Den ersten Scherz über seinen Goalie machte Trainer Peter Zeidler am Mittwoch. «Wir haben uns überlegt, dass nur der Vorname auf dem Trikot steht und nicht der Nachname.» Denn unter der Last des Nachnamens zerbrächen viele. Klinsmann! Ein Name wie ein Donnerhall. Jürgen Klinsmann (54) war Welt- und Europameister, Uefa-Cup-Sieger, Deutscher Meister, Bundestrainer beim Sommermärchen 2006 und Trainer der Bayern. Sein Sohn Jonathan steht seit letzter Woche beim FC St. Gallen unter Vertrag.
22-jährig ist er, im April 1997 wurde er in München geboren, als der Vater nach einer Auswechslung gegen Freiburg in die Werbetonne trat. In Newport Beach, Kalifornien, wuchs er auf, studierte Medienwissenschaften an der renommierten Universität in Berkeley, spielt in der U-Nationalmannschaft der USA.
«Klinsmann soll auf dem Trikot stehen»
Sein Name erdrückt ihn nicht – und nicht bloss wegen seiner Statur von 1,95 m. Er empfindet ihn als Ansporn. «Ich heisse Klinsmann, und das soll auch auf dem Trikot stehen.» Jonathan ist stolz auf seinen Vater. Fast täglich telefonieren sie. «Und ich bin ja nicht Stürmer, der an den Toren des Vaters gemessen wird.»
In der Ostschweiz gelandet ist er, weil die St. Galler nach dem Abgang ihres Denkmals Daniel Lopar (34) einen zweiten Goalie suchten und Klinsmann nach zwei Jahren als Nummer drei bei der Hertha in Berlin einen Klub suchte, wo er regelmässig spielen kann. «Ich will Stammgoalie werden. Und am besten mit St. Gallen in die Europa League, das wäre fantastisch», sagt Jung-Klinsi, der sich gegen Platzhirsch Dejan Stojanovic allerdings noch längst nicht durchgesetzt hat.
Klinsmann durfte für die Hertha einmal in der EL-Gruppenphase ran und hielt gegen Östersund (1:1) gar einen Penalty. «Eine grosse Erfahrung.» Wie die ganze Zeit beim Bundesligisten, in der er als Goalie auf ein neues Niveau gehoben wurde. «In Berlin habe ich mich in allen Bereichen gesteigert – vor allem technisch.» An der Explosivität feilte er übrigens schon als Basketballer, der er bis 17 an der Highschool war. Den Feinschliff erhielt er in Berlin. Vater Jürgen sagte soeben der «Berliner Morgenpost»: «Jonathan ist in Berlin zum Mann geworden.»
Balance zwischen Ehrgeiz und Lockerheit
Er selbst gab ihm als früherer Weltklasse-Stürmer auch einiges auf den Weg. Einer der wichtigsten Tipps: «Er sagte, was mir die Duelle mit Vedad Ibisevic (Hertha-Stürmer, d. Red.) im Training zeigten: Mach dich gross, bewege dich nicht zu früh. Der Stürmer spürt, wie selbstbewusst du bist. Und bist du es, wird der Stürmer nervös.»
Eine These, die stets auch Oliver Kahn vertrat, einer der Mitspieler des Vaters. Als Jürgen Klinsmann 2008 die Bayern als Trainer übernahm, war Kahn gerade weg – er selbst nach weniger als einem Jahr jedoch auch. Auf Platz zwei entliessen ihn die Bayern-Bosse. Jonathan erlebte alles hautnah, spielte in der Zeit im Münchner Nachwuchs – unter anderem mit Mehmets Sohn Lucas Scholl und Gianluca Gaudino, dem jetzigen Young Boy. Über die Entlassung des Vaters mag Jonathan nicht reden. Und doch gewann er ihr damals Positives ab: «Ich sah das Gute: Ich konnte wieder nach Hause, nach Kalifornien.»
«Ein sehr intelligenter Mensch»
Da, wo er zuvor und bis zu seinem Wechsel nach Berlin im Sommer 2017 lebte. Da, wo sie seiner Meinung nach die perfekte Balance zwischen sportlichem Ehrgeiz und Lockerheit hinbringen. Der Vater lebte es ihm vor. «Er gibt immer alles, kann aber sehr gut abschalten. Er ist ein sehr intelligenter Mensch.»
Jürgen Klinsmann trainierte nach den Bayern noch die US-Nati, drang mit ihr 2014 in den WM-Achtelfinal vor. In Kalifornien werde er dennoch kaum erkannt. Anders ists in Deutschland, wo er 2006 mit WM-Platz drei beispiellose Euphorie entfachte. Jonathan hat kaum Erinnerungen. «Ich war damals neun, und wir lebten ja weit weg. Ich weiss noch, dass viel los war, als sie die Argentinier (Viertelfinal, d. Red.) schlugen. Und nach dem WM-Spiel um Platz drei.»
Jürgen Klinsmann wird sicher mal in St. Gallen vorbeischauen. Präsident Matthias Hüppi rechnet spätestens Anfang 2020 mit einem Besuch des Weltmeisters von 1990. Quiero23
Am Sohn liegts, dass bis dann mehr über ihn geredet wird als über den Vater.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Lugano | 18 | 6 | 31 | |
2 | FC Basel | 18 | 21 | 30 | |
3 | FC Lausanne-Sport | 18 | 9 | 30 | |
4 | FC Luzern | 18 | 3 | 29 | |
5 | Servette FC | 18 | 2 | 29 | |
6 | FC Zürich | 18 | -1 | 27 | |
7 | FC Sion | 18 | 4 | 26 | |
8 | FC St. Gallen | 18 | 6 | 25 | |
9 | BSC Young Boys | 18 | -4 | 23 | |
10 | Yverdon Sport FC | 18 | -12 | 17 | |
11 | Grasshopper Club Zürich | 18 | -10 | 15 | |
12 | FC Winterthur | 18 | -24 | 13 |