Jetzt spricht Axel Thoma
«Ich frage mich, woher bei GC plötzlich das Geld kommt»

Ex-GC-Sportchef Axel Thoma ist von GC ausbezahlt worden. Vorwürfe stehen trotzdem immer noch im Raum. Der Deutsche nimmt Stellung.
Publiziert: 11.07.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 19:19 Uhr
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Axel Thoma: «Wer den Sportchef richtig beurteilen will, muss seine Entscheidungsqualität mit der vollen Komplexität der Aufgabenstellung messen.»
Foto: Keystone/Martial Trezzini
Von Max Kern

BLICK: Herr Thoma, spielen Sie Euro Millions?
Axel Thoma:
Nein, und ich habe noch nie beim Glücksspiel gewonnen. Ich musste für mein Brot bisher immer hart arbeiten.

Trotzdem bekamen Sie von GC auf einen Schlag 400'000 Franken als Abfindung für die Vertragsauflösung, nicht wahr?
Das wäre schön.

Sinds «nur» 350'000?
Wir haben mit GC darüber Stillschweigen vereinbart.

Bei GC wird nun kolportiert, einer der Gründe für Ihre sofortige Freistellung sei gewesen, dass Sie sich geweigert hätten, mit dem schwedischen Internationalen Kim Källström Kontakt aufzunehmen...
...das sind Details, die nun anscheinend vom Klub gestreut werden. Wahr ist: Ich hatte keinen expliziten Auftrag, Källström anzurufen. Wahr ist auch: Ich habe mich mit seinem Berater Roger Ljung getroffen. Und ihm ein Angebot unterbreitet, das den Möglichkeiten und der Philosophie von GC entsprach.

Wie sieht denn diese Philosophie aus?
Wir sollten Nachwuchsspieler entwickeln und dann nachziehen, Spieler aus der Challenge League holen, dazu den einen oder anderen Spieler der Kategorie Dabbur. Eventuell auch mal einen Erfahreneren, aber diesen nicht als ersten Transfer. Ich konnte doch mit dieser Philosophie nicht gleich mehr als die Hälfte nur für einen Spieler wie Källström ausgeben. Sein Agent hat mein Angebot übrigens abgelehnt.

Und jetzt spielt der 120-fache schwedische Internationale Källström doch bei GC.
Ja, da frage ich mich, woher plötzlich das Geld kommt.

Können Sie sich erklären, weshalb Sie im Ruf stehen, bei Transfers die hohle Hand zu machen?
Das ist blanker Unsinn. Profi­vereine sind seriöse, wirtschafts­geprüfte Unternehmen. Der Rest sind abenteuerliche Hirngespinste.

GC wirft Ihnen auch vor, Ihre Arbeitsmoral hätte zu wünschen übriggelassen.
(Lacht gekränkt). Wer den Sportchef richtig beurteilen will, muss seine Entscheidungsqualität mit der vollen Komplexität der Aufgabenstellung messen. Und dazu braucht man weder Stopp- noch Stempeluhr. Wenn wir mal über Fakten reden, habe ich ein Fundament für den angestrebten Kulturwandel angelegt oder bereits erledigt. Wie den Trainerwechsel, neue Vertragsstrukturen, neues Konditionskonzept und budgetkonforme Kaderbildung und so weiter.

Viele GC-Spieler können nicht begreifen, dass Sie Ihren ehemaligen Spieler Jordan Brown zu GC transferierten und ihn gleich mit einem Dreijahresvertrag ausstatteten.
Es ist nicht der Job der Spieler, dies zu beurteilen. Sie sind angestellt, um Spiele zu gewinnen. Als ich zu GC kam, stand Browns Name bereits auf einer Scouting-Liste. Ich wollte die Hamburger Investoren, dank denen ich Brown zum FC Wil holen konnte, mit diesem Transfer zu GC zügeln. Und das geht nicht, indem ich ihm einen Einjahresvertrag offeriert hätte. Browns Transfer passierte im Interesse von GC, diese Investoren hätten dem Klub gutgetan. Und bei jedem Transfer gibts ein gewisses Rest-Risiko.

Thema-Wechsel. Ihr Ex-Klub Wil ist neu in türkischen Händen. Macht Ihnen diese Entwicklung keine Angst?
Doch, die macht mir Angst. Ich habe in den letzten Jahren mit Präsident Roger Bigger so viel Herzblut in den Klub gesteckt, dass mich die neuesten Ereignisse nicht kalt lassen. Es sind noch Spieler von mir dort. Ich hatte das Stadion mit entwickelt. Das Umfeld des FC Wil funktionierte bisher wie eine intakte Familie. Der FC Wil lebte jahrelang vom Idealismus von mir, dem Präsidenten und dem ganzen Umfeld, welches sich mit dem Verein identifiziert hat. Aber Idealismus bedeutet immer auch Verzicht. Eigentlich kann die Region Wil einen ambitionierten Challenge-League-Klub gar nicht tragen. Da stellt sich die Frage: Machen wir einfach so weiter? Oder brauchts zusätzlichen Kapitalfluss? Wil hat sich nun für die zweite Variante entschieden. Ich bin sehr vorsichtig, ob dies auf Dauer funktionieren wird.

Wie gehts jetzt mit Axel Thoma weiter?
Ich hatte acht Jahre keinen Urlaub. Ich geniesse jetzt erst einmal ein paar Tage mit meiner Familie. Dann sehen wir weiter.

Credit Suisse Super League 24/25
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Zürich
FC Zürich
14
7
26
2
FC Basel
FC Basel
14
20
25
3
FC Lugano
FC Lugano
14
6
25
4
Servette FC
Servette FC
14
2
25
5
FC Luzern
FC Luzern
14
4
22
6
FC St. Gallen
FC St. Gallen
14
6
20
7
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
14
2
20
8
FC Sion
FC Sion
14
0
17
9
BSC Young Boys
BSC Young Boys
14
-5
16
10
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
14
-10
15
11
FC Winterthur
FC Winterthur
14
-21
11
12
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
14
-11
9
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