Im Nachwuchs flop, bei Profis top
Thun ist der Klub für Praktikanten

Im Nachwuchs hinkt Thun hinter den Spitzenklubs her. Das sei zwar «nicht gewollt – aber auch nicht wirklich ein Problem», sagt Thuns Sportchef Andres Gerber.
Publiziert: 02.04.2019 um 12:39 Uhr
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Aktualisiert: 15.06.2023 um 00:04 Uhr
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Thuns Marvin Spielmann (l.) und Dominik Schwizer feiern den Treffer zum 1:0 gegen Luzern im März.
Foto: Keystone
Martin Arn

GC, der FCZ, YB und Basel sind im Schweizer Nachwuchsfussball die ersten Adressen. Abgeschlagen der FC Thun. In der Kategorie der U15 liegt Thun auf dem letzten Platz, weit hinter dem Team Waadtland, St. Gallen, YB, Luzern, Team Ticino, GC und Basel.

Kaum besser sieht es bei den U18 aus. Auch dort sind die üblichen Verdächtigen zuvorderst: GC, YB, Team Luzern-Kriens, Basel. Auch Thuns U21 belegt derzeit in der 1. Liga Gruppe 1 den zweitletzten Rang.

Dafür mischen die Berner Oberländer bei den Profis die Super League auf. Hinter dem entrückten YB und dem FCB liegen die Thuner auf Platz 3. Woher kommt diese Diskrepanz?

Bei den Junioren ist Thun nicht spitze

Thuns Sportchef Andres Gerber sagt: «Dass wir bei den Nachwuchsteams nicht zur nationalen Spitze gehören, ist sicher nicht gewollt und wir arbeiten daran, dass sich dies ändert. Aber es gibt zahlreiche Gründe, weshalb wird auf dieser Stufe nicht mit den Besten mithalten können.»

Gerber nennt die fehlenden Finanzen: Etwas mehr als 1 Mio. lässt sich der FC Thun seine Nachwuchsabteilung kosten. Zum Vergleich: Allein der Bau des FCB-Campus hat mehr als 20 Mio. Franken gekostet. Ähnlich teuer war der GC-Campus in Niederhasli.

Das ist doppelt so viel, wie Thun im Jahr für sämtliche Teams zur Verfügung steht. Hinzu kommen bei den Spitzennachwuchsteams weitere Millionen für Trainer, Material und Scouting.

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Matchwinner Raphaël Nuzzolo (sitzend) lässt sich nach seinem Siegtreffer feiern.
Foto: Keystone

Standortnachteil im Berner Oberland

«Aber», sagt Gerber, «wir haben auch einen Standortnachteil: Im ganzen Berner Oberland gibt es vielleicht zwei Dutzend Vereine. Allein in der Stadt Zürich sind es über 50.»

Ausschlaggebend für den Erfolg der 1. Mannschaft sei nicht immer die Stärke der Nachwuchsteams, sagt Gerber, «schon gar nicht der Tabellenplatz, den die jeweiligen Juniorenteams belegen.» Ziel in Thun sei es, «einzelne Spieler an die 1. Mannschaft heranzuführen.»

Gerber weiter: «Dafür brauchen wir Spieler, die zu uns und unserer Philosophie passen und nicht solche, die in der U18 oder U21 Topskorer sind und beim erstbesten Angebot direkt zum Nachwuchs von Manchester City wechseln.»

Thun will Ausbildung weiter optimieren

Anders als etwa der FCB, GC oder Zürich, wirbt Thun auch keine Junioren bei anderen Vereinen ab. «Man stelle sich vor, was es für einen Teenager bedeutet, wenn er von Meiringen nach Thun ins Training muss. Der hat nur schon eine Stunde Weg zu bewältigen.»

Dennoch sei auch der FC Thun daran, «die Ausbildung der Spieler weiter zu optimieren».

Während sich Grossklubs wie der FCZ, GC, Basel und YB als Ausbildner für die talentiertesten Junioren des Landes sehen, sieht man sich in Thun eher als «Klub für Praktikanten», wie es Gerber nennt. Er verweist dabei auf «Spieler wie Christian Fassnacht, der bei Thalwil ausgebildet, in Winterthur gefördert wurde und bei uns den Schliff zum Profi verpasst bekam».

Ähnliches lässt sich über Marvin Spielmann, Dennis Salanovic oder früher über Renato Steffen und Luca Zuffi sagen. Sie alle kamen, weil ihre Entwicklung ins Stocken geraten war und lancierten von Thun aus ihre Karriere neu.

Und zwischendurch gelingt Thun auch auf Juniorenstufe ein kleines Wunder: Vor zwei Jahren wurde die U17 nämlich Cupsieger.

Sie schafften es in die Top-Ligen

Basel: 70 883 Minuten (13 Spieler in 21 Klubs)

Yann Sommer, Granit Xhaka, Ivan Rakitic, Xherdan Shaqiri, Valentin Stocker, Fabian Frei, Michel Morganella, Jacques Zoua, Arlind Ajeti, Timm Klose, Breel Embolo, Eren Derdiyok, Albian Ajeti.

Zürich: 48 770 (14 Spieler, 16 Klubs)

Ricardo Rodriguez, Nico Elvedi, Admir Mehmedi, Blerim Dzemaili, Josip Drmic, Berat Djimsiti, Almen Abdi, Saidy Janko, Innocent Emeghara, Vasilije Janjicic, Dimitri Oberlin, Francisco Rodriguez, Anto Grgic, Djibril Sow.

GC: 39 541 (11 Spieler, 16 Klubs)

Stephan Lichtsteiner, Diego Benaglio, Haris Seferovic, -Steven Zuber, Eldin Jakupovic, Izet Hajrovic, Moritz Bauer, Fabio Daprelà, Ulisses Garcia, Reto Ziegler, Shani Tarashaj.

St. Gallen: 20 133 (5 Spieler, 7 Klubs)

Marwin Hitz, Marcel Büchel, Tranquillo Barnetta, Michael Lang, Ivan Martic.

YB: 19 628 (4 Spieler, 6 Klubs)

Roman Bürki, Florent Hadergjonaj, Michael Frey, Yvon Mvogo.

Sion: 18 901 (6 Spieler, 8 Klubs)

Gelson Fernandes, Edimilson Fernandes, Léo Lacroix, Chadrac Akolo, Matteo Fedele, Vincent Sierro.

Luzern: 17 722 (3 Spieler, 5 Klubs)

Fabian Lustenberger, Pirmin Schwegler, Nicolas Haas.

Winterthur: 15 636 (6 Spieler, 7 Klubs)

Remo Freuler, Amir Abrashi, Manuel Akanji, Ermir Lenjani, Moritz Bauer, Innocent Emeghara.

Chur (2. Liga inter): 12 444 (1 Spieler, 1 Klub)

Senad Lulic.

FC Meyrin (1. Liga): 11 022 (1 Spieler, 1 Klub)

François Moubandje.

Servette: 10 555 (5 Spieler, 9 Klubs)

Djamel Mesbah, Denis Zakaria, Abdoul Yoda, Philippe Senderos, Kevin Mbabu.

Aarau: 10 026 (2 Spieler, 2 Klubs)

Silvan Widmer, Andreas Hirzel.

Lugano: 8993 (2 Spieler, 5 Klubs)

Valon Behrami, Danijel Milicevic.

Lausanne: 7408 (5 Spieler, 6 Klubs)

Lorik Cana, Léo Lacroix, -Migjen Basha, Adilson Cabral, Salim Khelifi.

Wil: 5363 (2 Spieler, 4 Klubs)

Fabian Schär, Elsad Zverotic.

Xamax: 4330 (2 Spieler, 3 Klubs)

Kader Mangane, Sébastien Wüthrich.

Old Boys (1. Liga): 3115 (2 Spieler, 3 Klubs)

Timm Klose, Eren Derdiyok.

Solothurn (1. Liga): 2944 (1 Spieler, 2 Klubs)

Gökhan Inler.

Schöftland (2. Liga inter): 1617 (1 Spieler, 1 Klub)

Renato Steffen.

Carouge  (1. Liga): 1504 (1 Spieler, 1 Klub)

Vincent Rüfli.

Lancy (1. Liga): 390 (1 Spieler, 1 Klub)

Alexandre Geijo.

Wohlen (PL): 302 (1 Spieler, 1 Klub)

Goran Karanovic.

Kriens: 90 (1 Spieler, 1 Klub)

Fabio Coltorti.

Bazenheid (2. Liga inter): 74 (1 Spieler, 1 Klub)

Elsad Zverotic.

Quelle: Football Observatory CIES

Als Ausbildungsverein gilt, wer einen Spieler zwischen 15 und 21 Jahren mindestens drei Jahre schulte.

Basel: 70 883 Minuten (13 Spieler in 21 Klubs)

Yann Sommer, Granit Xhaka, Ivan Rakitic, Xherdan Shaqiri, Valentin Stocker, Fabian Frei, Michel Morganella, Jacques Zoua, Arlind Ajeti, Timm Klose, Breel Embolo, Eren Derdiyok, Albian Ajeti.

Zürich: 48 770 (14 Spieler, 16 Klubs)

Ricardo Rodriguez, Nico Elvedi, Admir Mehmedi, Blerim Dzemaili, Josip Drmic, Berat Djimsiti, Almen Abdi, Saidy Janko, Innocent Emeghara, Vasilije Janjicic, Dimitri Oberlin, Francisco Rodriguez, Anto Grgic, Djibril Sow.

GC: 39 541 (11 Spieler, 16 Klubs)

Stephan Lichtsteiner, Diego Benaglio, Haris Seferovic, -Steven Zuber, Eldin Jakupovic, Izet Hajrovic, Moritz Bauer, Fabio Daprelà, Ulisses Garcia, Reto Ziegler, Shani Tarashaj.

St. Gallen: 20 133 (5 Spieler, 7 Klubs)

Marwin Hitz, Marcel Büchel, Tranquillo Barnetta, Michael Lang, Ivan Martic.

YB: 19 628 (4 Spieler, 6 Klubs)

Roman Bürki, Florent Hadergjonaj, Michael Frey, Yvon Mvogo.

Sion: 18 901 (6 Spieler, 8 Klubs)

Gelson Fernandes, Edimilson Fernandes, Léo Lacroix, Chadrac Akolo, Matteo Fedele, Vincent Sierro.

Luzern: 17 722 (3 Spieler, 5 Klubs)

Fabian Lustenberger, Pirmin Schwegler, Nicolas Haas.

Winterthur: 15 636 (6 Spieler, 7 Klubs)

Remo Freuler, Amir Abrashi, Manuel Akanji, Ermir Lenjani, Moritz Bauer, Innocent Emeghara.

Chur (2. Liga inter): 12 444 (1 Spieler, 1 Klub)

Senad Lulic.

FC Meyrin (1. Liga): 11 022 (1 Spieler, 1 Klub)

François Moubandje.

Servette: 10 555 (5 Spieler, 9 Klubs)

Djamel Mesbah, Denis Zakaria, Abdoul Yoda, Philippe Senderos, Kevin Mbabu.

Aarau: 10 026 (2 Spieler, 2 Klubs)

Silvan Widmer, Andreas Hirzel.

Lugano: 8993 (2 Spieler, 5 Klubs)

Valon Behrami, Danijel Milicevic.

Lausanne: 7408 (5 Spieler, 6 Klubs)

Lorik Cana, Léo Lacroix, -Migjen Basha, Adilson Cabral, Salim Khelifi.

Wil: 5363 (2 Spieler, 4 Klubs)

Fabian Schär, Elsad Zverotic.

Xamax: 4330 (2 Spieler, 3 Klubs)

Kader Mangane, Sébastien Wüthrich.

Old Boys (1. Liga): 3115 (2 Spieler, 3 Klubs)

Timm Klose, Eren Derdiyok.

Solothurn (1. Liga): 2944 (1 Spieler, 2 Klubs)

Gökhan Inler.

Schöftland (2. Liga inter): 1617 (1 Spieler, 1 Klub)

Renato Steffen.

Carouge  (1. Liga): 1504 (1 Spieler, 1 Klub)

Vincent Rüfli.

Lancy (1. Liga): 390 (1 Spieler, 1 Klub)

Alexandre Geijo.

Wohlen (PL): 302 (1 Spieler, 1 Klub)

Goran Karanovic.

Kriens: 90 (1 Spieler, 1 Klub)

Fabio Coltorti.

Bazenheid (2. Liga inter): 74 (1 Spieler, 1 Klub)

Elsad Zverotic.

Quelle: Football Observatory CIES

Als Ausbildungsverein gilt, wer einen Spieler zwischen 15 und 21 Jahren mindestens drei Jahre schulte.

Das meint BLICK: Klub der zweiten Chance

Mit bösem Willen könnte man sagen, der FC Thun profitiere von der Nachwuchsarbeit von YB, Basel, GC, Zürich und Luzern, die sich ihre Juniorenabteilungen Millionen kosten lassen. Thun hingegen hat keinen einzigen eigenen Spieler herausgebracht.

Doch das greift zu kurz. Thun ist finanziell nicht in der Lage, 20 Millionen für einen Nachwuchscampus auszugeben. 
Zudem ist das Einzugsgebiet im Oberland nicht vergleichbar mit demjenigen im Mittelland, in Zürich oder Basel.

Thuns Verdienste für den Schweizer Fussball sind 
dennoch riesig. Spieler, die 
aus den unterschiedlichsten Gründen den Sprung in den Spitzenfussball nicht auf 
Anhieb schaffen, erhalten 
dort eine zweite Chance.

Aus ehemaligen Thun-Spielern liesse sich ein Spitzenteam ­zusammenstellen: Die Goalies Roman Bürki, Fabio Coltorti und Eldin Jakupovic trugen ebenso das Thuner Trikot wie Verteidiger Timm Klose, die Mittelfeldspieler Luca Zuffi und Sekou Sanogo oder die Flügel Renato Steffen und Christian Fassnacht. Und 
nicht zu vergessen: Auch die ehemaligen Nati-Stars Marco Streller und Alex Frei stürmten einst für Thun.

Diese Beispiele zeigen, dass 
es in manchen Fällen klüger ist, den Umweg über Thun 
zu gehen und Erfahrungen zu 
sammeln, als vom Nachwuchs direkt nach Manchester oder Turin zu wechseln und dort 
auf der Bank zu sitzen. (Martin Arn)

Mit bösem Willen könnte man sagen, der FC Thun profitiere von der Nachwuchsarbeit von YB, Basel, GC, Zürich und Luzern, die sich ihre Juniorenabteilungen Millionen kosten lassen. Thun hingegen hat keinen einzigen eigenen Spieler herausgebracht.

Doch das greift zu kurz. Thun ist finanziell nicht in der Lage, 20 Millionen für einen Nachwuchscampus auszugeben. 
Zudem ist das Einzugsgebiet im Oberland nicht vergleichbar mit demjenigen im Mittelland, in Zürich oder Basel.

Thuns Verdienste für den Schweizer Fussball sind 
dennoch riesig. Spieler, die 
aus den unterschiedlichsten Gründen den Sprung in den Spitzenfussball nicht auf 
Anhieb schaffen, erhalten 
dort eine zweite Chance.

Aus ehemaligen Thun-Spielern liesse sich ein Spitzenteam ­zusammenstellen: Die Goalies Roman Bürki, Fabio Coltorti und Eldin Jakupovic trugen ebenso das Thuner Trikot wie Verteidiger Timm Klose, die Mittelfeldspieler Luca Zuffi und Sekou Sanogo oder die Flügel Renato Steffen und Christian Fassnacht. Und 
nicht zu vergessen: Auch die ehemaligen Nati-Stars Marco Streller und Alex Frei stürmten einst für Thun.

Diese Beispiele zeigen, dass 
es in manchen Fällen klüger ist, den Umweg über Thun 
zu gehen und Erfahrungen zu 
sammeln, als vom Nachwuchs direkt nach Manchester oder Turin zu wechseln und dort 
auf der Bank zu sitzen. (Martin Arn)

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Mannschaft
SP
TD
PT
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FC Lugano
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18
6
31
2
FC Basel
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18
21
30
3
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18
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FC Luzern
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3
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2
29
6
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18
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27
7
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6
25
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