«Die Krebs-Diagnose war ein Schock»
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Comeback von Vasilije Janjicic:«Die Krebs-Diagnose war ein Schock»

«Ich hatte noch nie so grosse Angst!»
FCZ-Juwel Janjicic erzählt vom Kampf gegen den Krebs

Seit Samstag ist FCZ-Mittelfeldspieler Vasilije Janjicic (22) zurück auf dem Fussballplatz. Hier redet er über die Schockdiagnose, sein Leiden während der Chemo und sein emotionales Comeback.
Publiziert: 09.03.2021 um 01:43 Uhr
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Als bei ihm Krebs diagnostiziert wurde, habe er mit seinem Schicksal gehadert. «Warum gerade ich? Ich bin doch Spitzensportler!»
Foto: BENJAMIN SOLAND
Michael Wegmann

Am letzten Samstagmittag testet die U21 des FC St. Gallen gegen den FCZ-Nachwuchs im Gründenmoos. Ein banales Testspiel vor leerer Kulisse. Aber nicht für alle! Nicht für Vasilije Janjicic (22). Der FCZ-Mittelfeldspieler ist an diesem Tag sogar aufgewühlter als bei seinem Bundesliga-Debüt 2017, als er im Dress des Hamburger SV vor 81'000 Fans gegen Dortmund eingewechselt wurde.

Janjicic strahlt noch am Montag nach dem Training. «Ich fühlte mich wieder wie als kleiner Bub. Ich habe es einfach nur genossen – das Resultat oder Fehlpässe waren mir egal. Die dreissig Minuten waren das pure Glück!», sagt er zu BLICK.

Es ist sein erster Einsatz seit der Schockdiagnose im Juli 2020.

Janjicic ist damals gerade dabei, sich beim FCZ nach seiner Rückkehr aus Deutschland einen Stammplatz zu erkämpfen, als man bei ihm nach einer Untersuchung Krebs diagnostiziert. Vasi, so nennen ihn alle, will dem Arzt nicht glauben, hofft «ganz fest» auf eine Fehldiagnose und verlangt sogar, dass der Test wiederholt wird. «Ich war im ersten Moment wütend, schockiert, enttäuscht, traurig. Irgendwie alles zusammen. Ich habe mit meinem Schicksal gehadert und mich oft gefragt: Warum gerade ich? Ich bin Spitzensportler. Ich mache jeden Tag Sport! Ich lebe gesund!»

Es habe seine Zeit gebraucht, bis er die Schock-Diagnose habe akzeptieren können, sagt er. Und ohne die Hilfe seiner Familie – seines Zwillingsbruders, seiner Mutter, seines Vaters – hätte es noch länger gedauert. «Sie haben mir extrem geholfen. Irgendwann war ich so weit, dass ich den Kampf annehmen wollte.»

«Die ganzen Medikamente machen dich kaputt»

Er, dem einst eine sehr grosse Zukunft im FCZ-Nachwuchs prophezeit wurde, stürzt sich in die Chemotherapie. Und weil er die ersten Tage der Therapie quasi ohne Beschwerden und Nebenwirkungen wegsteckt, hofft er, dass es so weitergeht. Ein grosser Irrtum! Nach zwei, drei Wochen wirds hart. Brutal hart. Janjicic: «Die ganzen Medikamente machen dich kaputt. Ich war immer total platt, konnte nicht schlafen, war immer schlecht gelaunt. Dann kamen noch die üblichen Symptome wie Haarausfall dazu.»

Sein Tagesplan ist monoton und schnell erzählt. «Nach dem Aufstehen ging es ins Spital, wo ich während fünf, sechs Stunden meine Chemotherapie verabreicht bekam.» Danach darf er nach Hause. Oft gehts sofort ins Bett, manchmal geht er auch spazieren. «Da musste ich wahnsinnig aufpassen, dass ich keine Grippe einfing. Oder Covid. Das wäre eine absolute Katastrophe gewesen.»

Nach überstandener Chemo folgt der nächste Schock! Er muss nochmals unters Messer. «Ich hatte noch vor nichts in meinem Leben eine solch grosse Angst wie vor dieser Operation.»

Diese dauert sieben Stunden – und geht zum Glück gut aus. «Als man mir nach der Operation mitteilte, dass ich keine Chemo mehr machen müsse, war das eine riesige Erlösung.» Es ist der Moment, in dem sein Optimismus zurückkommt. «Ab da glaubte ich daran, dass ich wieder auf den Platz zurückkehren würde.»

«Ich schätze meinen Beruf nun viel, viel mehr!»

Seit einigen Wochen ist er nun wieder im Mannschaftstraining. Zurück bei seinen Teamkollegen, die ihn durch diese schweren Monate begleitet haben. Einmal formten Mitspieler und Staff zusammen eine «Acht» – Janjicics Rückennummer. Sie schrieben mit Bällen dazu «Vasi» und winkten gegen den Himmel, von wo ein Foto mit einer Drohne gemacht wurde. «Diese Aktion und dieses Foto haben mich sehr bewegt. Aber das war bei weitem nicht das Einzige. Die Unterstützung meiner Teamkollegen war fantastisch. Ich hatte täglich mit den Jungs Kontakt. Sie haben mir geschrieben, mich angerufen. Ein riesengrosses Dankeschön an die Mannschaft, an den Verein, an die Fans. Sie alle haben so viel für mich getan, waren alle für mich da.»

Alle drei Monate muss er nun seine Blutwerte überprüfen lassen. «Ich bin extrem froh, dass jetzt all das vorbei ist. Mein grösstes Ziel ist es, gesund zu bleiben», sagt Janjicic und schmunzelt. «Aber ich habe sehr wohl auch wieder sportlich ambitionierte Ziele! Ich schätze es nun viel, viel mehr, dass ich diesen herrlichen Beruf ausüben kann. Ich liebe den Fussball. Ich bin extrem glücklich und geniesse jede Minute.»

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