patienten mehr Abstand als sonst einhalten, man sollte so wenig wie möglich reden.»

Und noch etwas: «Wenn ich mit dem Zug zur Arbeit fahre denke ich ständig daran, dass die Leute, die mir im Abteil gegenüber sitzen, dieses Virus in sich tragen könnten. Nachdem ich vor etwas mehr als zwei Wochen Chinesen begegnet bin, hatte ich das Gefühl, ich hätte Kopfschmerzen. Aber ich habe mir die Schmerzen nur eingebildet.

«St. Gallen soll Meister werden»

Echte Herzschmerzen hat Lunde aber, weil derzeit sein geliebter Fussball nicht rollt. Was muss seiner Meinung nach passieren, wenn die Super League nicht zu Ende gespielt werden kann? Der Wahl-Berner hat eine überraschende Antwort auf Lager:«Obwohl ich nach wie vor YB-Fan bin, würde ich im Fall von einem Saisonabbruch den derzeitigen Leader St. Gallen als Meister ausrufen.» Lunde legt nach: «YB war zwar im Februar im letzten Duell gegen St. Gallen zwar zeitweise klar besser, im Endeffekt haben die Ostschweizer trotzdem unglücklich Punkte abgegeben. Ich hätte nach Hoaraus Fehlschuss in der 98. Minute den Penalty, der zum 3:3 Endergebnis führte, auf jeden Fall nicht wiederholen lassen.» Begründung: «Vor der Saison haben die Verantwortlichen mehrmals gesagt, dass der VAR nur bei groben Fehlentscheidungen eingreifen würde. Aber in diesem Fall habe ich keine grobe Fehlentscheidung vom Schiri gesehen».

Es ist sehr wahrscheinlich, dass die YB-Legende mit dieser Aussage im Bernbiet ein paar Minuspunkte erntet. Doch die wird Lunde mit seinem grossen Einsatz für seine Patienten wieder gutmachen.

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