In Japan
Kubo sucht eine Freundin

Seit Guillaume Hoarau ausfällt, ist Yuya Kubo bei YB unverzichtbar geworden. Der Japaner entzückt mit tollen Assists und verblüfft mit seinen Deutsch-Kenntnissen. Auch die Schweizer Küche mag er.
Publiziert: 22.11.2015 um 09:15 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 02:04 Uhr
Von Alain Kunz

Das fängt schon mal gut an! Kein Drucksen. Keine 08/15-Antwort. Und ein herzhaftes Lachen. ­Erste Frage an den YB-Stürmer: «Welche Sprache sprichst Du nun ­lieber, Yuya – Deutsch oder Englisch?» Die Antwort, fadengerade und ohne zu ­zögern: «Japanisch!»

Kubo ist trotzdem ­angekommen in Bern! Klar, wird man einwenden, er sei ja auch nicht erst seit gestern hier. Genau genommen seit zweieinhalb Jahren. Was aber ­andere Ausländer in derselben oder einer noch längeren Zeitspanne nicht ­daran hindert, nie in ­ihrer fussballerischen Heimat anzukommen. Kubo ist es. Diesen Eindruck mag auch die Antwort auf die Frage nicht verwischen, was er in seiner Freizeit am liebsten mache. Die lautet nämlich: «Japanisches Fernsehen schauen.»

Kubo tat sich zu Beginn bei YB schwer.

Kubos neueste Freizeit-Errungenschaft ist eine Gitarre. Ein traditionelles japanisches Instrument ist das nicht gerade. «Nein. Aber in unserer ­modernen Musik kommt sie natürlich zum Einsatz. Und ich höre beides gerne: traditionelle und moderne Musik.» Den ­Gitarrenlehrer muss der Japaner auch nicht weit suchen. Mit ­Hoarau hat er ihn im Team. Kubo: «Der ist viel zu gut.»

Dass ein Japaner am liebsten Japanisch isst, egal wo auf der Welt er gerade ist, erstaunt nicht. Im Fall von Kubo sind es Sushi und Yakiniku, grilliertes Rindfleisch.

Mittlerweile schaut der nach ­seinen Einstandstoren bei YB flugs als Sushi-Bomber betitelte Stürmer über den japanischen Tellerrand hinaus. Und wie! «Ich mag auch Raclette und Fondue!» Oft geht Yuya alleine in eines der japanischen Restaurants in Bern. Manchmal ist Dario Marzino dabei, der dritte Goalie. Kubos aktueller Best Buddy. «Ich habe ihm auch schon einige Brocken Japanisch beigebracht.»

Edle Ballbehandlung: Der Japaner träumt von einer grossen Liga.

Kubos Ankunft in Bern im Jahr 2012 erfolgt nicht gerade mit ­Pauken und Trompeten. Ganz und gar nicht. Vielmehr kommt der Mann aus Yamaguchi durch die Hintertür. Der damalige YB-Sportchef Ilja Kaenzig fliegt nach Japan, um den Deal einzufädeln, der für ihn höchste Priorität hat. Dann trifft man sich in Bern ­wieder, wo Kubo einen Fünf­jahresvertrag unterschreibt.

«Was mache ich eigentlich hier?»

An sofortige Einsätze in der Super League denkt da niemand. Vielmehr ist Kubo eine Art Investi­tionsobjekt. Kurz darauf wird ­Kaenzig entlassen. Fredy Bickel übernimmt das Amt des Sportchefs. Aber offenbar nicht alle ­Dokumente. Denn von der Existenz des Vertrags – und letztlich auch vom damaligen U20-Nationalspieler – erfährt Bickel von Kubos Berater.

Dieser will ­Bickel aus der Patsche helfen, versichert ihm, bereits andere ­Interessenten für Kubo zu haben. Doch Bickel will ihn in Bern sehen. ­Seine Nase wird ihn in diesem Fall nicht trügen. Auch wenn Kubo zu Beginn seiner Berner Zeit das eine oder ­andere Mal denkt: «Sch …, was mache ich eigentlich hier?»

Es läuft wie am Schnürchen: Kubo trifft endlich wieder für YB!

Mittlerweile ist Kubo unverzichtbar geworden. Liefert grandiose Assists wie zu Miralem ­Sulejmanis siegsicherndem 3:1 in Sion in der Vorrunde. Schiesst dann und wann auch ein Tor. Ein bisschen zu selten, wie nicht nur Trainer Adi Hütter, sondern auch Kubo selbst findet.

Dennoch will er irgendwann in die Serie A, er träumt von Milan, Juve, Inter. Und zurück in die A-Nati, für die er mit 18 Jahren das erste Spiel machte. Der Weg dazu führt über die U23 und die Olympischen Spiele in Rio.

In Katar findet im Januar das Qualifikationsturnier statt. ­Japan trifft auf Nordkorea, Thailand und Saudi-Arabien. Irgendwann will Kubo auch so eine grosse Nummer werden wie Basels Yoichiro Kakitani, der auf der ­Insel ein Superstar ist, beim FCB allerdings in der Versenkung ­verschwunden ist. Wie es ihm gehe? Kubo weiss es nicht. «Ich habe ihn einige Male versucht, zu kontaktieren. Er antwortet nicht. Warum, weiss ich auch nicht.»

Ist ja auch egal. Freunde hat Kubo in Bern genügend gefunden. Die besten sind die Ehemaligen Marco Bürki und Michi Frey. Und was ist mit einer Freundin? Er sei Single, versichert Kubo.

Keine Zeit? «Nein, das ist es nicht. Meine Freundin soll Japanerin sein. Ich fliege nach dem letzten Spiel in ­Luzern am 5. Dezember in meine Heimat für zwei Wochen in die ­Ferien. Vielleicht verliebe ich mich ja dann ...»

«Toll, wenn die Frau mit in die Schweiz käme»

Ein, sagen wir, ambitionierter Zeitplan. Kubo lacht. «Notfalls habe ich anschliessend eine ­weitere Woche Zeit, wenn wir mit der U23-Nati in Japan im Trainingslager sind, ­bevor wir nach Katar abfliegen», sagt Kubo. Und meint dies durchaus ernst. «Klappt es, wäre es toll, wenn die Frau mit mir in die Schweiz käme.»

Es hat ja niemand behauptet, die Uhren würden in Japan mittlerweile gleich ticken wie bei uns. Wir sind gespannt.

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