Kakitani im Interview
Hätten Sie Basel verlassen, wenn Sousa Trainer geblieben wäre?

Yoichiro Kakitani erklärt, welches japanische Fluchwort er seinen Mitspielern sagt. Und warum er trotz einer katastrophalen Saison zufrieden ist.
Publiziert: 05.07.2015 um 18:51 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 22:09 Uhr
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Ein Abgang war trotz der schwierigen Saison nie ein Thema.
Foto: Keystone
Von Stefan Kreis

Yoichiro Kakitani habe das Vertrauen verloren, sagt Urs Fischer. «Aus welchen Gründen auch immer. Das lassen wir jetzt einfach mal im Raum stehen», so der FCB-Coach.

Nun, der Grund liegt auf der Hand. Und er hat zehn Buchstaben: Paulo Sousa! Der Portugiese watschte Kakitani zigfach ab, der Japaner sass gegen Ende der Saison öfter auf der Tribüne als auf der Bank. Aus dem japanischen Nationalspieler wurde innerhalb von nur einem Jahr eine Randfigur.

Seine Einsatzstatistiken? Ein Debakel. Nur 550 von 3240 möglichen Super-League-Minuten hat er absolviert, in der Champions League kommt er auf drei mickrige Teileinsätze. Klar, dass der Japaner keine Purzelbäume schlägt.

«Wichtig ist, dass er sein verlorenes Vertrauen zurückgewinnt», sagt Fischer und stellt den Rechtsfuss in den Testspielen auf die rechte Seite. Noch unter Paulo Sousa musste er auf links spielen. «Er ist zwar mit beiden Füssen gut, aber rechts ist es trotzdem einfacher für ihn, weil er den Ball mit seinem starken Fuss annehmen kann», sagt Fischer.

Und Kakitani? Dem ist es egal, wo ihn der Trainer aufstellt. Hauptsache er kommt öfter zum Einsatz als in der vergangenen Saison.

Yoichiro Kakitani, Japan ist das Land des Lächelns, Sie hatten in der letzten Saison aber nicht viel zu lachen.

Yoichiro Kakitani: Wieso? Wenn man zurückschaut, ist die Saison nicht schlecht gelaufen. Wir sind Meister geworden und haben uns für die Achtelfinals der Champions League qualifiziert. Zwar haben wir den Cupfinal verloren, aber wir haben unsere Ziele trotzdem erreicht. Das war ein tolles Gefühl, als wir den Pokal in den Händen hielten, denn ich selbst wurde noch nie Meister. Auch in Japan nicht.

Mit Ihrer persönlichen Leistung können Sie aber trotzdem nicht zufrieden sein, in der Super League kommen Sie auf nur 550 Spielminuten, in der Champions League auf drei Kurzeinsätze.

Natürlich, habe ich mir das ein wenig anders vorgestellt, aber die Situation ist nicht völlig neu für mich. Auch früher gab es Zeiten, in denen ich nicht immer zum Einsatz gekommen bin.

Noch im Winter haben Sie versprochen, dass Sie aus Ihren Gegnern Sashimi machen werden. Das hat nicht geklappt.

Und trotzdem nehme ich diese Erfahrung mit und werde daraus lernen. Ich habe mein erstes Jahr in Basel genutzt um den FCB, die Stadt und die Schweiz besser kennenzulernen. Jetzt freue ich mich auf die neue Saison.

Hätten Sie Basel verlassen, wenn Paulo Sousa Trainer geblieben wäre?

Nein. Der Klub und die Stadt sind mir sehr ans Herz gewachsen. Der Wunsch hier zu spielen, ist das, was sich nie, gar nie geändert hat. Ich will mit den Fans jubeln und ihnen zeigen, was ich drauf habe.

Mit dem neuen Trainer Urs Fischer werden die Karten neu gemischt.

Das ist die Chance für einen Neustart! Letztes Jahr war ich im Sommercamp nicht dabei, jetzt will ich zu Beginn gleich allen zeigen, was ich kann. Körperlich und seelisch bin ich bereit.

Ihr bester Kumpel im Team ist Luca Zuffi, sie sind permanent zusammen. Wie ist es zu dieser Freundschaft gekommen?

Ich erinnere mich, als er vor Beginn der letzten Saison vor dem Training in der Garderobe sass. Viele meiner Mitspieler gehen zum Physio, aber Luca sass in der Kabine und hat mit seinem Handy Spiele gespielt. Auch ich spiele gerne am Handy. Dann hat er mir sein Spiel gezeigt und ich ihm meins. So ist die Freundschaft entstanden.

Wie wichtig ist Ihr Übersetzer, Jonathan Wüst, der nie von Ihrer Seite weicht?

Er ist ein sehr guter Freund geworden. Ausserhalb des Fussballs brauche ich ihn 100 Prozent! Wenn es um administrative Sachen geht oder um Interviews oder wenn wir in der Stadt essen gehen. Oder wenn der Trainer etwas auf Deutsch sagt. Ohne ihn wäre ich verloren, denn ich kann überhaupt kein Deutsch.

Überhaupt kein Deutsch?

Ein, zwei Wörter. Philipp Degen sagt zu jedem Michi. Ich schnappe das Wort auf und wiederhole es dann. Was es bedeutet, weiss ich nicht. Luca Zuffi sagt manchmal das Wort, das mit Sch beginnt. Ich wusste lange nicht, was es bedeutet, aber es klang sehr lustig und darum habe ich es gesagt. Mittlerweile weiss ich aber, was es heisst und sage es nicht mehr so oft.

Ist es nicht schwierig, sich in eine Mannschaft zu integrieren ohne die Sprache zu können?

Nein, ich kann ja ein bisschen Englisch. Und ich spüre ja auch vom Klang der Stimme, ob jemand sauer ist oder gut drauf. Ob mich jemand auf den Arm nehmen will oder es ernst meint. Auf dem Rasen spielt die Sprache sowieso eine nebensächliche Rolle. Fussball ist bekanntlich international.

Und wie sieht es mit den Japanischkenntnissen Ihrer Mitspieler aus? Bringen Sie Ihren Teamkollegen Wörter auf Japanisch bei?

Ein Wort: Damare.

Und das heisst?

Heb dä Schlitte! (lacht herzhaft)

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