Heliane Canepa, wie viel Auslauf braucht Kooki?
Heliane Canepa: Wir laufen oft bis zu zwei Stunden, Kooki braucht sehr viel Bewegung. Mir tut es auch sehr gut. Mein Leben lang habe ich mir einen Hund gewünscht, doch früher fehlte die Zeit. Ich bin oft gereist. Die Swissair war quasi mein zweites Zuhause.
Warum eine Schäferhündin?
Mein Grossvater hatte auf seinem Bauernhof einen Deutschen Schäferhund. Ich glaube, deshalb habe ich mir immer einen Schäferhund gewünscht. Erst wollte mir die Züchterin Kooki gar nicht geben, sie meinte, Schweizer Schäferhunde seien zu anspruchsvoll für Erstbesitzer. Aber ich nahm die Hundeerziehung sehr ernst, besuchte viele Kurse und auch mehrwöchige Hundecamps im Tessin und im Schwarzwald.
Auch wenn man es Ihnen nicht ansieht, im Februar werden Sie 71. Was ist Ihr Geheimnis, abgesehen von den ausgedehnten Spaziergängen?
Ach kommen Sie. Das heutige 70 ist doch das frühere 60! Seit Kooki da ist, brauche ich das Laufband nicht mehr. Mit Jazz-Tanzen habe ich auch aufgehört. Heute mache ich noch Yoga und schwimme regelmässig. Das kann man bis ins hohe Alter tun. Vor allem aber esse ich gesund, trinke kaum Alkohol. Ab und zu mal ein Glas Rotwein mit Cillo.
«Ich paffe nur»
Dafür rauchen Sie viel?
Rauchen ist mein Laster. Aber ich paffe nur, inhaliere nicht.
Seit wann rauchen Sie?
Seit ich 22 bin. Damals studierte ich ein Jahr an der Sorbonne in Paris. Wir hatten einen Literaturzirkel – und mir hat imponiert, wie die anderen so lässig über Bücher diskutierten und rauchten. So paffte ich mit. Jetzt könnte man denken, es wäre einfach aufzuhören. Stimmt nicht. Ich habe mich daran gewöhnt und gemerkt, dass mir mit Zigis die tollsten Dinge einfallen.
Wie viele tolle Dinge sind das pro Tag?
(Lacht.) Einige.
Anders gefragt: Wie viel rauchen Sie?
Ich zähle die Zigaretten nicht. Während den Spielen sind es mehr – aus Nervosität.
Zurück nach Paris.
Eine herrliche Stadt, eine tolle Zeit. Ich war oft im Theater, in Varietés. Und ich habe viel gelesen. Ich war eine Leseratte und bin eine geblieben.
Was lesen Sie im Moment?
Ich lese immer mehrere Bücher gleichzeitig. Plötzlich ist da dann ein Buch, das man nicht weglegen kann. Wie «Die Deutschstunde» von Siegfried Lenz. Ein richtiges Zückerli. Ich habe es mehrmals gelesen.
Vor Paris studierten Sie auch in London. Nicht üblich für eine junge Frau Ende der 60er?
Das Leben sah damals für eine Frau Folgendes vor: Schule, Ausbildung, Hochzeit, Kinder, dann ein Einfamilienhaus. Österreich zum Beispiel kannte diese Bausparverträge – dafür hat man ein Leben lang gespart.
So ein Leben passte Ihnen nicht?
Ich wollte selber etwas aus meinem Leben machen. Als ich volljährig war, sagte ich meinen Eltern, dass ich zum Sprachstudium nach London gehen würde. Sie waren geschockt. Sie dachten, es gefalle mir nicht mehr zu Hause. Auch unsere Nachbarn in Götzis konnten das nicht verstehen.
Vom kleinen Götzis in die Metropole London.
Was hatte ich anfänglich für schreckliches Heimweh! Mir fehlten meine Eltern, meine fünf Geschwister. Ich fühlte mich einsam in dieser grossen Stadt. Aber ich habe in meinen Briefen nach Hause immer geschrieben, wie toll London sei. Nach drei Monaten wars dann echt toll. Ich hatte mich eingelebt, Freunde gefunden. Kurz nach meiner Heimkehr wollte ich wieder weg, diesmal an die Sorbonne in Paris. Dann wollte ich noch nach Florenz. Doch mein Papa meinte: «Heliane, wie wäre es mal mit arbeiten und selber Geld verdienen?» So landete ich 1972 als Stagière bei der Maschinenfabrik in Rüti.
«Dann sass da dieser Lehrling: Cillo»
Und?
Als ich in Rüti aus dem Zug stieg, dachte ich: «Wo bin ich denn hier gelandet?» Nach Paris und London ein Schock! Da war gerade mal ein Kino, es lief ein Film mit Roy Black. Für mich war klar: Ein Jahr verdienen, um mein Studium in Florenz zu finanzieren und dann so schnell wie möglich wieder weg. Doch dann ist in meinem Büro dieser junge Lehrling gesessen. Cillo.
Liebe auf den ersten Blick?
Nein – wo denken Sie hin! Er war zwar ein aufgeweckter Bursche, aber viel zu jung. Er war 19 und ich 24. Irgendwann fragte er mich: «Fräulein Mayer, wollen Sie mal an ein Fussballspiel von mir kommen? Wir spielen im Cup.» Und ich bin gegangen. Ich war sogar froh, denn es war so langweilig in Rüti.
Wie hat er sich geschlagen?
Toll. Cillo war sehr schnell, dribbelstark und auch torgefährlich. Es fielen sechs Tore. Am Ende wollte ich ihn trösten, sagte ihm: «Schade, dass es nicht zum Sieg gereicht hat.» Ich wusste ja nicht, dass man zur Pause die Seiten wechselt und Rüti 6:0 gewonnen hatte.
Cillos Fussballkunst wars also?
(Lacht.) Ja, aber nicht nur. Auch seine Intelligenz und vor allem sein Humor. Lange Zeit habe ich mir aber nicht eingestehen können, dass ich in ihn verknallt bin. Irgendwann waren wir zusammen und bald wurde geheiratet.
«Freundinnen rieten von der Hochzeit ab»
Ihre Eltern sollen nicht einverstanden gewesen sein. Warum?
Eigentlich hat Cillo schon das erste Gespräch in den Sand gesetzt. Meine Mutter, eine überzeugte Katholikin, fragte ihn, ob er katholisch sei. Er sagte: «Mehr oder weniger, eher weniger.» Das war nicht, was sie hören wollte. Seine Art Humor kam nicht an. Als sie meinte: «Herr Canepa, wenn meine Tochter 50 ist, sind Sie erst 45», antwortete er: «Das ist kein Problem, Frau Mayer. Das Problem kommt erst auf uns zu, wenn sie 95 ist und ich 90.» Meine Mutter war richtig sauer. Doch ich liebte seinen Humor, er bringt mich heute noch regelmässig zum Lachen.
Ihre Eltern kamen nicht an die Hochzeit.
Das war schade. Aber es war besser so. Auch viele Freundinnen rieten mir übrigens ab, Cillo zu heiraten. Sie sagten: «Du arbeitest, er geht studieren, und plötzlich ist er weg.» Mir war es wurst! Als er dann sein Studium mit Bestnote abgeschlossen hatte, wurde er doch noch der Lieblingsschwiegersohn meiner Eltern.
Sie sind seit 45 Jahren verheiratet. Wollten Sie nie Kinder?
Es hat sich nicht ergeben. Anfänglich hätten wir es uns gar nicht leisten können. Dann habe ich Cillo für ein Jahr nach Boston begleitet, wo er einen Stage bei Ernst & Young absolvierte und kaum was verdiente. Ich bekam kein Arbeitsvisum, konnte ebenfalls nichts verdienen, im Gegenteil, ich musste zur Finanzierung unseres Aufenthaltes meine Pensionskasse auflösen. Aber es war eine tolle und für mich unbeschwerte Zeit. Nicht für Cillo, er musste viel und hart arbeiten. Nach unserer Rückkehr stiegen wir dann beide die Karriereleiter empor. Das wollten wir, ehrgeizig wie wir waren, nicht aufgeben. Trotzdem habe ich manchmal bei Cillo nachgefragt, ob er sich nicht doch Kinder wünsche. Er ist ja jünger als ich.
Was, wenn er Ja gesagt hätte?
Das weiss ich nicht, aber ich hätte ihn sicherlich nicht gehen lassen.
Hätten Sie als Mutter dieselbe Karriere hingelegt?
Ich persönlich hätte das wahrscheinlich so nicht geschafft. Denn ich gehöre zu den Menschen, die überall hundert Prozent geben. Ich hätte mir nie vorstellen können, drei Wochen geschäftlich nach Japan zu reisen und ein krankes Kind zu Hause zu lassen. Aber man muss zeitlich und örtlich flexibel sein, will man Karriere machen. Zumindest damals war es so.
Kann man als Mutter Karriere machen?
Ja, es gibt Beispiele. Aber man muss zu Hause jemanden haben, dem man voll vertraut. Und man muss es auch ertragen können, wenn das eigene Kind zur Nanny plötzlich Mami sagt. Kann man das nicht, soll man die Finger davon lassen. Meine Grossmutter sagte immer: «Du kannst im Leben nicht alles haben!» Sie hat recht.
Sie wurden eine der erfolgreichsten Geschäftsfrauen der Welt. Zweimal Schweizer Unternehmerin des Jahres. Sie erhielten ausserdem den Swiss Award in Wirtschaft. Haben Sie als junge Frau von solchen Erfolgen geträumt?
Nie. Eigentlich träumte ich von einem eigenen Bücherladen. Ich stellte mir vor, wie ich den ganzen Tag die neuesten Bücher lesen würde und ab und zu eines verkaufe (lacht). Es kam anders.
Als Top-Managerin nannte man Sie auch «Eiserne Lady». Waren Sie so hart?
Ach, es gibt so viele Klischees. Damit muss man leben, vor allem als Frau. Ich habe immer klare Ansagen gemacht, jeder wusste, was ich verlangte und wo ich hinwollte. Aber ich habe mich immer um meine Mitarbeitenden gekümmert und sie auch am gemeinsamen Erfolg teilhaben lassen.
Ihr Mann war jahrelang in Ihrem Schatten, zumindest in der Öffentlichkeit. Irgendwie entspricht das ja nicht seinem Naturell.
(Lacht.) Cillo hatte mit meinem Erfolg null Probleme. Im Gegenteil: Er war stolz auf mich wie Oskar im Nachthemd. Und er hat mich immer unterstützt. Das ist nicht selbstverständlich und zeigt, wie selbstsicher er ist. Ausserdem war er in seinem Fachgebiet auch eine anerkannte Persönlichkeit. Aber es gibt tatsächlich viele Männer, die mit dem Erfolg ihrer Frauen nicht umgehen können. Unser Grundsatz war: füreinander da sein. Zuhören. Sich gegenseitig unterstützen. Aber sich nicht einmischen.
«Wir haben den FCZ selber saniert»
Bis ins 2012. Da haben Sie sich in die Karriere Ihres Mannes eingemischt und sind beim FCZ eingestiegen. Warum?
Der FCZ war bis dahin Cillos Leidenschaft, sein Reich. Er hatte ja einen Berufswechsel vorgenommen, Ernst & Young verlassen, um das Präsidium des FCZ zu übernehmen. Ich war ein Fan mit Privilegien. Aber 2012 geriet der FCZ in eine wirtschaftliche Krise. Einige Mitglieder im VR verfolgten eine eigene Agenda, intrigierten und wollten den Klub für ein Butterbrot selbst übernehmen. Wir haben den FCZ dann selber saniert und schliesslich die Mehrheit am Aktienkapital übernommen. Das war der Zeitpunkt, als ich begann, mich persönlich zu engagieren.
Als VR-Delegierte und zeitweise als CEO haben Sie als Erstes jeden Stein umgedreht. Es gab kritische Stimmen.
Damit war zu rechnen. Da kommt plötzlich die Canepa und hinterfragt alles. Das war für einzelne Personen, auch im Umfeld des FCZ, nicht angenehm. Keiner war es gewohnt, eng geführt oder kritisch beurteilt zu werden. Ich erwarte von Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen, dass sie mit Firmengeldern so umgehen, als wenn es sich um ihr eigenes Geld handeln würde.
Aus Sicht der Unternehmerin: Ist ein Klub wie der FCZ eine gute Investition?
Wenn man kontinuierlich Erfolg hat, regelmässig in der Champions League teilnimmt und internationale Transfers realisieren kann, durchaus. Nur sind wir beim FCZ davon weit weg. Jedes Jahr decken wir ein strukturelles Defizit in Millionenhöhe. Wir denken und handeln nicht gewinnorientiert, aber ständig Geld verlieren, möchten wir auch nicht. Die schlechten Rahmenbedingungen im Letzigrund lassen eine Besserung der Situation leider nicht zu. Immerhin tröstet es mich, wenn ich sehe, was wir alles bewegen können. Wir tun sehr viel für die Integration, ermöglichen einigen hundert Jugendlichen, Fussball zu spielen. Ausserdem sind wir Pioniere des Schweizer Frauenfussballs. Auch haben wir schon viele soziale Projekte initiiert. Deshalb ist es auch so wichtig, dass das Stadionprojekt angenommen wird. Denn so, wie es jetzt ist, kann es nicht weitergehen.
Im Wahlkampf verteilen Sie Flyer in Zürich. Tun Sie das gerne?
Ja. Ich gehe gerne auf Menschen zu, habe null Berührungsängste. Ich kenne das aus einem früheren Wahlkampf für die Schulpflege in Rüschlikon. Die Jung-Liberalen portierten mich. Nächtelang produzierten wir damals handgestrickte Flyer. Und zur grossen Überraschung aller wurde ich gewählt. Als eingebürgerte Ausländerin und ohne eigene Kinder. Ich glaube, ich habe es auch getan, um meinem Vater etwas zu beweisen.
Was?
Mein Vater war Lehrer und Bürgermeister. Er konnte es nicht fassen, dass jemand wie ich in der Schweiz in die Schulpflege gewählt werden kann. In Österreich muss man dafür Magister, also ausgebildeter Lehrer sein. Eigentlich war mein Vater davon mehr beeindruckt als von meiner späteren beruflichen Karriere. Es waren fünf ganz tolle Jahre in der Schulpflege, ich habe viel über das System in der Schweiz gelernt.
Und warum haben Sie in der Politik aufgehört? Sind Sie zu wenig diplomatisch?
Nein, fehlende Diplomatie war nicht das Problem. Ausschlaggebend war wohl die Geschichte mit den neuen Pulten. Die Lehrer wollten neue Schreibtische, obwohl sie zwei Jahre zuvor bereits neue bekommen hatten. Ich stellte mich quer, sagte: «Mein Pult zu Hause hält auch mehr als zwei Jahre.» Meine Kollegen in der Schulpflege gaben mir zwar recht, trotzdem stimmten sie alle für neue Tische. Sie meinten: «Weisst du, Heliane, wir haben Kinder in der Schule …»
Sie hatten Angst vor schlechten Noten?
Was auch immer. Auf alle Fälle wusste ich, dass ich nicht zur Politikerin geboren bin.
Zurück zum Stadion, sind Sie für die Abstimmung optimistisch?
Ja, was ich auf der Strasse höre, stimmt mich positiv. Dennoch müssen wir weiter wirbeln.
«Bei FCZ-Toren muss ich einfach tanzen»
Wie gefallen Ihnen die letzten FCZ-Auftritte?
Ich freue mich sehr über die Leistungen. Bei Toren muss ich dann tanzen, auch wenn Cillo mich jedes Mal zu mehr Zurückhaltung mahnt. Aber ich kann nicht anders, die Freude ist so gross. So wie beim 3:2 gegen Leverkusen, das war einfach nur fantastisch.
Ihr Mann ist ein Tanzmuffel.
Stimmt. Ich wäre eine begeisterte Tänzerin, aber ihm macht es keinen Spass. Wobei, das ist nicht so schlimm. Meine Mutter sagte immer, gute Tänzer seien Hallodris.
Sie haben auf dem eineinhalbstündigen Spaziergang keine Zigarette gepafft.
Meine Grossmutter sagte immer: Frauen, die beim Laufen rauchen, wirken etwas billig. Auch wenn ich das nicht so sehe, irgendwie ist das haften geblieben. So wars ja ein richtig gesunder Spaziergang (lacht).
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | FC Zürich | 14 | 7 | 26 | |
2 | FC Basel | 14 | 20 | 25 | |
3 | FC Lugano | 14 | 6 | 25 | |
4 | Servette FC | 14 | 2 | 25 | |
5 | FC Luzern | 14 | 4 | 22 | |
6 | FC St. Gallen | 14 | 6 | 20 | |
7 | FC Lausanne-Sport | 14 | 2 | 20 | |
8 | FC Sion | 14 | 0 | 17 | |
9 | BSC Young Boys | 14 | -5 | 16 | |
10 | Yverdon Sport FC | 14 | -10 | 15 | |
11 | FC Winterthur | 14 | -21 | 11 | |
12 | Grasshopper Club Zürich | 14 | -11 | 9 |